Eine ganze Branche steht vor einer ungewissen Zukunft. Feuerwerksverkäufer Michel Ott: «Ich erlebe es wohl nicht mehr, dass Feuerwerk ausstirbt. Aber meine Kinder vielleicht schon». Es sind mehrere Trends, die die Feuerwerksbranche aktuell beschäftigen:
- Trockenheit führt immer öfter zu Feuerwerksverboten am 1. August
- Leute stören sich vermehrt an der Luftverschmutzung
- Immer mehr Gemeinden und Volksfeste verzichten deshalb auf grosse Feuerwerke
- Eine Volksinitiative fordert ein Feuerwerksverbot
In der Branche gibt es deswegen Bedenken. Katzenjammer ist allerdings nicht zu hören. «Feuerwerke gibt es seit mehr als tausend Jahren und sie faszinieren auch heute noch viele Menschen», ist Michel Ott überzeugt. Er verkauft im Aargau Feuerwerk an Private.
Ein Blick auf die Zahlen bestätigt dies. Eingebrochen sind die Verkaufszahlen für Feuerwerk in der Schweiz in den letzten Jahren tatsächlich nicht. Allerdings zeigt die langjährige Tendenz nach unten.
Was alle befragten Unternehmer berichten: die Verkäufe nehmen zum 1. August hin ab, dafür wird immer mehr Feuerwerk an Silvester verkauft. «Am 1. August sind wir extrem vom Wetter abhängig, deshalb fahren wir dieses Geschäft eher etwas runter», sagt Franklin Herz, Geschäftsführer von Weco, einem der grössten Feuerwerkshändler der Schweiz.
«Je länger, je mehr können sich die Schweizer mit Feuerwerk an Silvester identifizieren», bestätigt auch Fabian Hutter, Geschäftsführer von Feuerwerkszauber.ch. Ein Phänomen, das es übrigens vor den Milleniumsfeiern zum Jahrtausendwechsel 1999/2000 in der Schweiz praktisch nicht gab.
Immer mehr Gemeinden verzichten
In Olten (SO) und Brugg/Windisch (AG) gibt es seit Jahren kein Feuerwerk mehr an der Bundesfeier. Bremgarten (AG) oder Erlenbach (ZH) verzichten in diesem Jahr zum ersten Mal. Auch an der Badenfahrt, einem der grössten Volksfeste der Schweiz, gibt es kein Feuerwerk.
Betroffen davon ist Fabian Hutter, der mit seiner Firma auch Feuerwerke für Gemeinden organisiert und abbrennt. Er beobachtet, dass es in Orten ohne öffentliches Feuerwerk eine Art Gegenbewegung gibt: «Wenn die Gemeinde kein Feuerwerk mehr zündet, kaufen vermehrt Private für eines im eigenen Garten».
Dass Shows mit Laser oder Drohnen Feuerwerke langfristig ersetzen werden, glauben die Feuerwerkshändler nicht. «Für Veranstaltungen hat ein Feuerwerk weiterhin eine grosse Anziehungskraft», ist Franklin Herz vom Feuerwerkshändler Weco überzeugt. Und Fabian Hutter gibt zu bedenken: «Lasershows gibt es seit Jahren, trotzdem sind sie nicht so weit verbreitet. Es bleibt eine Faszination für Feuerwerk.»
Ich erwarte eine knappe Abstimmung bei der Initiative.
Trotzdem bleibt es dabei, dass Feuerwerke viele Menschen stören und sie für zwei Prozent der jährlichen Feinstaubbelastung in der Schweizer Luft verantwortlich sind. Deshalb sammelt ein Komitee aktuell Unterschriften für ein Feuerwerksverbot.
Neben den trockenen Sommern und verstärkten Umweltbedenken hängt die Initiative wie ein Damoklesschwert über der Branche. «Bei der Volksabstimmung gehe ich von einer knappen Entscheidung aus», sagt Feuerwerkshändler Fabian Hutter.
Er sieht in der möglichen Abstimmung aber auch Vorteile, weil die Branche so ihre Argumente platzieren kann. «Deshalb bin ich optimistisch, dass die Initiative abgelehnt wird.» Trotzdem fasst er die Stimmung in seiner Branche so zusammen: «Klar, eine Verunsicherung ist da.»