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Contact-Tracing in der Schweiz Jeder Corona-Fall wird ab dem 11. Mai nachverfolgt

Der Bund setzt nicht nur auf eine App, sondern auch auf das Contact-Tracing mittels Telefonanruf.

Jeden Covid-19-Kranken isolieren, mit Ratschlägen begleiten und auch seine engsten Kontakte finden und unter Quarantäne stellen. Und das per Telefonanruf: So funktioniert Contact-Tracing.

Tägliche Anrufe vom Gesundheitsdienst

Der Kanton Basel-Stadt macht das seit Anfang der Epidemie. «Im Moment haben wir drei Vollzeitstellen im Einsatz. Wir haben in der Phase, wo wir bis 50 Neuinfektionen pro Tag hatten, 12 Vollzeitstellen gehabt», so der Kantonsarzt Thomas Steffen. Und weiter: «Das System ist so aufgebaut, dass wir, wenn es nötig ist, zusätzliches Personal reingeben können.»

Ein aufwändiges Verfahren: Denn pro infizierter Person werden drei bis fünf enge Kontaktpersonen täglich vom Gesundheitsdienst Basel-Stadt in der häuslichen Quarantäne angerufen.

Nicht alle Kantone haben seit Beginn der Pandemie systematisch und zentral alle Covid-19-Fälle kontaktiert und die Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. Jetzt soll dieses System aber überall praktiziert werden.

Die Grafik zeigt, wie viele Vollzeitstellen für die Telefonanrufe bestehen oder vorgesehen sind.

Schnelles Reagieren wichtig

Auch Richard Neher findet das Contact-Tracing unabdingbar. Der Professor forscht an der Universität Basel an Evolution und Ausbreitung von Viren.

Um das Contact-Tracing effizient zu machen, ist schnelles Reagieren wirklich wichtig.
Autor: Richard Neher Professor für Evolution und Ausbreitung von Viren an der Universität Basel

Bei Corona sei der Faktor Zeit entscheidend. «Um das Contact-Tracing effizient zu machen, ist schnelles Reagieren wirklich wichtig. Denn gerade bei diesem Virus passieren viele Übertragungen, bevor Symptome einsetzen», so der Forschungsgruppenleiter am Biozentrum der Universität Basel.

Man würde von vielen Fällen erst erfahren und sie diagnostizieren können, nachdem Übertragungen stattgefunden hätten, so Neher. «Und je länger man wartet, desto mehr Kontakte sind passiert und desto schwieriger ist es, diese Kontakte zu ermitteln.»

Tiefe Durchseuchungsrate

Der Kanton Zug setzt ebenfalls auf Contact-Tracing, zurzeit hat er rund 50 Corona-Fälle. Seit Beginn der Pandemie wird jedem einzelnen Fall nachgegangen, ohne Unterbruch oder Dezentralisierung über die Hausärzte. 14 Personen werden dafür vom Kanton bezahlt.

«Für uns ist das ganz ein wichtiges Instrument, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen», erklärt Gesundheitsdirektor Martin Pfister (CVP). «Wir glauben, dass das einer von den Gründen ist, dass wir eine relativ tiefe Durchseuchungsrate haben.»

Das Contact-Tracing soll nun schweizweit verstärkt werden, auch wenn es personal-intensiv ist. Es ist der Preis für die Lockerungen der Corona-Massnahmen und für ein bisschen mehr Normalität.

«10vor10», 30.04.20

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