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Biografie eines Kulttrainers Arno Del Curto: «Die 22 Jahre beim HC Davos waren obergeil»

Nach seinem Rücktritt blieb es ruhig um Kulttrainer und HCD-Legende Arno Del Curto. Jetzt ist er zurück – mit seiner Biografie «Mit Köpfchen durch die Wand», die in diesen Tagen veröffentlicht wurde.

Arno Del Curto

Langjähriger Eishockeytrainer

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Arno Del Curto war von 1996 bis 2018 Trainer des HC Davos und wurde mit dem Club sechs Mal Schweizermeister und drei Mal Vizemeister. Nach seinem Rücktritt war er kurz für die ZCS Lions tätig, bevor er sich aus der Hockey-Welt zurückzog.

SRF News: Arno Del Curto, Sie sind wieder im Stress – warum?

Ich habe viele neue Projekte, wie ein Buch über mein Leben zu schreiben. Das bringt Lesungen und Vorträge, also eine gewisse finanzielle Sicherheit. Aber darauf hatte ich auch am wenigsten Lust, weil ich nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen wollte. Das ging aber gründlich schief. Nun muss ich das Buch bewerben. Ich mache das aber nicht für mich, sondern für die Leute, die mit mir daran gearbeitet haben.

Das Buch ist voller Anekdoten aus Ihrem Leben. Jene mit dem Klavier ist fast schon legendär.

Ich wollte der Mannschaft beweisen, dass auch ich in kurzer Zeit lernen kann. Also habe ich versprochen, in sechs Wochen die Mondscheinsonate von Beethoven auf dem Klavier zu spielen. Der Musiklehrer sagte zu mir: «Arno, das schaffst du nicht. Das ist, wie wenn jemand, der noch nie Schlittschuh gelaufen ist, einen vierfachen Toeloop (Drehsprung beim Eiskunstlauf) machen will.» Das war mir egal, ich begann einfach zu üben. Tatsächlich konnte ich nach sechs Wochen den ersten Teil des Stücks einigermassen spielen.

Ich war nicht extra hart, ich bin einfach so.

Immer den Schalk im Nacken, so kennt Sie die Schweiz. Sie konnten aber auch hart sein, gerade zu Journalisten. War das auch eine Rolle, die Sie für die Mannschaft gespielt haben?

Auch, ja. Ich kenne viele Journalisten, einige wurden sogar zu Freunden. Aber wenn jemand kam, der nicht wusste, wie man Schlittschuhe bindet und mich mit seinen Fragen in die Enge trieb, kam er natürlich gerade recht. Ich war aber nie extra hart, ich bin einfach so. Bei mir werden die Dinge sofort geklärt.

Eishockey ist Sport, aber auch Unterhaltung. Das passt sehr gut zu Ihnen, Sie wollten ja Rockstar werden. Im Buch gibt es ein Bild, auf dem Sie mit einer E-Gitarre vor dem Elternhaus stehen.

Ich war ein Hippie, ich hörte auch diese Musik. Irgendwann habe ich mich dann aber für das Hockey entschieden. Ich wollte eigentlich Spieler werden, doch dann hatte ich einen Unfall. So wurde ich halt Trainer und merkte schnell, dass mir das gefällt. Aber ja, ich habe alle Facetten eines Rockstars und die lebte ich auch aus.

Ein Teil davon war Ihre Direktheit?

Natürlich. Mal sprach ich mit viel Ironie oder Sarkasmus zur Mannschaft, mal fast als Komödiant. Man kann ja nicht zwanzig Jahre lang mit denselben Leuten zusammenarbeiten und immer gleich auftreten. Manchmal war ich aber auch zurückhaltend. Die Botschaft wurde immer gehört.

Vor gut zwei Wochen wurden Sie Ehrenmitglied des HC Davos – hat Sie das gefreut?

Ja, sowieso. Die 22 Jahre beim HC Davos waren obergeil. Das ist jetzt Rock'n'Roll-Sprache, aber es stimmt. Es war eine wunderschöne Zeit, ich möchte sie nicht missen und werde sie auch nie vergessen. Aber es gibt für alles ein Ende. Basta.

Ich habe alle Facetten eines Rockstars und die lebte ich auch aus.

Sie beschäftigen sich derzeit etwa mit einem Hotel in Arosa und dem Recycling von Baumaterial. Worum geht es da?

Ich habe jemanden kennengelernt, der eine neue Methode erfunden hat, um Beton herzustellen. Aus Glas wird Schaumglas und dann Beton. Das ist CO2-freundlicher, schalldämmend und noch viel mehr. Wir haben Leute gesucht, die mitmachen. Und jetzt sind wir kurz davor, eine Fabrik aufzubauen und mit der Produktion zu starten.

Da ist wieder dieses Feuer, das man bei Ihnen schon früher gespürt hat. Das geht Ihnen wohl nie aus?

Am Schluss bei Davos ging es mir kurz aus. Sonst ist es mir mein ganzes Leben noch nie ausgegangen.

Das Gespräch führte Marc Melcher.

Regionaljournal Graubünden, 17.11.2021, 17.30 Uhr ; 

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