CSS-Chefin Philomena Colatrella ist überzeugt: Daten sind der wichtigste Rohstoff jedes Krankenversicherers. «Wir investieren sehr viel darin, die Daten zu verstehen, zu strukturieren und zum Wohle der Kunden zu nutzen.»
Dieser Aufwand lohne sich, denn Daten seien ein wichtiger Schlüssel, um stetig steigenden Prämien entgegenzuwirken. Bereits jetzt bietet die CSS – wie andere Krankenkassen auch – bei den Zusatzversicherungen Vergünstigungen an für Kundinnen und Kunden, die zum Beispiel einen Schrittzähler verwenden und damit ausweisen, dass und wie viel sie sich pro Tag bewegen.
Beim Konsumentenschutz klingeln alle Alarmglocken
Die Idee: Wer sich bewegt, lebt gesünder. Dieses Geschäftsmodell habe bei den Zusatzversicherungen viel Potenzial, sagt Colatrella. «Es kann günstiger sein, wenn der Kunde freiwillig die Ermächtigung erteilt, seine Daten zu verwenden.»
Da würden bei ihr sämtliche Alarmglocken läuten, kontert Konsumentenschützerin Sarah Stalder. «Eine Versicherung hat genau das Ziel, ein Risiko abzusichern, das unvorhersehbar ist und überraschend kommt. Je mehr dabei über die Kunden bekannt wird, desto tiefer wird das Risiko für die Versicherungsgesellschaften.»
Dass Kundendaten von Grossverteilern an Versicherungen weitergegeben werden, sind mögliche Modelle der Zukunft.
CSS will Grossverteiler-Daten
CSS-Chefin Colatrella sieht das anders. Sie kann sich gar vorstellen, das Modell noch weiterzutreiben. Beispielsweise indem über Kundenkarten von Grossverteilern auch Angaben zum Ernährungs- und Konsumverhalten der Krankenkasse übermittelt werden.
Was für die CSS eine Vision ist, ist für Konsumentenschützerin Stalder undenkbar. «Das wäre der Dammbruch. Da werden Daten zusammengefügt, die ein totales Bild über den Konsumenten geben.» Informationen wie Gesundheitsdaten, Einkaufsverhalten, Freizeitaktivitäten oder Bonität dürfen laut ihr nicht mit Versicherungsdaten vermischt werden. «Das wäre wirklich ein No-Go.» Gefordert sei dabei auch die Finanzmarktaufsicht.
Wenn Datenschutz die Versicherung verteuert
Colatrella widerspricht auch hier: Die Kundinnen und Kunden könnten selbst entscheiden, ob sie die Daten freigeben wollen. Zudem garantiere das Datenschutz-Gesetz, dass keine kompletten Dossiers von Kunden erstellt oder gar weitergegeben werden.
Doch Konsumentenschützerin Stalder schüttelt den Kopf: Es sei allein eine Frage der Zeit, dass der Spiess umgedreht werde. Dann würden jene, die weiter Wert auf sichere Daten legten, mit höheren Prämien abgestraft.