Selten haben Forschung und Wissenschaft so viel Aufmerksamkeit erhalten wie im Coronajahr 2020. Das Augenmerk richtete sich vor allem auf Forschungsprojekte zur Bekämpfung des Virus. Allein in der Schweiz befassen sich über 100 Forschungsvorhaben, die vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt werden, mit Covid-19.
Andere Projekte mussten hingegen hintenan gestellt werden, sagt Thomas Werder, Mitglied der Geschäftsleitung des SNF. «Es gibt Forschende, die zugunsten von Corona ihre eigenen Forschungen zurückstellen. Es kommt auch zu Verzögerungen, wenn beispielsweise Labors oder Archive geschlossen werden, oder wenn die Feldarbeit nicht möglich ist.»
Doch von einem verlorenen Jahr für die Forschung will Weder nicht sprechen. Trotz vieler Herausforderungen sei der Wert von Wissenschaft vielfältig zum Ausdruck gekommen. Denn die öffentliche Diskussion sei auch durch die Forscherinnen und Forscher geprägt worden. «Corona hat das Interesse der Schweizerinnen und Schweizer in die Wissenschaft erhöht.» Deshalb fördere der Nationalfonds auch das Konzept Open Access.
Wissenschaftliche Daten für alle
Und die Situation habe aufgezeigt, wie wichtig eine breite Förderung der Grundlagenforschung sei. Für die gesamte Wirtschaft und die Gesellschaft, auch im Hinblick auf die nächste Krise, sagt Weder. Auch deshalb wolle der SNF eine zu starke Konzentration auf die Covid-Forschung vermeiden.
Viele Projekte wurden verlängert
Während der ersten Welle der Pandemie, als die Schulen geschlossen waren, habe es auch Forschende gegeben, die sich der Betreuung ihrer Kinder verstärkt widmen mussten.
Aus diesem Grund sind die Forschenden vom Nationalfonds angeschrieben worden, dass sie ihre Forschungsprojekte verlängern könnten. «Für Einzelne war die Situation akut schwierig. Bis jetzt sind über 1100 Projekte verlängert worden.» Für die Verlängerungen der Forschungsprojekte wurden zusätzliche Mittel in der Grössenordnung von 12 Millionen Franken eingesetzt.
«Bei einjährigen Projekten macht ein Unterbruch oder eine Verzögerung von wenigen Wochen viel aus.» Bei längeren Projekten – vorausgesetzt, sie stehen nicht kurz vor dem Abschluss – wurden die Forschenden gebeten, sich die Planung so einzuteilen, dass die Projekte trotz Corona durchgeführt werden könnten.