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Bevölkerung geht auf Barrikade Ein Berner Friedhof soll weggespart werden

Aus Spargründen will die Stadt Bern aus dem Friedhof Bümpliz einen Park machen. Nun wird um die letzte Ruhe gestritten.

Auf der Internetseite der Stadt Bern wird der Friedhof Bümpliz wie eine Sehenswürdigkeit angepriesen. Besonders reizvoll sei der Kontrast zwischen dem über 100-jährigen Teil und der modernen Erweiterung, sowie der architektonisch gelungenen Abdankungshalle, steht da geschrieben. Und weiter: «Nebst seiner Funktion als Begräbnisort, als Ort der Trauer, des Gedenkens und der Ruhe, erfüllt der Friedhof Bümpliz auch eine wichtige Rolle als grüne Lunge des durch Hochhäuser geprägten Berner Vororts.»

Weil die Stadt nun aber sparen muss, soll der Friedhof Bümpliz künftig nur noch die Funktion der grünen Lunge behalten. Aus dem Friedhof wird ein Park. Ab 2023 soll dort niemand mehr begraben werden – bis in etwa vierzig Jahren sollen die bestehenden Gräber aufgehoben sein.

Das geplante Sparpotential: rund 350'000 Franken pro Jahr.

Doch gegen den Plan formiert sich Widerstand. Ein Friedhof sei ein Identifikationspunkt eines Stadtteils, ähnlich wie ein Schulhaus oder eine Kirche, sagt Miriam Albisetti, Präsidentin der reformierten Kirchgemeinde Bümpliz. «Als Kirche ist es uns wichtig, dass Angehörige von Verstorbenen einen Platz zum Trauern haben. Unser Fokus ist es nicht, die Leichen möglichst kostengünstig zu entsorgen», sagt sie. Das Unverständnis in der Bevölkerung für diese Sparpläne sei im Westen Berns enorm. Die beiden anderen Stadtberner Friedhöfe seien viel zu weit weg.

Unser Fokus ist es nicht, die Leichen möglichst kostengünstig zu entsorgen.
Autor: Miriam Albisetti Präsidentin reformierte Kirchgemeinde Bümpliz

Auch die Politik schaltet sich nun ein. Die SVP Bümpliz hat eine Petition zur Erhaltung des Friedhofs lanciert. Man habe bereits über 4000 Unterschriften beisammen, sagt Thomas Fuchs, Präsident der SVP Bümpliz. «Viele möchten dereinst im gleichen Grab wie ihr Ehepartner oder sogar ihr Kind bestattet werden.» Dass man diesen Leuten nun einfach sage, dass sie auf dem Bremgartenfriedhof beerdigt werden, sei für ihn unhaltbar, so Fuchs.

Bei der zuständigen Berner Gemeinderätin Mareike Kruit ist die Kritik angekommen. «Wir haben viele Bürgerbriefe erhalten und ich verstehe den Unmut», sagt die SP-Gemeinderätin. Warum wollen Sie denn beim Friedhof den Rotstift ansetzen, Frau Kruit? «Es stehen grosse Investitionen an beim Friedhof Bümpliz. Zum Beispiel die Aufbahrungshalle müsste dringend saniert werden.» Alleine dies würde «800'000 Franken aufwärts» kosten, sagt Mareike Kruit.

Beim Friedhof Bümpliz würden grosse Investitionen anstehen.
Autor: Mareike Kruit SP-Gemeinderätin Stadt Bern

Man sei mit der Bevölkerung im Gespräch und sei offen, über «verschiedene Varianten» zu diskutieren. Wie diese Varianten aussehen könnten, kann Kruit nicht sagen.

Rettet ein 100-jähriger Vertrag den Friedhof?

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Als sich das damalige Bauerndorf Bümpliz 1919 der Stadt Bern anschloss, wurde ein Eingemeindungsvertrag unterschrieben. Artikel 17 besagt: «Der bisherige Friedhof von Bümpliz wird weiter benützt und das geltende Beerdigungsreglement beibehalten.»

Laut Miriam Albisetti von der reformierten Kirchgemeinde Bümpliz würde dieser Vertrag nun gebrochen. «Der Vertrag wurde damals von der Stimmbevölkerung angenommen. Möchte man ihn ändern, bräuchte es eine erneute Abstimmung», ist Albisetti überzeugt. Bei der Stadt Bern werde momentan die juristische Sachlage geklärt, sagt dazu Gemeinderätin Mareike Kruit.

So oder so: Bei der Spardebatte im Stadtparlament wird die geplante Schliessung des Friedhof Bümpliz bestimmt noch zu reden geben. Die Hoffnung der Bümplizer Bevölkerung stirbt zuletzt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17. Mai 2021, 17:30 ; 

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