Das Nachtessen beim Take-Away kontaktlos mit der Debitkarte zahlen oder den Einkauf beim Hofladen bargeldlos mit dem Smartphone begleichen. Elektronische Zahlungsmittel waren schon vor Corona beliebt, doch die Pandemie hat den Trend zum bargeldlosen Bezahlen noch beschleunigt.
Das zeigt sich auch an den Bankomaten. Diese werden heute deutlich weniger genutzt als noch vor Corona – beispielsweise bei der St. Galler Kantonalbank.
«Im Jahr 2020 sind die Transaktionen an Bankomaten im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent zurückgegangen», sagt Jolanda Meyer, Leiterin der Medienstelle bei der St. Galler Kantonalbank. Man spüre den Rückgang aber schon seit Jahren, Corona habe die Entwicklung noch beschleunigt.
Ähnliche Erfahrungen macht man bei der Graubündner Kantonalbank. «Seit fünf Jahren sind die Frequenzen an unseren Bankomaten rückläufig», erklärt der Mediensprecher der GKB, Thomas Müller. Um rund ein Viertel seien die Transaktionen in dieser Zeit insgesamt zurückgegangen.
Für die Banken eine Kostenfrage
Mit rund 30'000 Franken im Jahr ist der Betrieb eines Bankomaten für die Geldhäuser ziemlich kostspielig. Wo macht ein Automat Sinn? Wo wird er auch wirklich genutzt? Diese Fragen müssen sich die Banken also stellen.
Seit fünf Jahren sind die Frequenzen an unseren Bankomaten rückläufig.
«Hat ein Gerät seine Lebensdauer erreicht, schauen wir jeweils, ob sich am Standort ein Ersatz lohnt oder nicht», sagt dazu GKB-Sprecher Müller. Dann stellt er klar, «Bankomaten sind für die GKB kein Auslaufmodell.» Allerdings räumt Müller ein, dürfte die Zahl der Automaten in den nächsten Jahren abnehmen.
Ein schweizweiter Trend
Was die beiden Banken berichten, deckt sich mit den schweizweiten Erfahrungen. Der Finanzdienstleister SIX, der für die Software der meisten Bankomaten im Land zuständig ist, hat Zahlen erhoben. Der Trend zu weniger Bankomat-Bezügen sei sehr deutlich, sagt Alexander Verbeck von SIX.
Nach Rückgängen im mittleren einstelligen Prozentbereich pro Jahr habe Corona die Transaktionen an den Bankomaten um 50 Prozent einbrechen lassen. «Heute sieht es nicht so aus, dass ein grösserer Teil davon wieder zurückkommt», vermutet Verbeck.
Bargeld wird trotzdem geschätzt
Auch wenn Herr und Frau Schweizer immer weniger mit Bargeld zu tun haben, geschätzt wird es noch immer. Zu diesem Schluss kommt Marcel Stadelmann. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und forscht zum Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung.
«Schweizerinnen und Schweizer haben noch immer ein sehr positives Verhältnis zum Bargeld.» Man wolle die Freiheit und die Möglichkeit haben, mit Bargeld zu zahlen, sagt Stadelmann.
Bargeld ist da, um zu bleiben.
Die elektronischen Zahlungsmittel seien praktisch und schnell und deshalb beliebt. Die Nutzung von Bargeld werde auch nach der Pandemie weiter zurückgehen, glaubt der Forscher. Dies sei aber nicht das Ende des Bargelds.
«Die Leute werden es weiter als Wertaufbewahrungsmittel, als Geschenk oder Göttibatzen benutzen.» Alexander Verbeck von SIX pflichtet Stadelmann bei und sagt: «Bargeld ist da, um zu bleiben.»