Bundesratswahlen 2023 - Das Basler «Nichtwahl-Trauma» ist überwunden
Ein schwerer Stein fiel vielen Baslern vom Herzen bei Beat Jans’ Wahl. Ein Jahr nach der Nichtwahl seiner Parteikollegin Eva Herzog klappte es jetzt – 50 Jahre nach dem letzten Basler Bundesrat.
In der Kleinbasler Fussballbar «Didi Offensiv» glich der Jubel kurz nach 12 Uhr dem wie nach einem Sieg des FC Basel. Dort hatten sich Akteure von Beat Jans' Kantonalpartei zum Mitfiebern versammelt.
Fast unglaublich, grossartig!
Mit Freudentränen in den Augen sagt Grossrätin Edibe Gölgeli gleich nach der Wahl: «Wahnsinnig, wenn ich jetzt Beat sehe – fast unglaublich, grossartig!» Nach 50 Jahren habe man wieder einen Basler Bundesrat «und dann erst noch aus dem Kleinbasel». Der amtierende Basler Regierungspräsident lebt in diesem Stadtteil nördlich des Rheins mit teils problembehafteten Quartieren.
In Bern auf dem Bundesplatz frohlockten derweil angereiste Zaungäste aus Basel. Neben Parteileuten waren auch eine Schulklasse und eine Fasnachtsclique anwesend.
Basler Jubel auf dem Bundesplatz
Ein Grund für die enorme Freude ist die gewaltige Enttäuschung vor einem Jahr: Gefühlt die ganze Region Basel hatte sich hinter Eva Herzog geschart, doch dann unterlag die Topfavoritin bei der Wahl in den Bundesrat. Das war nicht nur für Herzog ein Schock, sondern warf in der Region Basel die Frage auf, was der Grund für diese Zurückweisung sein könnte.
Der Schock wirkte bis heute nach. So trauten sich Fürsprecher von Jans diesmal kaum, mit dem Anspruch der Städte zu argumentieren. Oder damit, dass Basel seit 50 Jahren auf einen Sitz in der Landesregierung wartete. Zwar war oft von Optimismus und Zuversicht die Rede, aber die Vorfreude war hörbar von Zweifeln überschattet.
Enttäuschung in Graubünden
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«Ich bin enttäuscht», sagt der Bündner SP-Bundesratskandidat Jon Pult über seine Nichtwahl. Er habe Lust gehabt, sich mit voller Energie im Bundesrat für den Zusammenhalt und die Vielfalt des Landes einzusetzen. Er freue sich aber «ehrlich» für Beat Jans und auch auf die Zusammenarbeit mit ihm als Bundesrat. Sie hätten ein faires Rennen geführt.
«Wir werden einander etwas trösten»
Erklärungen, warum es für ihn nicht gereicht hat, will Pult keine suchen. So auch sein Parteikollege und Bünder Regierungspräsident Peter Peyer nicht: «Wir sind nach Bern gekommen, in der Hoffnung, einen neuen Bundesrat zu haben.» Pult habe einen Super-Wahlkampf gemacht. Die Nichtwahl müsse man nun verdauen. «Wir werden jetzt zusammensitzen und einander etwas trösten», so Regierungspräsident Peyer. Es habe nicht gereicht und «das Leben geht weiter».
Ein Sieg wäre schön gewesen, sagt der ehemalige Nationalrat Andrea Hämmerle, der die Delegation der Bündner SP begleitet hat. Er sei aber überzeugt, dass Beat Jans ein guter Bundesrat sein werde.
«Der politische Weg von Jon Pult geht weiter»
Jon Pults Vertraute und Wahlkampfhelferin, alt Nationalrätin Sandra Locher Benguerel hatte für ihren Parteikollegen geweibelt. «Im Moment überwiegt die Freude, dass wir mit Beat Jans einen Super-Bundesrat haben, der die anstehenden Herausforderungen anpackt», sagt sie auf ihre Enttäuschung hin angesprochen. Bundesratswahlen seien oberste Liga in der Schweizer Politik. Sie finde es daher «grossartig», dass die Bündner SP mitkämpfen durfte. Jetzt habe man verloren und respektiere das. «Der politische Weg von Jon Pult geht weiter – und das ist das Wichtigste.»
Umso grösser ist die Erleichterung nach Jans' Wahl im dritten Wahlgang kurz nach Mittag. Endlich kann seine Anhängerschaft der Freude trauen.
Mit den Gratulationen kommen jetzt auch die Hoffnungen auf den Tisch, die viele mit Jans' Wahl verbinden. Er wird als Vertreter der urbanen Lebensräume sowie der Geberkantone im nationalen Finanzausgleich gesehen, die bisher in der Landesregierung untervertreten waren. Die Regierung des Stadtkantons im Dreiländereck erwähnt die «bedeutende Grenzregion», deren spezielle Bedürfnisse Jans bestens kenne.
Sozialdemokraten in Basel sind es gewohnt, eng mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten.
Die Handelskammer beider Basel schreibt von einem «direkten Draht, direkt nach Bern» für die Wirtschaftsregion. Deren Präsidentin und Baselbieter Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter sagt: «Sozialdemokraten in Basel sind sich gewohnt, eng mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Das kann Beat.» Sie hofft explizit, dass der Bundesrat mit Jans das Dossier Schweiz und EU vom Eis bekomme.
Dass Basel wieder an der Reihe sei, sagt auch Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (Mitte/SO). Er hatte Jans einst noch als Nationalrat erlebt und lobt ihn als «hochgradig fähigen Kollegen». Eine nochmalige Zurückweisung von Basel durch das Bundesparlament hätte er für staatspolitisch bedenklich gehalten.
Wahl-Viewing im Basler Gymnasium Kirschgarten
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Das Basler Gymnasium Kirschgarten nutzte die Bundesratswahl für einen speziellen Staatskunde-Unterricht: In der Aula wurde sie live auf Grossleinwand übertragen. Zeitweise verfolgten über 100 Personen die Entwicklung, bis der Basler Regierungspräsident Jans nach dem dritten Wahlgang als neues Mitglied der Landesregierung feststand.
Die bald Stimmberechtigten waren sich in ihren Kommentaren uneins:
«Ich freue mich, dass ein Städter Bundesrat geworden ist.»
«Dass jetzt endlich einmal ein Basler im Bundesrat sitzt, ist natürlich super.»
«Ich finde es nicht megaspeziell, aber es ist schon interessant, jemanden aus Basel im Bundesrat zu haben.»
«Heute Abend wird nicht gefeiert – so gross ist die Freude dann auch wieder nicht.»
Jetzt ist Jans Bundesrat. «Die Zeiten werden nicht einfach, aber er kann das», sagt die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss. Ihre Baselbieter Kollegin Samira Marti und SP-Fraktionspräsidentin weist auf Jans' Biografie hin, mit der er für Soziales, Gleichstellung und Klimaschutz der Richtige sei.
Das Feiern für den frischgebackenen Basler Bundesrat hat nun begonnen: Höhepunkt wird am 21. Dezember ein grosses öffentliches Fest sein, zu dem Jans im Extrazug anreisen wird und mit Jubel auf den Strassen zum Marktplatz und später ins Volkshaus fahren soll.
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