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Bundesratswahlen 2015 Mit Parmelin weg vom Blocher-Image?

Guy Parmelin ist der erste Westschweizer Bundesrat der SVP. Mit ihm will die Volkspartei nun auch in der Romandie punkten. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

«Die Westschweiz ist einer unserer letzten grossen Wachstumsmärkte. Die SVP hat ihr Potenzial in der Romandie längst nicht ausgeschöpft», freute sich Parteipräsident Toni Brunner nach der Wahl von Guy Parmelin. Brunners Erwartungen könnten sich erfüllen, glaubt Westschweiz-Korrespondent Thomas Gutersohn.

SRF News: Kann die SVP in der französischsprachigen Schweiz noch deutlich zulegen?

Thomas Gutersohn: Es ist schwierig zu sagen, wie gross das Wählerpotenzial der SVP in der Westschweiz ist. Man kann beispielsweise die Masseneinwanderungsinitiative als Messlatte nehmen: Diese wurde in der Westschweiz abgelehnt. Aber 38 Prozent der Romands haben Ja gestimmt. Wenn man diese Zahl mit dem effektiven Wähleranteil der SVP in der Westschweiz von 20 Prozent vergleicht, ist schon ein Unterschied vorhanden. Der Unterschied zeigt, dass doch viele Leute in Sachfragen einer Meinung sind, sie aber noch nicht wählen. Ich denke, dass noch ein ziemlich grosses Potenzial für die SVP vorhanden ist.

Bisher wurde die SVP in der Romandie immer mit Christoph Blocher identifiziert – und er ist hier einfach kein beliebter Mann.

Wie kann ein Westschweizer SVP-Bundesrat seiner Partei helfen, mehr Stimmen in der Romandie zu holen?

Guy Parmelin bietet der SVP in der Westschweiz vor allem ein neues Gesicht. Bisher wurde die SVP in der Romandie immer mit Christoph Blocher identifiziert – und er ist hier einfach kein beliebter Mann. Er hat bisher viele Leute davon abgehalten, die SVP zu wählen. Der Westschweizer SVP fehlte es immer an starken Persönlichkeiten. Genau das bietet jetzt Bundesrat Parmelin. Er wird das neue Gesicht der SVP in der Westschweiz. So dass sich die Partei von der Person Christoph Blocher in der Romandie emanzipieren kann.

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Guy Parmelin wird aber längst nicht von allen Romands als idealer Vertreter angesehen. Zumal die stramme SVP-Linie nicht von vielen Leuten goutiert wird.

Das stimmt. Aber es geht nicht darum, die ganze Westschweiz umzukrempeln. Es geht lediglich darum, dass diejenigen Romands, die in Sachfragen mit der SVP auf einer Linie sind, sie auch bei den regionalen Wahlen unterstützen. Bei den Regierungsratswahlen 2017 im Kanton Waadt könnte es gut sein, dass ein SVP-Vertreter in die Regierung kommen wird. Diesbezüglich wird Guy Parmelin eine wichtige Rolle für seine Partei spielen.

Die Westschweiz ist nun mit drei Magistraten im Bundesrat vertreten. Was sagen die lokalen Medien zu dieser starken Vertretung?

Von Enthusiasmus kann man in der Westschweizer Presse nicht sprechen. Nur die Waadtländer Regionalzeitung «24 Heures» stimmt die Kantonalhymne an. Aber da hört es mit der Euphorie schon auf. Die «Tribune de Genève» spricht vom «Netten an den Kontrollhebeln» – Hier ist eindeutig dieses zweideutige «Nett» gemeint. «Le Temps» bleibt sachlich und neutral. Das vielleicht härteste Urteil fällt «La Liberté»: Sie schreibt, dass Parmelin aus Mangel an Alternativen gewählt wurde. Er ist zwar in der Westschweiz geboren, gilt aber nicht unbedingt als der Interessensvertreter des Landesteils. Da liegen die bilateralen Abkommen, die Masseneinwanderungsinitiative und die Unternehmenssteuerreform zwischen dem frischgewählten Bundesrat und der Westschweizer Politik.

Das Gespräch führte Susanne Schmugge.

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