Zum Inhalt springen

Carsharing im Jurabogen Mit der Fahrgemeinschaft zur Arbeit – weil es sich lohnt

Seit zehn Jahren fördert eine Organisation die «Covoiturage». Firmen schaffen Anreize – und Teilnehmende sparen Geld.

Die Staumeldungen im Radio tönen jeden Morgen ähnlich. Und wer selber im Stau sitzt und um sich schaut, stellt fest: Viele sitzen allein im Auto. Würde man sich das Auto teilen, könnte man für weniger Verkehr sorgen – und Umwelt und Portemonnaie schonen.

Nur, wie bringt man die Leute dazu, ihr Auto zu teilen? Erfahrungen damit hat eine Organisation, die seit zehn Jahren die «Covoiturage» fördert.

Carsharing mit dem Arbeitskollegen

Seit zwei Jahren fahren die beiden französischen Uhrmacher schon zusammen zur Arbeit. 25 Kilometer, vom französischen Montlebon nach La-Chaux-Fonds. Abfahrt ist früh am Morgen, denn schon um 5.40 Uhr staue es am Eingang von Le Locle. Abends ab 15.30 Uhr.

Xavier Sauge und sein Arbeitskollege Damien Maire sind zwei von über 2000 Teilnehmenden an der diesjährigen Covoiturage-Challenge im Jurabogen. Sie haben einen Preis gewonnen.

Es ist geselliger, und Geld man spart auch noch. Wer es probiert, merkt, wie viele Vorteile es hat.
Autor: Mireille Gasser Organisatorin der Covoiture-Challenge

Mireille Gasser hat die Challenge im Jurabogen zum achten Mal organisiert. Es gehe schlicht darum, die Leute dazu zu bringen, auszuprobieren, zusammen zur Arbeit fahren.

«Viele haben Angst, ihre Freiheit zu verlieren. Aber wer das Auto teilt, muss nicht immer selber fahren – besonders im Schnee», sagt Gasser. «Es ist geselliger, und Geld man spart auch noch. Wer es probiert, merkt, wie viele Vorteile es hat.»

Auto im Stau
Legende: Seit zehn Jahren versucht man im Jurabogen die Menschen von Fahrgemeinschaften zu überzeugen. Die Zahl der Car-Sharer habe sich seitdem auf mehr als 10'000 verdoppelt, sagt Gasser. Keystone/Gaetan Baelly

Es machen immer mehr Unternehmen mit: 161 waren es dieses Jahr. Sie erhalten von der Carsharing-Organisation Tipps. So etwa, dass Leute aus gleichen Regionen in gleichen Teams eingeteilt oder Schichtpläne harmonisiert werden können.

Besonders hilfreich sei, wenn für familiäre Notfälle Firmenautos zur Verfügung stünden oder das Unternehmen die Taxikosten übernehme, wenn jemand sofort nach Hause müsse, sagt Gasser. Optionen für den Notfall, die erfahrungsgemäss kaum je in Anspruch genommen würden.

Finanzielle Anreize

Beim Luxusuhrenhersteller Vacheron Constantin reist bald die Hälfte der Belegschaft in Fahrgemeinschaften an. «Genau 85 von 188 Mitarbeitern am Standort im Vallée de Joux teilen das Auto», erklärt Claire Pirodit, die für Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Das Unternehmen setzt finanzielle Anreize: Wer nicht allein im Auto komme – also ÖV-Nutzerinnen, Velofahrer und Car-Sharer – erhalte einen Zustupf. Wie viel, will Pirodit nicht sagen.

Auch die Firma Orolux aus Le Noirmont hat sich was einfallen lassen, damit mehr Mitarbeiter zusammen fahren, erklärt Amandine Ménétrier: «Ein smartes Parksystem erfasst über die gesamte Firmengruppe, wer wann zur Arbeit kommt und macht Vorschläge für Fahrgemeinschaften.» Das System rechne auch gleich vor, wie viel die Angestellten durch Fahrgemeinschaften sparen könnten.

Pünktlichkeit ist unerlässlich. Wenn man Zeit mit Warten verliert, macht es keinen Sinn.
Autor: Xavier Sauge Teilnehmer der Covoiturage-Challenge

Covoiturage liegt diesen Unternehmen offenbar am Herzen. Auch, weil die Parkplätze überall knapp werden, wird in den Gesprächen klar. In dieser Region geht niemand davon aus, dass auf Autos verzichtet werden kann.

Deutliche Ersparnisse

Das sehen auch die beiden Carsharer aus Frankreich so. Was braucht es, damit eine Fahrgemeinschaft langfristig funktioniert? «Pünktlichkeit», sagt Uhrmacher Xavier Sauge. «Wenn man Zeit mit Warten verliert, macht es keinen Sinn.» Er fährt nur noch jede zweite Woche zur Arbeit. In der anderen ist er Beifahrer.

Dank Covoiturage spart er etwa 2000 Franken im Jahr. Und dank des gewonnenen 2000-Franken-Benzin-Gutscheins lohnt sich die Fahrgemeinschaft jetzt noch mehr für ihn. «Vor allem, weil ich ein Hybrid-Auto fahre, werde ich lange davon zehren.»

Rendez-vous, 31.10.2022, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel