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Pharma und die Bundesratswahl Ungewöhnlich: Konzern-Rückenwind für Basler Bundesratskandidatur

Stimmen für eine Vertretung der starken Wirtschaftsregion Basel im Bundesrat werden laut. Auffällige darunter sind die Pharmakonzerne Novartis und Roche mit je über 100'000 Angestellten weltweit.

Die Basler Medizinaltechnikfirma Medartis mit gegen 900 Angestellten ist ein Beispiel für die Dynamik des Life-Sciences-Standortes im Dreiländereck. Sie hat ihren Umsatz innert vier Jahren verdoppelt und will weiterwachsen.

Für uns ist enorm wichtig, eine Vertretung in Bern zu haben.
Autor: Christoph Brönnimann CEO Medartis AG

Zum Gedeihen einiges beitragen könne ein Bundesratsmitglied aus der Region Basel, betont ihr CEO Christoph Brönnimann: «Für uns ist es enorm wichtig, dass wir eine Vertretung haben in Bern.»

Zwei Drittel der Basler Agglo sind Ausland

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Anders als in Zürich oder Bern sind in Basel zwei Drittel des geografischen Umlandes nicht mehr Schweizer Boden, mitsamt Arbeitsmarkt und Kundschaft. Die zweitstärkste Wirtschaftsregion ist entsprechend im Alltag eng vernetzt mit der Nachbarschaft ennet der Grenzen.

Von der Wirtschaftsregion profitiert die ganze Schweiz: Basel-Stadt ist beim Finanzausgleich einer der sieben Geberkantone.

Brönnimann fordert klare Rahmenbedingungen für Export mit Europa, wohin 50 Prozent der Medartis-Produktion gehen, namentlich ein Rahmenabkommen mit der EU. Ebenso wichtig ist für ihn, unbürokratisch und schnell Mitarbeitende aus der Grenzregion anstellen zu können. Heute sei rund ein Viertel seines Personals aus dem grenznahen Ausland.

Pharma-Weltkonzerne für Basler Bundesratsvertretung

Diese Einschätzung ist der Tenor in der Wirtschaftsregion Basel. Ins gleiche Horn stossen zwei andere Stimmen, und zwar von Schwergewichten: Sowohl Novartis als auch Roche, beides Pharmakonzerne mit Sitz in Basel und je über 100'000 Angestellten weltweit, bezeichnen eine Vertretung der Region im Bundesrat explizit als «wünschenswert».

Statements von Novartis und Roche im Wortlaut

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Die Novartis-Medienstelle beantwortet die Frage nach der Unternehmensposition zur Bundesratswahl gegenüber SRF so: «Die Region Basel als wichtiger Life-Sciences-Standort ist von grosser wirtschaftlicher Bedeutung für die Schweiz. Aus diesem Grund wäre es wünschenswert, dass die Region Basel nicht nur im Parlament, sondern auch im Bundesrat vertreten wäre.»

Roche gibt dieses Statement frei: «Zu einzelnen Kandidierenden äussern wir uns grundsätzlich nicht. Roche arbeitet gut mit dem Bundesrat zusammen. Eine Vertretung aus der Nordwestschweiz als starkem Wirtschaftsstandort wäre wünschenswert.»

Den Wunsch teilt Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel und FDP-Kantonsrat in Baselland. Es gehe um die Rahmenbedingungen. «Basel ist ja der grösste Export-Standort der Schweiz. Und so hätte man dieses Know-how direkt auch im Bundesrat drin.» Bedürfnisse wie Hindernisse wären also in der Exekutive ohne langes Erklären auf dem Tisch.

Novartis Hauptsitz
Legende: Der Basler Novartis Campus im St. Johann-Quartier füllt ein ganzes Quartier am Rhein direkt bei der Landesgrenze – mit eigenem Grenzübergang zum Firmenparking im Elsass. Keystone/Georgios Kefalas

Konkret seien etwa Drittstaaten-Kontingente für hoch spezialisiertes Personal aus Staaten ausserhalb der EU speziell wichtig für die Region Basel, erklärt Saskia Schenker vom Arbeitgeberverband Region Basel und FDP-Kantonsrätin in Baselland. «Elisabeth Baume-Schneider wollte diese reduzieren, doch bei einem Bundesrat aus der Region Basel würde das nicht passieren, weil wir wissen, wie wichtig eben solche internationalen Fachkräfte sind.»

Roche-Hauptsitz in Basel
Legende: Am anderen Ende der Stadt Basel, ebenfalls am Rhein, gedeiht Roche unübersehbar, mit dem höchsten Gebäude der Schweiz. Die deutsche Landesgrenze ist ein paar Gehminuten entfernt. Keystone/Georgios Kefalas

Der breite Support aus der regionalen Politik für Jans, von Grünen über die Mitte bis zur LDP, überrascht kaum. Doch für Wirtschaftsverbände und grosse Unternehmen ist Lokalpatriotismus kein Argument. Sie bringen ihre Anliegen zu Sachfragen ein, etwa bei Vernehmlassungen oder vor Abstimmungen; aus politischen Personalfragen halten sie sich in der Regel heraus. Daher fallen die Statements von Novartis und Roche auf, die man als implizite Unterstützung für Jans lesen kann.

Manchmal hilft regionaler Support. Der Wahl von Karin Keller-Sutter etwa waren Ostschweizer Rufe um einen Bundesratssitz vorausgegangen, auch seitens der Industrie- und Handelskammer.

Basel hat keinen Anspruch auf einen Bundesrat. Das Parlament entscheidet.
Autor: Beat Jans Baselstädtischer Regierungspräsident und Bundesratskandidat

Beat Jans selber warnt indes vor Euphorie: «Basel hat keinen Anspruch auf einen Bundesrat. Das Parlament entscheidet, wer gewählt wird.» Er spüre in der Region grossen Support. Aber in der Bundesversammlung stelle er ganz klar fest: Eine Vertretung für Basel sei kein wichtiges Argument.

Beat Jans
Legende: Beat Jans unterwegs zu Hearings im Bundeshaus. Die Würfel fallen am Mittwoch. Keystone/Alessandro Della Valle

Letzter Basler Bundesrat war Hanspeter Tschudi 1960–1973, also vor 50 Jahren. 2022 scheiterte die baselstädtische Ständerätin Eva Herzog als Topfavoritin am Wahltag. Schon damals hatte Novartis eine Basler Vertretung unterstützt; Roche hatte sich nicht geäussert.

Regionaljournal Basel, 11.12.2023, 17:30 Uhr ; 

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