«Never waste a good crisis - verschwende nie eine gute Krise», sagte einst der britische Premierminister Winston Churchill. Auch die aktuelle Corona-Krise wollen zwei Berner Firmen nutzen. Eine von ihnen organisiert normalerweise Events und betreibt nun Impfzentren. Die andere wollte eigentlich Tests für Tiere machen, entwickelt nun aber Coronatests für Menschen. Beide haben ihr Geschäftsmodell erfolgreich der Krise angepasst.
Von Pferde-Tests zu Corona-Tests
Die Firma Ender Diagnostics arbeitete ursprünglich an einem Test für Infektionskrankheiten bei Turnierpferden. Im Frühling 2020 wollte sie den Test weltweit ausprobieren, um die Bewilligung dafür zu erhalten und die Tests verkaufen zu können. Corona machte das Reisen jedoch unmöglich: «Wir konnten die Firma entweder beerdigen oder unsere Idee weiterentwickeln», sagt Forschungsleiter Alexander Lüthi.
Coronabedingte Neuausrichtung
So hat die Firma ihr Testverfahren auf das Coronavirus beim Menschen angepasst. Innerhalb von drei Monaten war der erste Test auf dem Markt. Mittlerweile werden in Bern Bümpliz über 100'000 Stück pro Woche hergestellt, die beispielsweise in den Testzentren des Kantons Bern eingesetzt werden – aber auch in anderen Ländern Europas, Asien, dem Nahen Osten.
Die Firma entwickelt und produziert nicht nur neue Tests, sie analysiert die Proben auch. In den nächsten Tagen soll ein weiteres, noch grösseres Labor eröffnet werden, in welchem insgesamt rund 70'000 Tests pro Woche analysiert werden können.
Impfzentrum statt Konzert
Auch die Berner Eventfirma Evenjo hat ihr Geschäftsmodell der Krise angepasst. Normalerweise organisiert Evenjo Anlässe wie die Berner Museumsnacht, den Unihockey-Superfinal oder die Kadertagung der Migros Aare. 2020 hätte ihr Jahr werden sollen – drei neue Mitarbeitende wurden eingestellt: «Wir waren vorbereitet für ein Jahr, das abgeht wie keines zuvor», erinnert sich Mitgründer Michel de Maddalena.
Dann kam die Corona-Vollbremsung: Papierkrieg, Kurzarbeit, Härtefallgesuch, Langeweile. Evenjo bot dem Kanton an, ihn zu unterstützen und konnte so zwei Impfzentren aufbauen und betreiben.
Das sind Tätigkeiten, mit denen wir uns bei Events tagtäglich beschäftigen.
Das sei gar nicht so anders, sagt Mitgründer Flavio Baggenstos: «Infrastruktur suchen und das nötige Mobiliar hineinbauen, dass der Personenfluss funktioniert, damit beschäftigen wir uns bei Events tagtäglich.» Wie bei Konzerten checken die Leute auch im Impfzentrum mit einem Code ein. Statt an die Bar, geht es dann aber in eine Impfkabine – statt in den Backstage-Bereich, in den Ruheraum.
Statt an die Bar geht es in die Impfkabine
Bis September sollten die beiden Impfzentren noch laufen. Das hilft Evenjo beim Überleben. Mit jedem Öffnungsschritt kommen jedoch wieder neue Aufträge und Event-Anfragen ein und der Alltag kehrt zurück. Wobei sich auch da neue Fragen stellen: Wer darf die Events besuchen? Geimpfte? Genesene? Getestete? Alle?
Neues Geschäftsmodell bleibt
An Antworten arbeitet auch die Firma Ender Diagnostics, die ein neues Verfahren entwickelt, bei dem möglichst viele Leute innerhalb kürzester Zeit getestet werden können. Für Anlässe, Reisen, Flüge, Kreuzfahrten. Mit der Swiss und dem Flughafen Zürich arbeitet die Firma bereits zusammen.
Für den nächsten Expansionsschritt braucht es zusätzliche Mitarbeitende. Die Firma ist überzeugt, dass es ihre Corona-Tests noch mehrere Jahre brauchen wird. Ender Diagnostics setzt deshalb wohl länger, als die Eventorganisatorin Evenjo, auf ihr neues Geschäftsmodell.