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Bund will boomende Gentests stärker regulieren
Aus Rendez-vous vom 29.12.2022. Bild: KEYSTONE/AP Photo/Thomas Kienzle
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Boomende Gentests Der Bund warnt vor «Gen-Checks» aus dem Internet

Bis vor einem Monat waren Gentests nur minimal geregelt. Seither hat der Bund klare Regeln aufgestellt – und mahnt bei gewissen Selbsttests aus dem Netz zur Vorsicht.

Wenn es darum geht, DNA – also Erbgut – zu entschlüsseln, hat die Technik das bisherige Gesetz längst überholt. Dieses regelte neben dem Vaterschaftstest nur Gentests zu gewissen Krankheiten. Deshalb hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Grundlagen auf den neusten Stand gebracht.

Vizedirektorin Andrea Arz de Falco erklärt: «Neu kommen Tests im Bereich Lifestyle, Sport, Ernährung, aber auch Ahnenforschung.» Dazu gesellen sich «Fun-Tests», wie sie die BAG-Vertreterin nennt. «Dort geht es etwa um bitteres Geschmacksempfinden, die Konsistenz von Ohrenschmalz und weitere eher harmlose Informationen.»

Aufklärung tut Not

Ähnlich stuft auch das neue Gesetz ab. Am strengsten sind die Vorgaben für Gentests im medizinischen Bereich. Das können Abklärungen zu möglichen Therapien sein oder dazu, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, zu erkranken – noch bevor sich die Krankheit angekündigt hat.

Das brauche Gespräche: Vor dem Test zu den Erwartungen und nach dem Test zur Frage, wie es weitergehen soll. Deshalb dürfen solche Gentests nur von Ärztinnen und Ärzten gemacht werden. «Es macht sehr viel Sinn, dass diese medizinischen Tests nach wie vor sehr streng geregelt werden und in diesem medizinischen Kontext verbleiben.»

Das Wichtigste ist, dass die Bevölkerung weiss, welche Risiken mit solchen Tests verbunden sind und wie deren Verlässlichkeit einzuschätzen ist.
Autor: Andrea Arz de Falco Vizedirektorin BAG

Auch Gentests zu Lifestyle-Fragen – zur idealen Ernährung etwa, oder zum besten Training – sind Fachleuten wie dem Ernährungsberater oder der Apothekerin vorbehalten. Für Kinder und Jugendliche sind solche Tests verboten.

Vorschriften für Labors

Wer einen Gentest machen lässt, soll sich darauf verlassen können, dass die Genproben geschützt und nicht anderweitig verwendet werden. Deshalb macht das Gesetz auch beteiligten Labors Vorschriften.

BAG-Illustration zu Gentests
Legende: Auf seiner Webseite klärt das BAG darüber auf, welche Informationen mittels DNA-Tests gewonnen werden können – und welche Risiken bestehen. Screenshot BAG

Doch was bringen die Vorgaben, wenn die Gentests einfach mit ein paar Klicks im Internet bestellt und nachhause geschickt werden können? BAG-Vizedirektorin de Falco sagt dazu: «Das Wichtigste ist, dass die Bevölkerung weiss, welche Risiken mit solchen Tests verbunden sind und wie deren Verlässlichkeit einzuschätzen ist.»

Allerdings: Auch wenn es nur Tests zu «harmlosen» Eigenschaften sind, erhalten die Anbieter mit der Speichelprobe das ganze genetische Material.

Lukratives Geschäft mit der DNA

«Die Firmen machen ihr Geld damit, dass sie die Daten sammeln und diese weiterverkaufen beziehungsweise die Nutzungsrechte daran. Das ist nicht bei allen, aber den meisten Firmen der Fall», sagt Markus Zimmermann, Ethiker und Theologieprofessor an der Universität Freiburg.

Er war an einer Studie beteiligt, die im Vorfeld der Gesetzesanpassung aufgezeigt hat, dass viele ausländische Anbieter von Gentests auf dieses Geschäftsmodell setzen.

Das Ergebnis ist dann auch relevant für Kinder, Geschwister und die Eltern.
Autor: Markus Zimmermann Ethiker und Theologieprofessor an der Universität Freiburg

Wenn so schützenswerte Informationen ohne Kontrollmöglichkeiten weitergegeben werden, ist das problematisch. Kommt dazu, dass die DNA nicht nur Informationen über den Käufer oder die Käuferin eines solchen Tests trägt, sondern auch Informationen über Verwandtschaften.

«Das Ergebnis ist dann auch relevant für Kinder, Geschwister und die Eltern. Das ist das Besondere an den Gentests und kann sehr bedeutsam werden, wenn es in den gesundheitlichen Bereich übergeht», sagt Zimmermann.

Kurz: Die genetische Analyse von Speichel oder Blut ist kann auch bei sogenannten Fun-Tests ernst werden. Mit Blick auf diese kritischen Aspekte verweist das Bundesamt für Gesundheit auf seine weiterführenden Informationen online.

Rendez-vous, 29.12.2022, 12:30 Uhr

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