Die Auftragsbücher der Eventlokale sind gut gefüllt. Eine Umfrage von Radio SRF zeigt: Die angefragten Anbieter verzeichnen für diesen Frühling und Sommer deutlich mehr Anfragen und Buchungen als noch im letzten Jahr. Die meisten sind wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie, einige sogar leicht darüber.
«Wir spüren einen regelrechten Boom bei den Eventanfragen», sagt Martin Geiger, Kommunikationsleiter des Gurtenparks. Seit Mitte Februar sei die Nachfrage nach Eventlokalen auf dem Berner Hausberg in die Höhe geschnellt; Firmen holen Weihnachtsfeiern nach, Private ihre Geburtstags- und Familienfeste.
Grosser Nachholbedarf bei Hochzeiten
Besonders gross ist die Nachfrage nach Lokalitäten für Hochzeiten. Während der Pandemie waren Feiern im grossen Stil nicht oder nur mit Einschränkungen möglich. «Viele Paare mussten ihr Fest mehrmals verschieben, einige haben es sogar ganz abgesagt», erzählt Ursula Harvey. Sie ist die Geschäftsführerin des Von Rütte-Guts, einer beliebten Hochzeitslokalität am Bielersee. In diesem Sommer werden über zwanzig verschobene Hochzeitsfeiern auf dem Gut nachgeholt. Dazu kommen neue Reservierungen. «Ab Mai sind alle Wochenenden bei uns ausgebucht», freut sich Ursula Harvey.
Dass sich dieses Jahr besonders viele Paare «Ja» sagen, diesen Eindruck bestätigt die Berner Hochzeitsplanerin Stefanie Waber. «Seit Mitte Februar hat sich die Handbremse gelöst.» Seit die Coronaschutzmassnahmen in der Gastronomie aufgehoben sind, hat die Hochzeitsexpertin besonders viele Anfragen bekommen. Heiratswillige Paare seien seit der Pandemie deutlich spontaner. «Die Planungszeit ist kürzer. Viele Paare wollen unbedingt noch in diesem Sommer heiraten. Dafür sind sie bereit, ihre Feier auf einen Wochentag oder einen Sonntag zu legen», so Stefanie Waber.
Gastrobranche kämpft mit Personalmangel
Die vollen Auftragsbücher bringen Gastro- und Eventbranche in eine Zwickmühle: Auf der einen Seite sind sie nach zwei Jahren Auf und Ab ein Grund zur Freude, gleichzeitig sorgen sie aber auch für Kopfzerbrechen. «Erreichen die Buchungszahlen wieder ganzjährig das Vor-Pandemie-Niveau, dann wird es für die Branche schwierig, das langfristig zu stemmen», sagt Martin Geiger vom Gurtenpark.
Grund dafür sind die fehlenden Fachkräfte. Viele von ihnen haben während der Pandemie die Branche verlassen. Der Markt sei ausgetrocknet, sagt Martin Geiger: «Wenn ich mit Berufskolleginnen und -kollegen spreche, dann erzählen alle das Gleiche. Nämlich wie schwierig es geworden ist, offene Stellen zu besetzen.»
Ein Blick in die Auftragsbücher von Veranstaltungslokalen zeigt: Die Feierlust der Schweiz dürfte auch über den kommenden Sommer hinaus andauern. Viele Lokale berichten von Buchungen im Herbst und Winter, andere sind für grosse Feiern im Sommer 2023 an Samstagen bereits voll.