Das Prinzip ist bekanntlich einfach: Wer positiv auf Corona getestet wurde, gibt den entsprechenden Code in seiner Swiss-Covid-App ein – und schon werden alle gewarnt, die ebenfalls die App auf ihrem Handy aktiviert haben und in der letzten Zeit in der Nähe von Infizierten waren.
Aber, so die kritische Frage, bringt diese App überhaupt noch etwas in einer Zeit, in der die Infektionszahlen dermassen in die Höhe schnellen?
Keine Wunder, aber weiterhin nützlich
Die App könne keine Wunder vollbringen, antwortet darauf Marcel Salathé, Professor für digitale Epidemiologie an der ETH Lausanne und massgebender Mitentwickler der App: «Man weiss, dass man grundsätzlich nicht mehr viel machen kann, wenn die Welle einmal so hoch ist.» Der Vorteil der App sei, dass sie nicht kollabiere, auch wenn das klassische Contact Tracing zusammenbreche.
Der Vorteil der App ist, dass sie nicht kollabiert, auch wenn das klassische Contact Tracing zusammenbricht.
Tatsächlich wird die Corona-Warn-App seit zwei Wochen wieder vermehrt genutzt, wie die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Demnach werden mittlerweile täglich über 1000 Covid-Codes eingegeben. Das ist immerhin eine deutliche Steigerung gegenüber den Zahlen von Herbst oder Anfang Dezember. Allerdings ist klar, dass man diese Werte noch steigern könnte.
Die Behörden müssten wieder mehr Werbung machen, findet Salathé. Die Leute hätten schon lange nichts mehr von der App gehört. Anfängliche Bedenken wegen der Privatsphäre hätten sich als unbegründet erwiesen. Aber das müsse auch laufend stark kommuniziert werden.
App muss an Omikron angepasst werden
Wie man mittlerweile weiss, ist die Omikron-Variante sehr viel ansteckender als andere Corona-Varianten. Doch die Swiss-Covid-App ist nach wie vor so eingestellt, dass man mindestens 15 Minuten lang in bis zu zwei Meter Distanz zu einem Infizierten sein muss, damit die Warnung aktiviert wird.
Das habe bei der Ursprungsvariante des Virus Sinn gemacht, aber heute nicht mehr, sagt Salathé: «Mit ansteckenderen Viren können schon in kürzerer Zeit und auf grössere Distanz Ansteckungen stattfinden. Das kann die App dann nicht mehr abfangen, weil sie nicht dafür eingestellt ist.»
Mit ansteckenderen Viren können schon in kürzerer Zeit und auf grössere Distanz Ansteckungen stattfinden. Das kann die App nicht mehr abfangen.
Deshalb wäre es sehr laut Salathé wichtig, laufend die Parameter der App anzupassen. Nur so bleibe man dem Virus wirklich auf der Spur. Tatsächlich beschäftigt dieser Aspekt auch das Bundesamt für Gesundheit. Man sei dabei abzuklären, ob bei der App die Werte bezüglich Distanz und Zeitdauer angepasst werden sollen, heisst es auf Anfrage von Radio SRF.