Was spricht für die Impfung bei einem Kind? «Grundsätzlich gilt es, Risiko und Nutzen individuell abzuwägen», sagt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) und Leiter Infektiologie am Universitäts-Kinderspital Zürich. Der Impfstoff von Pfizer/Biontech in der zugelassenen Dosierung sei sehr gut untersucht. Das Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren, sei für Kinder zwischen fünf und elf Jahren zwar besonders gross, sie erkrankten aber nur in den seltensten Fällen schwer.
«Kinder dieser Altersgruppe werden sehr häufig positiv getestet, müssen aber fast nie ins Spital.» Die Impfung schützt einerseits vor einer Infektion, andererseits bewahrt sie Kinder auch vor Isolation und Quarantäne: «Die Kinder leiden am meisten darunter, wenn sie nicht ihrem gewohnten Alltag nachgehen und in die Schule gehen können», sagt Christoph Berger.
Für welche Kinder wird die Impfung empfohlen? Die Impfung wird insbesondere dann empfohlen, wenn ein Kind beispielsweise wegen einer chronischen Erkrankung stark gesundheitlich belastet ist. Zwar spielen bei Kindern chronische Krankheiten eine untergeordnete Rolle in Bezug auf den Schweregrad des Verlaufs und sie gehören nicht zu den besonders gefährdeten Personen. «Dennoch sollte in diesem Fall möglichst jede zusätzliche Infektion verhindert werden», sagt Berger. Auch Kinder, die in engem Kontakt mit potenziell gefährdeten Personen sind, die durch die Impfung nicht ausreichend geschützt sind, sollten geimpft werden. Beispielsweise, wenn es Haushaltsmitglieder gibt, die durch die Impfung zum Beispiel wegen Immunschwäche nicht geschützt sind. So wird das Übertragungsrisiko auf diese vulnerablen Personen vorübergehend reduziert.
Wann macht eine Impfung eher keinen Sinn? Kinder, die von Corona genesen sind, sollen nur geimpft werden, wenn sie zu den oben genannten Gruppen gehören. Allen anderen genesenen Kindern wird aktuell keine Impfung empfohlen, schreibt das BAG in seiner «Impfempfehlung für mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19» . Bisher ist allerdings nicht bekannt, wie lange Kinder mit asymptomatischer oder leicht symptomatischer Infektion vor einer erneuten Infektion geschützt sind. Auch bei der Impfung ist das nicht bekannt.
Wo liegen die Risiken und Nachteile einer Corona-Kinderimpfung? Aktuell gibt es bis auf die Zulassungsstudie keine spezifischen Studiendaten für die Altersgruppe fünf bis elf Jahre betreffend Wirksamkeit gegen Infektion und möglicherweise Übertragungen. Diese wird laut Ekif und BAG analog zu Erwachsenen «von kurzfristiger Dauer sein». Inwiefern die Impfung allenfalls gegen künftige Virusvarianten wie Omikron wirkt, werde aktuell untersucht. Für Infektiologe Christoph Berger spricht einzig das extrem seltene Risiko einer schweren allergischen Reaktion auf den Wirkstoff gegen eine Impfung. «Wenn man von den wenigen Fällen bei Erwachsenen ausgeht, dürfte nur eine Handvoll Kinder davon betroffen sein.»
Mit welchen Nebenwirkungen muss ich bei einem unter 12-Jährigen rechnen? Bei Kindern ist laut Berger mit denselben Nebenwirkungen zu rechnen, wie sie auch Erwachsene haben. Bei den rund acht Millionen mindestens einmal geimpften und zwei Millionen doppelt geimpften Kindern in den USA seien die üblichen Nebenwirkungen wie Schmerzen im Arm, Fieber und Gliederschmerzen aufgetreten.
Was ist mit schweren Nebenwirkungen wie Herzmuskel-Entzündungen? Allfällige sehr seltene schwere unerwünschte Impferscheinungen können noch nicht sicher ausgeschlossen werden, da es bis jetzt nur begrenzte Daten gibt. «Die seltenen Fälle von Myokarditis wurden bisher vor allem in Zusammenhang mit dem Moderna-Impfstoff bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren festgestellt», erklärt Berger. «Deshalb wird jungen Erwachsenen in der Schweiz präferenziell Pfizer/Biontech empfohlen und für Kinder ist bisher auch nur deren Vakzin zugelassen und empfohlen.» Man verfolge die Entwicklungen in den USA genau. «Bei Bedarf werden wir schnell reagieren.»
Was tun, wenn man trotzdem unsicher ist? Wer sehr unsicher ist, soll die Lage in den USA beobachten, rät Christoph Berger. Dort liefen jetzt die Zweitimpfungen bei rund acht Millionen Kindern. «Allerdings ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt, zuzuwarten.» Am besten wenden sich verunsicherte Eltern deshalb an den Kinderarzt oder die Kinderärztin.