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Blackbox Ärztelöhne Bund verspricht Transparenz

Seit Jahren werden die Einkommen der Ärzte im ambulanten Bereich nicht mehr veröffentlicht. Dieser Umstand wird heftig kritisiert. Wie die Sendung «10vor10» berichtet, plant das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Ende 2017 eine Studie. Die Ärztevereinigung FMH begrüsst die Transparenz bedingt.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will bei den Ärztelöhnen wieder für Transparenz sorgen. Seit Jahren waren die Einkommen der Ärzte im ambulanten Bereich nicht mehr veröffentlicht worden. Stefan Spycher, Leiter Abteilung Gesundheitspolitik beim BAG, erklärt nun gegenüber «10vor10»: «Wir werden die Einkommensdaten mit grosser Zuverlässigkeit per Ende 2017 bereithalten.»

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Geplant ist eine Pilotstudie. Die Daten sollen in einem ersten Schritt einmalig aufzeigen, wie sich die Einkommen der Ärzte im ambulanten Bereich zusammensetzen. Sowohl die Einnahmen aus der obligatorischen Krankenversicherung, wie auch aus der Unfall- und Zusatzversicherung sollen erfasst werden.

«Die Daten werden genug zuverlässig sein, um zu zeigen, wie hoch die Einkommen einzelner Fachrichtungen sind und wie sich die Löhne beispielsweise von Hausärzten und Spezialisten unterscheiden», so Spycher. Die Studie ist auch ein politisches Zeichen. «Es ist wichtig, dass wir über die Einkommen der Ärzte Bescheid wissen. Das sehen wir bei den aktuellen Tarifverhandlungen», führt Spycher weiter aus.

Fehlende Transparenz seit 2012

Die Luzerner SP-Politikerin Prisca Birrer-Heime fordert seit längerem Transparenz in diesem Bereich – bisher ohne Erfolg: «Die Löhne der Ärzte sind offenbar ein heisses Eisen». Denn der Bund ist seinem Versprechen nach Offenlegung entsprechender Daten noch nicht nachgekommen. Birrer-Heimo spricht gegenüber «10vor10» von einem «inakzeptablen» Zustand für die Prämienzahler: «Die Einkommen der Ärzte sind ein gewichtiger Kostenfaktor. Wenn diese nicht erhoben werden, fehlen Daten, um sinnvolle Tarife festzulegen».

Seit 2012 werden die Einkommen der Ärzte im ambulanten Bereich nicht mehr veröffentlicht. Grund: Die Ärzteverbindung FMH darf diese selbst nicht mehr erheben. Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat es der FMH aufgrund methodischer Unschärfen untersagt. Die FMH hatte nur die Einkommen der Ärzte aus selbständiger Praxis veröffentlicht, nicht aber deren weitere Einkünfte etwa aus Zusatzanstellungen in Spitälern. Der Bund selbst hat es bisher jedoch nicht geschafft, eine neue, bessere Statistik zu präsentieren.

«Der Bund versäumt es seit Jahren, eine neue Statistik zu präsentieren», kritisiert FMH-Vorstandsmitglied Christoph Bosshard gegenüber «10vor10». Dass er diese Chance nicht wahrnehme, bezeichnet Bosshard als «unverständlich». Es bestehe schliesslich ein öffentliches Interesse an den Zahlen.

Ärzteschaft nur bedingt für Transparenz

Die Ärztevereinigung FMH zeigt Interesse an der neuen Studie des BAG. Es werde sich zeigen, ob diese tatsächlich verlässlichere Daten hervorbringen werde, so FMH-Vorstandsmitglied Christoph Bosshard.

Die Transparenz sei zu begrüssen, allerdings nur bei Einkommen, die aus der Sozialversicherung, also etwa der obligatorischen Krankenversicherung generiert werden. «Bei den Einkommensanteilen, etwa aus der Zusatzversicherung, sieht die FMH kein Bedarf nach Transparenz», so Bosshard.

Ärztetarif Tarmed – Vernehmlassung läuft

Seit Jahren versuchen sich Ärzte und Krankenkassen auf einen neuen Abrechnungstarif zu verständigen. Der aktuelle Tarif Tarmed ist veraltet und muss revidiert werden. Weil sich die Tarifpartner bisher nicht einigen konnten, hat der zuständige Bundesrat Alain Berset eigenhändig Tarifanpassungen vorgenommen. Seine Vorschläge befinden sich noch bis zum 21. Juni in der Vernehmlassung.

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