Seit rund zwei Jahrzehnten zieht es die Menschen in der Schweiz in die Stadt zurück – trotz des Traums vom Haus im Grünen. Drei von vier Einwohnerinnen und Einwohner leben derzeit in städtischen Gebieten. Dass dieser Trend anhalten wird, davon gehen die zuständigen Fachstellen aus – auch für die 10-Millionen-Schweiz.
Die Bevölkerung nimmt also nicht überall in gleichem Masse zu. Abgelegenere Orte kämpfen heute schon mit der Abwanderung. In ihrer Prognose für das Jahr 2040 kommen die Bundesstatistiker auch zum Schluss, dass der Kanton Uri als einziger Kanton der Schweiz bevölkerungsmässig kaum zulegen wird.
Uri im Aufbruch
Dieses Szenario will die Urner Kantonsregierung aber nicht teilen. Sie kritisiert, dass die Statistik wichtige Weichenstellungen im Urnerland nicht berücksichtigt habe. Ihre eigene Prognose sieht ein stetiges Bevölkerungswachstum, bestärkt durch die Zahlen der vergangenen Jahre.
Heute leben rund 36'400 Menschen im Kanton Uri, mit 9400 knapp ein Viertel von ihnen in Altdorf und gut 80 Prozent in den Orten des Talbodens. Der Kanton schätzt, dass zwischen 4000 und 5000 Menschen wegpendeln – etwa doppelt so viele wie hinpendeln.
Die Pläne des Kantons krempeln das untere Reusstal um. Der Talboden soll so attraktiv werden, dass junge Menschen in Zukunft nicht mehr in die nördlich gelegenen Zentren wie Zug oder Zürich abwandern. Wohnraum ist bereits reichlich entstanden, nun sollen Arbeits- und Bildungsplätze folgen. Eine überregionale Verkehrsplanung soll darüber hinaus die Ortskerne entlasten und bessere Verbindungen ermöglichen.
Altdorf ächzt unter dem Verkehr
Es ist lärmig und stickig, wenn drei bis vier Busse zu Tells Füssen mitten in Altdorf kommen und gehen. Auch die Autos stauen sich auf der Strasse durch den Ort. Gemeindepräsident Urs Kälin sieht darin ein Hauptproblem für Altdorf: Zu den Stosszeiten steht hier Stossstange an Stossstange.
Doch Gemeinde, Region und Kanton haben Pläne für mehr Lebensqualität und flüssigeren Verkehr. Nach rund zwei Jahrzehnten Planung können die Arbeiten nun beginnen. Altdorf und die Region im unteren Reusstal erhalten ein neues Verkehrskonzept.
Neue Verkehrswege, neue Arbeitsstellen
Der Altdorfer Ortskern wird beruhigt, der Verkehr umgeleitet. Die Verkehrsdrehscheibe wird neu am Bahnhof liegen, der momentan unscheinbar etwas abseits von Altdorf liegt.
Die Kantonsregierung will zudem Ausbildungsplätze schaffen und auf dem Areal neben dem Bahnhof neue Unternehmen und mit ihnen Arbeitsplätze ansiedeln. Für den Raumplanungs-Experten Lukas Bühlmann macht eine solche überregionale Planung Sinn.
Er versteht die Urner Zukunftsprojekte als Chance – warnt aber davor, dass der Ortskern nicht verwaisen darf und das Entwicklungsgebiet für die Arbeitsplätze nicht vor lauter Ungeduld aufgeteilt werden dürfe.
Chancen schaffen
Gemeindepräsident Urs Kälin sieht die Chancen im Zentrum. Nachdem Altdorf sehr gelitten habe unter dem Wegzug vieler Bundesbetriebe, brauche es nun einen Plan für die Zukunft. Kritische Stimmen gab es aus Flüelen und Erstfeld, doch die seien weitgehend verstummt, sagt Christian Raab. Er leitet das kantonale Amt für Wirtschaft und öffentlichen Verkehr und er sagt, der Kanton habe keinen Plan B.