- Die FDP-Parteileitung lässt ihrer Bundeshaus-Fraktion freie Hand bei der Kandidatenwahl.
- Für die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter sind nach wie vor drei Kandidierende im Rennen: Isabelle Moret, Ignazio Cassis und Pierre Maudet.
- Die FDP-Fraktion wird am 1. September nun ohne weiteren Vorgaben entscheiden, mit wie vielen und welchen Kandidierenden die Partei Wahl vom 20. September steigen soll.
- Bis dahin buhlen die drei Kandidierenden bei ihren Parlamentskollegen weiter um Sympathien und Stimmen, aber auch in aller Öffentlichkeit. Und das ist ungewöhnlich.
Die FDP nennt ihre Veranstaltungen mit den Kandidierenden zwar Roadshow, doch wenn Isabel Moret, Ignazio Cassis und Pierre Maudet diese Woche öffentlich auftreten, dann trifft man sie nicht «on the road», auf einem zur Bühne umfunktionierten Lastwagenanhänger.
Die drei Kandidierenden werden in herkömmlichen Sälen auftreten, in gepflegter Athmosphäre: Heute, Montag, in einem Business-Hotel in Zug oder am Mittwoch in einem Viersterne-Haus direkt am Rhein in Basel. Wer kommt, kann hören, was die Politiker und die Politikerin denken, und ihnen Fragen stellen.
Nicht das Volk wählt
Das wäre nichts Aussergewöhnliches, wenn es um eine Volkswahl ginge. Aber den Bundesrat wählen die 246 National- und Ständeräte, und nicht das Volk. Die Bundesversammlung aber, «wird sich kaum von diesen öffentlichen Hearings beeinflussen lassen», sagt Politologe Georg Lutz.
Die Bundesversammlung wird sich kaum von diesen öffentlichen Hearings beeinflussen lassen.
Stimmt, sagt FDP-Generalsekretär Samuel Lanz, aber bei diesen Veranstaltungen, die man ähnlich schon vor acht Jahren vor der Wahl von Didier Burkhalter durchgeführt habe, gehe es auch nicht darum, Stimmen zu holen.
Erste Kontaktnahme zum Volk
«Das Ziel ist, dem neuen Bundesrat die Möglichkeit zu geben, mit der Bevölkerung ein erstes Mal in Kontakt zu treten», betont Lanz. Und umgekehrt wolle man der Bevölkerung ermöglichen, ihre Sorgen und Ängste einzubringen.
Politikwissenschaftler Lutz aber glaubt nicht, dass es bei dieser Roadshow in erster Linie um die Tuchfühlung zwischen angehenden Bundesräten und dem Volk geht. Vielmehr sieht er das Ziel der Veranstaltungen darin, der FDP bis zur Nomination weitere Aufmerksamkeit zu sichern.
«Das bringt die Kandidierenden der Partei in die Medien und so in die öffentliche Wahrnehmung. Es wird der Partei sicher nicht schaden, aber viel mehr als eine PR-Aktion sehe ich darin nicht.»
Viel mehr als eine PR-Aktion sehe ich darin nicht.
Lieber drinnen als nass
Wie viel parteiferne Leute aus dem Volk den Weg in die noblen Säle tatsächlich finden, wird sich zeigen. Das Ziel, interessante Begegnungen zwischen Bundesratskandidaten und Bürgern zu ermöglichen, wäre aber wohl einfacher zu erreichen gewesen, hätte die FDP die Show wirklich auf der Strasse, an zentralen Orten in den Städten veranstaltet.
Als wir diese Termine planten, hatten wir noch keinen Wetterbericht.
Vielleicht, räumt Generalsekretär Lanz ein, betont dann aber: «Als wir diese Termine planten, hatten wir noch keinen Wetterbericht. Und so können wir sicherstellen, dass niemand nass wird und wir es zumindest in einem organisatorisch guten Rahmen ablaufen lassen können.» Also lieber drinnen und gut organisiert, statt draussen und am Ende noch nass.
Der Duden gibt der FDP in diesem Punkt übrigens Recht: Eine Roadshow ist demnach schlicht eine «Werbeveranstaltung, die mobil an verschiedenen Orten erfolgt». Darüber, dass dieser Ort draussen auf der Strasse stattfinden müsste, steht da nichts.