«Mörder flieht aus psychiatrischer Klinik Königsfelden» oder «Noch ein Ausbruch: Sicherheitslücken in Königsfelden» – solche und ähnliche Schlagzeilen haben die psychiatrische Klinik Königsfelden in Windisch AG in den letzten Jahren mehrmals negativ in die Öffentlichkeit gebracht.
In den Jahren 2016 und 2018 sind drei Straftäter aus der Klinik ausgebrochen, was Mängel bei der Unterbringung dieser Menschen mit psychischen Störungen aufgedeckt hat.
Als Reaktion darauf beschlossen der Kanton Aargau und die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) den Bau eines bereits geplanten neuen Hochsicherheitstraktes für die forensische Psychiatrie zu forcieren. Nun gewährt die Klinik erstmals Einblick in den Neubau, in den Vollzug und die Abläufe in dieser speziellen Abteilung, wo psychisch kranke und teilweise gefährliche Straftäterinnen und Straftäter behandelt werden.
Blick in die Abteilung für forensischen Psychiatrie Königsfelden
Beim Besuch in der Forensischen Psychiatrie in Königsfelden fallen die Sicherheitsmassnahmen sofort auf. Vor dem Eingang und rund um das Gebäude sind Videokameras an hohen Pfosten angebracht.
Es gibt Bewegungsmelder und Wärmebildkameras. Im Innern sind die Türen dick und die Schlöser massiv. Beim Rundgang durch die Abteilung müssen Angestellte, Insassen und Besucher immer wieder Sicherheitsschleusen passieren.
Ich würde es nicht mit einem Gefängnis vergleichen, wir sind eine therapeutische Einrichtung.
Die ganze Einrichtung und Anmutung erinnert eher an ein Gefängnis als an eine psychiatrische Klinik. Diesen Vergleich lehnt Miro Barp, der Leiter des Sicherheitsdienstes, allerdings ab: «Ich würde es nicht mit einem Gefängnis vergleichen, wir sind eine therapeutische Einrichtung.» Aber natürlich sei der Bau auf die Schutzziele ausgerichtet, auf den Schutz von Mitarbeitenden, Patienten und Besucherinnen.
Es wird beim Rundgang durch die neue Abteilung schnell klar: Ausbrüche, wie sie 2016 und 2018 in Königsfelden passiert sind, sind hier nicht mehr möglich.
Bei einem Ausbruch damals hatte ein Insasse ein dünnes Drahtnetz vor seinem Balkon durchgeschnitten und konnte durch den Garten fliehen. Der Sicherheitsstandard bewegte sich damals laut Klinik auf tiefem bis mittlerem Niveau, nun erfülle man mit dem neuen Bau die Anforderungen an eine Hochsicherheitsabteilung.
Zahlen und Fakten zur Forensischen Psychiatrie in Königsfelden
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Total 74 Behandlungsplätze für psychisch kranke Straftäterinnen und -täter, 26 davon im Neubau, 48 im älteren Gebäude.
Knapp 35 Millionen Franken Baukosten für Erstellung des Neubaus und Verstärkung der Sicherheitsmassnahmen im bestehenden Gebäude.
Die Klinik für Forensische Psychiatrie gehört zu den Psychiatrischen Diensten Aargau (PDAG), eine Aktiengesellschaft im Eigentum des Kantons Aargau.
Gemäss PDAG hat die neue Abteilung das wohl modernste Sicherheitssystem der Schweiz.
Insgesamt führt die PDAG vier Kliniken, unter anderem auch für Alters- oder Kinderpsychiatrie. Rund 1500 Personen arbeiten für das Unternehmen.
Trotz des strengen Sicherheitsregimes soll das Leben in der Forensischen Psychiatrie aber so normal wie möglich ablaufen können, betonen die Verantwortlichen. Die Patientinnen und Patienten können in Aufenthaltsräumen zusammensitzen, es gibt Musik-, Sport- oder Bastelangebote.
Die Regeln des Zusammenlebens hier fördern pro-soziales Verhalten.
Die Einrichtung der Abteilung unterstütze die sogenannte Milieu-Therapie, erklärt Friederike Boudriot, die Klinikleiterin der Forensik: «Es gibt Regeln des Zusammenlebens, die ein gutes Miteinander, ein pro-soziales Verhalten, fördern.» Umgekehrt sei es aber auch möglich, unerwünschtes Verhalten zu unterbinden und zu korrigieren. Die Leute sollen hier also therapiert werden, mit dem Ziel, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Kleine Verwahrung beziehungsweise stationäre Massnahme
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Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten in der Forensischen Psychiatrie in Königsfelden wurden zu einer stationären Massnahme gemäss Art. 59 StGB verurteilt. Umgangssprachlich wird diese Massnahme häufig als kleine Verwahrung bezeichnet. Die Massnahme wird bei Tätern verhängt, bei welchen eine psychische Erkrankung (zum Beispiel Schizophrenie) in Zusammenhang mit der Straftat steht. Gleichzeitig muss aber eine Therapie auch Erfolgsaussichten haben. Die Massnahme wird für fünf Jahre gesprochen und kann nach Überprüfung auch mehrmals verlängert werden.
Die meisten der Patientinnen und Patienten in der forensischen Psychiatrie werden aber nicht einfach so in Freiheit entlassen, auch wenn die mindestens fünfjährige Therapie in Königsfelden erfolgreich verläuft. Viele werden weiterhin begleitet oder wohnen in betreutem Rahmen, da sich ihre Grunderkrankung nicht komplett weg-therapieren lässt.
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