Das ist Benin: Der kleine Staat im Westen Afrikas mit rund elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist eines der ärmsten Länder der Welt. 40 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. 50 Prozent sind unter 17 Jahre alt. Die Wirtschaft ist von der Landwirtschaft und dabei insbesondere von der Baumwollproduktion abhängig, wie Pascal Fendrich, Westafrika-Spezialist bei der Entwicklungsorganisation Helvetas, sagt.
Die Politik in Benin: Präsident Patrice Talon wurde im März 2016 in einer Stichwahl zum Präsidenten gewählt. Das politische System des Landes wird von der Nichtregierungsorganisation Freedom House als «frei» bewertet. Ein Problem sei jedoch die weitverbreitete politische Korruption. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind die Haftbedingungen in den Gefängnissen «äusserst hart». Sie lägen weit unter dem internationalen Standard. In der Rangliste der Pressefreiheit liegt Benin auf Platz 78 von 180 Ländern – vor vielen anderen Ländern Afrikas.
Die Hilfe der Schweiz: Seit 40 Jahren kooperiert die Schweiz in der Entwicklungszusammenarbeit mit Benin. Als Beispiel erwähnt Fendrich ein Programm im Bereich der Bildung, das die Deza mit der Helvetas durchführt. «Ziel des Programms ist es, alle Kinder, welche die Schule abgebrochen haben, wieder einzuschulen.» Wichtig sei zudem, die Brücke zwischen der Schulbildung und der Berufsbildung zu stärken. «Bei der Berufsbildung lassen wir uns vom schweizerischen Modell inspirieren», sagt Fendrich. Neu für Benin sei die Kombination von Berufsschule und Arbeitspraxis.
Die finanzielle Seite: Das finanzielle Engagement der Schweiz in Benin im Jahr 2018 beläuft sich auf rund 20 Millionen Franken. «Das ist wenig, wenn man die Bedürfnisse anschaut», sagt Fendrich. Die Entwicklungszusammenarbeit sei politisch unter Druck. «Bundesrat und Parlament haben das Budget gekürzt, obwohl sich die Schweiz verpflichtet hat, 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen.»
Die Gesprächsthemen: Bei seinem heutigen Besuch in der Schweiz wird Talon wohl vor allem über Entwicklungsfragen sprechen. Die Ausbildung, und dabei insbesondere die Berufsbildung, sei eine grosse Herausforderung, sagt Fendrich. Ebenso wichtig sei die Dezentralisierung Benins. «Es müsste mehr in den ländlichen Gebieten investiert werden, wo die meisten armen Menschen leben.» Als föderaler Staat habe die Schweiz in diesem Bereich Know-how.