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Feuerinspektor Vinzent Graf: Was muss man bei einem Brand alles beachten?
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 20.10.2020. Bild: zvg Kanton Luzern
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Brandschutz in Luzern Wenns brennt, soll das Tablet historische Gebäude retten

Brennt ein denkmalgeschütztes Haus, muss die Feuerwehr vorsichtig sein. Und braucht genaue, sofort verfügbare Pläne.

Zuerst der Rückblick: Anfang Mai 2018 stand das Hotel Schlüssel und damit das älteste Restaurant der Stadt Luzern in Flammen. Das Feuer gefährdete auch den Teil des Hauses, der als besonders wertvoll gilt: den Speisesaal im ersten Stock, der aus dem 16. Jahrhundert stammt.

Für die Luzerner Feuerwehr war der Brand im «Schlüssel» - der Kalauer drängt sich auf - ein Schlüsselerlebnis. Denn die Löscharbeiten wurden ganz anders ausgeführt als sonst. Um den historischen Speisesaal zu schützen, setzte die Feuerwehr möglichst wenig Löschwasser ein, die oberen und neueren Stockwerke liess sie deshalb absichtlich stärker ausbrennen. Die Taktik ging auf: Der Saal und seine wertvolle Holzdecke blieben fast unversehrt, das Hotel konnte Ende 2019 wiedereröffnet werden.

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Augenschein nach Hotelbrand
Aus Schweiz aktuell vom 04.05.2018.
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Möglich war diese Rettungsaktion nur deshalb, weil die Feuerwehr über einen detaillierten Notfallplan verfügte, den sie sofort via Tablet abrufen konnte. Der Fall «Schlüssel» verlief glimpflich, war aber auch ein Weckruf: Denn längst nicht bei allen denkmalgeschützten Gebäuden gibt es solche Pläne.

Nun will der Kanton vorwärts machen. Das Ziel: «In zwei, höchstens drei Jahren soll es soweit sein, dass wir mit gutem Gewissen sagen können: Die wichtigsten Kulturgüter sind erfasst!», kündigt der Luzerner Feuerwehrinspektor Vinzenz Graf an.

Viel aufwändige Kleinarbeit

Konkret bedeutet das viel Detailarbeit. In jedem Gebäude braucht es zuerst ein Inventar, dann wird priorisiert: Was ist besonders erhaltenswert? Bei welchen Objekten lohnt es sich, sie im Brandfall aus dem Gebäude zu holen?

Doch auch das alleine reicht noch nicht: «Im Evakuationsplan muss auch stehen, wie ein Objekt festgemacht ist und wie man es möglichst sorgfältig lösen und transportieren kann», erklärt Graf. Und natürlich: Damit im Ernstfall sowohl die Feuerwehr als auch die Zivilschutzorganisation auf die Informationen zugreifen können, müssen diese in einem elektronischen System abrufbar sein.

Mitarbeiter des Zivilschutzes erfassen auf dem Computer die Kunstobjekte im Schloss Heidegg.
Legende: Mitarbeiter des Zivilschutzes erfassen die Kunstobjekte im Schloss Heidegg. zvg Kanton Luzern

Damit die Besitzer der historischen Gebäude und Güter sich diesen Anforderungen bewusst sind, hat der Kanton Luzern eine Informationskampagne gestartet. Am Fall des über 800-jährigen Schlosses Heidegg im Seetal zeigen die Verantwortlichen auf, was zu tun ist. Dort wurde dieser Notfallplan nämlich kürzlich ausgearbeitet.

Das sei wichtig gewesen, sagt der «Schlossherr», Kurator Dieter Ruckstuhl, aber auch nicht nur einfach: «Es hat schon etwas weh getan, aber wir mussten zehn Objekte auswählen.» Diese würden bei einem Brand in erster Priorität gerettet. Andere Ausstellungsobjekte, die zu gross oder zu schwer oder zu fest angemacht sind, musste Ruckstuhl weglassen.

Es hat schon etwas weh getan, aber wir mussten zehn Objekte auswählen.
Autor: Dieter Ruckstuhl Kurator Schloss Heidegg

Die Auswahl fiel ihm schwer: «Mein Kriterium war schliesslich: Was würde ich bei einer Führung am meisten vermissen?» Im Zentrum stehe dabei nicht der materielle, sondern der ideelle Wert des Objektes. «Es sind diejenigen, über die wir viel wissen oder mit denen sich besondere Geschichten verbinden. Also zum Beispiel das Bärenfell des letzten Barons, der hier wohnte.»

Das Bärenfell des letzten im Schloss wohnhaften Barons.
Legende: Auf der Liste der wichtigen, schützenswerten Objekte im Schloss Heidegg: Das Bärenfell des Barons. zvg Schloss Heidegg

Dass nun ein detaillierter Evakuationsplan vorliege, sei zwar beruhigend, sagt Schloss-Heidegg-Kurator Ruckstuhl. Beim Erarbeiten habe ihn aber auch ein mulmiges Gefühl beschlichen. «Man darf sich gar nicht zu fest vorstellen, wie das wäre, wenn es hier brennen würde. Zum Glück ist das nur hypothetisch.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 20.10.2020, 17:30 Uhr;

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