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Brustkrebsvorsorge Krebsliga schlägt Alarm: Screeningprogramme vor dem Aus

Für die Brustkrebsvorsorge bei Frauen ab 50 gibt es in vielen Kantonen ein eigenes Programm. Doch nun schlägt die Krebsliga Alarm: Diese Früherkennungsprogramme seien gefährdet, und zwar wegen einer Senkung der Arzttarife auf Anfang 2026.

Wie sinnvoll sind Früherkennungsprogramme?

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Person in weissem Laborkittel vor hellem Hintergrund.
Legende: Susanne Bucher, Co-Chefärztin und Leiterin Brustzentrum, Luzerner Kantonsspital ZVG

Susanne Bucher ist Co-Chefärztin und leitet das Brustzentrum am Luzerner Kantonsspital. Sie sagt, dass Früherkennungsprogramme sehr sinnvoll seien. «Das Hauptziel eines Screenings ist eigentlich immer, dass man die Sterblichkeit reduziert. Aber beim Brustkrebs darf man mittlerweile sagen, dass die meisten Frauen eigentlich eine sehr gute Prognose haben», so Bucher. Das Ziel dieser Screenings sei, dass man einen Brustkrebs möglichst früh entdecke: «Dann brauchen wir weniger Behandlungen und letztendlich auch weniger aggressive Behandlungen», sagt Bucher.

Frauen zwischen 50 und 74 Jahren werden alle zwei Jahre aufgeboten, sich auf Brustkrebs untersuchen zu lassen. In 14 Kantonen gibt es diese Programme, in vier Kantonen ist die Einführung geplant. Jetzt gelten jedoch ab Januar 2026 neue Tarife für diese Untersuchungen.

Krebsliga schlägt Alarm

Diese würden massiv gesenkt, teils bis zu 50 Prozent, sagt Rudolf Morant, Präsident der Krebsliga Ostschweiz und Vorstandsmitglied bei Swiss Cancer Screening. «Manche Radiologien haben uns schon mitgeteilt, dass sie nicht mehr am Screeningprogramm mitmachen werden, weil sie die neuen Tarife als nicht kostendeckend erachten.»

Dabei gebe es viele Vorteile, zum Beispiel eine klare Qualitätskontrolle. So würden immer zwei Radiologen oder Radiologinnen die Bilder anschauen. Hinzu komme, dass die Programme alle Frauen einschliessen, sagt die Mediensprecherin der Krebsliga Schweiz, Stefanie de Borba: «Der Vorteil ist, dass alle Personen einen chancengleichen Zugang zu diesen Früherkennungs­untersuchungen haben, unabhängig von ihrer finanziellen oder von ihrer sozialen Situation und auch unabhängig von ihrem Wohnort.»

Studie zeigt Vorteile von Screeningprogrammen

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«Wir haben soeben eine interessante Studie veröffentlicht. Da hat man die Tumorstadien von Frauen aus dem Kanton Luzern verglichen mit den Tumorstadien aus Kantonen mit Screeningprogrammen», sagt Susanne Bucher, Co-Chefärztin und Leiterin des Brustzentrums im Luzerner Kantonsspital. Man habe dabei aufzeigen können, dass Frauen in Luzern höhere Tumorstadien hätten, dass also die Tumore grösser seien und dass vermehrt ein Lymphknotenbefall vorhanden sei. «Und damit ist die Prognose für die Frau natürlich schlechter», so Bucher.

«Keine Panik», heisst es seitens der Versicherer. Der Sprecher des Krankenkassenverbandes Prio Swiss, Adrien Kay, sagt: «Screeningprogramme leisten einen nützlichen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit. Sie sind nicht gefährdet. Die Versicherer sind weiterhin gewillt, diese mitzufinanzieren.» Im Moment würden die Verhandlungen zwischen den Anbietern der Programme und den Krankenkassen laufen.

Alle Seiten hoffen auf eine gute Lösung

Die Krankenkasse CSS schreibt auf Anfrage, dass man für Vorschläge offen sei. Diese würden sie insbesondere von den Kantonen erwarten. So hoffen alle Seiten, dass bis Anfang 2026 noch eine gute Lösung auf dem Tisch liegt, sodass die Brustkrebs­früherkennungs­programme im gewohnten Rahmen weitergeführt werden können.

Heute Morgen, 09.07.2025, 06:00 Uhr

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