- Die FDP Tessin hat sich mit Ignazio Cassis für eine Einerkandidatur entschieden.
- Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Frauenkandidatur aus der Romandie.
- Journalist Philippe Reichen rechnet mit guten Chancen für Jacqueline De Quattro.
Wochenlang wurde gerätselt: Setzt die Tessiner FDP «nur» auf Ignazio Cassis, oder gibt es doch noch eine Zweierkandidatur für die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter? Seit gestern ist klar: Die Kantonalpartei löst ein Einerticket.
In der Romandie haben sich mögliche FDP-Kandidaten und -Kandidatinnen bisher eher bedeckt gehalten – weil nicht klar war, wer im Tessin nominiert wird. Nach dem Entscheid für Cassis liess die Reaktion des Waadtländer FDP-Nationalrats Olivier Feller nicht lange auf sich warten: Das Einerticket legitimiere eine Frauenkandidatur aus der Romandie, sagte er.
Philippe Reichen, Westschweiz-Korrespondent des «Tages-Anzeigers», wundert das nicht: «Darauf hat die FDP hier immer gehofft. Jetzt ist dieser Fall eingetreten. Und es ist klar, dass die Partei jemanden für die Bundesratswahl nominieren wird.» Die Waadtländer FDP-Regierungsrätin Jacqueline De Quattro ist bis jetzt allerdings die einzige Frau, die offiziell erklärte: «Ja, ich trete an.»
Wenige Kandidaturen aus dem Waadtland
Reichen geht davon aus, dass De Quattros Kandidatur auch die einzige bleiben wird. Noch bis am 10. August können bei der Waadtländer FDP Kandidaturen für den freiwerdenden Bundesratssitz eingereicht werden. Die FDP Schweiz entscheidet dann am 1. September, wen sie der Bundesversammlung vorschlägt.
De Quattro befinde sich schon jetzt im Wahlkampf – nicht inhaltlich, aber mit Bildern, sagt Reichen: «Am 1. August sind Fotos von ihr an der Bundesfeier in Aigle aufgetaucht. Der Waadtländer FDP-Präsident Frédéric Borloz ist dort Gemeindepräsident.» Auch mit Didier Burkhalter und Alain Berset sei sie zu sehen gewesen. «Meiner Meinung nach versucht sie, sich in der Nähe dieser Magistratspersonen zu zeigen, damit man sie sich in dem Milieu vorstellen kann.»
De Quattros Bewerbung wahrscheinlicher als Morets
Auch die Waadtländer FDP-Nationalrätin Isabelle Moret wird immer wieder als mögliche Kandidatin gehandelt. Sie sagte aber: «Ich überlege noch.» Auch am gestrigen Bundesfeiertag wollte sie sich nicht zu einer allfälligen Bewerbung äussern. «Ich denke, sie zweifelt ein wenig an ihren Chancen», so Reichen.
«Auch die Tatsache, das sich De Quattro schon Mitte Juli als Kandidatin ausgerufen hat, zeigt, das Moret eher davon absehen wird», erklärt er. Die beiden seien zudem gut miteinander vernetzt. «Sie kennen sich sehr gut. Ich glaube nicht, dass Moret etwas tun würde, was De Quattro nicht schätzen würde.»
Dass das Tessin einzig auf Cassis setzt, könnte die Chancen einer Frau aus der Romandie – insbesondere jene von De Quattro – also durchaus verbessern.