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Brettschichtholz Fabrik will Schweizer Bauholz anbieten: Machen Lieferanten mit?

Holz aus Schweizer Wäldern in der Schweiz verarbeiten und verbauen – das will einer der grössten Schweizer Holzhändler.

Die Ausgangslage: Holz boomt. Davon profitiert aber vor allem die ausländische Holzindustrie, stellt der Verband Holzindustrie Schweiz fest. Nur knapp die Hälfte der rund 11 Millionen Kubikmeter Holz, die jährlich in der Schweiz verbraucht werden, stammen aus der Schweiz. Laut der Waldpolitik des Bundes könnten aber bis zu acht Millionen Kubikmeter nachhaltig geerntet werden. Unterdurchschnittlich wächst dabei Holz, das als Baustoff verwendet wird.

Das Projekt: Holz aus der Schweiz soll in der Schweiz verarbeitet und später auch verbaut werden – dies will einer der schweizweit grössten Holzhändler, Kuratle aus Leibstadt AG. Die Firma plant den Einstieg in die Holzproduktion. Die Dimension der Anlage im Nachbardorf Full-Reuenthal ist eindrücklich: «Wir starten mit einem Rundholzplatz, auf dem die Baumstämme lagern. Dann gibt es ein Sägewerk, eine Trocknungsanlage und das Leimwerk, wo die Produkte zu Brettschichtholz verleimt werden», schildert Gesamtprojektleiter Christian Käser.

Holz im Wald
Legende: Holz aus Schweizer Wäldern in der Schweiz verarbeiten und verbauen – das will einer der grössten Schweizer Holzhändler. Colourbox

Die Idee dahinter: Die neue Holzfabrik will eine Lücke füllen: «Die Vision ist, dass wir eine durchgängige Verarbeitung in der Schweiz haben», sagt Christian Käser. Das Holz soll über die gesamte Produktion in der Schweiz bleiben, vom Rundholz bis zur sogenannten Kaskadennutzung. Damit ist gemeint, dass sich Holz mehrfach verwenden lässt, später als Spanplatten, Papierfasern und schliesslich bei der Energiegewinnung. Die neue Aargauer Fabrik will die Transportwege kurz halten und die meisten Transporte per Bahn durchführen.

Die Zahlen: Kuratle rechnet mit Investitionen von gut 100 Millionen Franken. Kommt das Projekt zustande, könnten im Werk bis zu 100’000 Kubikmeter Holz pro Jahr verarbeitet werden. Etwa 20'000 Kubikmeter hätte die Firma gerne aus Aargauer Wäldern, vorwiegend Laubwäldern. Eine grössere Bedeutung hätten aber die Nadelbäume, die in den Voralpen und Alpen wachsen, weshalb man beispielsweise auch Lieferanten in den Kantonen Bern oder Luzern suchen werde, heisst es bei Kuratle.

Holzstämme
Legende: Werden lokale Lieferanten liefern? Ohne die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer geht es nicht. Keystone/Sigi Tischler

Der Haken: Damit die geplante Holzfabrik ihre Idee vom Schweizer Holzwerkstoff auch umsetzen kann, ist sie auf lokale Lieferanten angewiesen. Darum hat Kuratle diese Woche das Projekt dem Verband der Aargauer Waldeigentümer, Wald Aargau, vorgestellt. Geschäftsführer Felix Moor: «Wir begrüssen, dass jemand im Rahmen der Holzindustrie in der Schweiz investieren will.» Ein modernes Sägewerk im Kanton Aargau sei eine gute Sache. Letztlich dürfte aber auch der Preis eine Rolle spielen, ob die Waldeigentümer an die neue Fabrik liefern: «Ein grosser Teil des Erlöses der Forstbetriebe ist der Holzverkauf. Es spielt eine Rolle, ob man für einen Kubikmeter Holz plötzlich zwei Franken mehr oder weniger kriegt», sagt Felix Moor.

Die Zukunft: Noch steht die geplante Holzfabrik nicht. Die Firma Kuratle will weitere Marktabklärungen tätigen. Das Baugesuch könne frühestens im Herbst 2024 eingegeben werden, heisst es weiter.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 12.6.2024, 17:30 Uhr ; 

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