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Billig-Coiffeursalons als rechtsfreie Zonen
Aus Rundschau vom 06.02.2019.
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Billigsalons im Zwielicht Polizeirazzien gegen Coiffeure in Bern

  • Billigcoiffeure boomen. Im Raum Bern sind rund hundert Salons in Betrieb.
  • Einen Herrenhaarschnitt, der in der Regel rund 60 Franken kostet, gibt es in den Billigsalons ab 18 Franken.
  • Meist werden Billigsalons von syrischen oder türkischen Staatsangehörigen betrieben.
  • Die Fremdenpolizei in Bern führt gezielte Razzien durch und findet bei jedem zweiten Fall einen Verstoss.

Ein Coiffeur in Bern, einer der billigsten in der Stadt: Ein Schild weist darauf hin, dass sich Männer für 18 Franken die Haare schneiden lassen können. Ein attraktiver Preis. Aber wie ist das möglich? Die Rundschau bittet den Besitzer, den Vertrag eines Angestellten vorzulegen. Im Vertrag steht unter «Lohn»: 450 Franken im Monat. Eine Vollzeitstelle, 42 Stunden pro Woche.

Auf Nachfrage behauptet der Besitzer, es handle sich um den «Minimallohn», in Wahrheit liege der Lohn höher. Dann schiebt er nach, die 450 Franken seien ein Praktikantenlohn. Im Vertrag steht aber nirgends, dass der Angestellte ein Praktikant ist.

Keine Arbeitsverträge

Die Coiffeur-Branche hat seit einem Jahr einen Gesamtarbeitsvertrag. Der Mindestlohn für Coiffeurpersonal ist darin bei monatlich 3'800 Franken festgelegt. Bei Billigcoiffeurs werden die Mindestlöhne nach Auskunft der Behörden in Bern nicht immer eingehalten.

Oft verwendete Tricks: Ausgebildete Mitarbeiter würden über Jahre als Praktikanten angestellt. Manchmal existiere gar kein Arbeitsvertrag. Der Lohn werde am Ende der Woche bar ausbezahlt.

«Personal wird ausgenutzt»

«Wir werden das nicht weiter dulden», sagt Alexander Ott, Leiter der Fremdenpolizei der Stadt Bern. «Bei den Billigcoiffeurs finden wir immer wieder prekäre Arbeitsbedingungen vor. Wir stossen auf Angestellte, die nicht in der Schweiz sein dürften und ausgenützt werden.»

«Mit der Mehrwertsteuer nehmen es viele nicht so genau», stellt Ott fest. Bei den Kontrollen, die er gemeinsam mit der Gewerbepolizei und der Arbeitsmarktaufsicht durchführe, werden immer wieder Registrierkassen festgestellt, die angeblich gerade kaputt seien. Ein Indiz dafür, dass in solchen Betrieben keine Mehrwertsteuer ausgewiesen und bezahlt werde.

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Alexander Ott, Fremdenpolizei Stadt Bern: «Wir finden immer wieder prekäre Arbeitsbedingungen vor»
Aus News-Clip vom 06.02.2019.
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Die Zahl der Verstösse sind laut Ott generell zunehmend. Genaue Zahlen will er nicht nennen, sagt aber, bei über der Hälfte der kontrollierten Betriebe würden die Behörden Verstösse finden. Es gehe dabei unter anderem um Schwarzarbeit, Sozialversicherungsbetrug und illegale Beschäftigungen. Kontrollen seien sehr wichtig, um die Missstände zu bekämpfen.

100 Billigsalons im Raum Bern

Immer mehr Salons bieten in Bern einen Herrenhaarschnitt zu einem Viertel des üblichen Preises an. Allein in den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der Billigcoiffeure im Raum Bern verfünffacht, von 20 auf 100. In der Regel werden die Billigsalons von Staatsangehörigen aus Syrien oder aus der Türkei betrieben.

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Kunde in Bern: «18 Stutz ist ok»
Aus News-Clip vom 06.02.2019.
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Viele der Salons in Bern befinden sich an bester Lage. «Wir machen Umsatz, weil wir schnell sind», sagt ein Ladenbesitzer, der am Bahnhof und am Bärenplatz Salons hat. «Wir schneiden mit der Maschine, in zehn Minuten sind wir fertig. Ein Schweizer Coiffeur braucht drei-, viermal so lange.»

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