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Corona verhinderte Operationen Spitäler erhöhen Druck auf Alain Berset

Die Spitäler und andere Akteure fordern eine Entschädigung für den Corona-Mehraufwand. Offene Fragen sollen heute mit Bundesrat Berset geklärt werden.

Damit die Spitäler im Fall von schweren Corona-Erkrankungen flexibel reagieren konnten, hiess sie der Bundesrat im Frühling, während fünf Wochen auf nicht-dringliche Eingriffe zu verzichten. Das werde Verluste geben, mahnten die Spitäler.

Aufgehoben oder aufgeschoben?

Gesundheitsminister Alain Berset stellte sich im Mai auf den Standpunkt, diese Operationen seien ja nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben: «Wenn es helfen kann, unnötige Eingriffe nicht zu machen, wäre das positiv.»

Nun beziffert der Verband der Spitäler H+ das Defizit auf bis zu 2.6 Milliarden Franken. Direktorin Anne-Geneviève Bütikofer: «Das Defizit in den Spitälern ist eine Realität. Die aktualisierten Daten zeigen, dass die Spitäler nicht alle Behandlungen und Operationen nachholen können.»

Die aktualisierten Daten zeigen, dass die Spitäler nicht alle Behandlungen und Operationen nachholen können.
Autor: Anne-Geneviève Bütikofer Direktorin Spitäler H+

Ruf nach Entschädigung

Die Spitäler seien ausgelastet, Verluste könnten nicht wettgemacht werden, begründet Bütikofer. Die Spitäler wünschen eine gemeinsame Lösung und verlangen eine Entschädigung für die Verluste.

Das wollen auch andere Akteure im Gesundheitswesen – etwa für Kosten wegen Mehrstunden und zusätzlichem Material. Auch die Kantone stellen sich auf den Standpunkt, Verluste müssten entschädigt werden.

Krankenkassen sehen keine Verluste

Doch die Zahlen der Krankenkassen zeigen ein anderes Bild: Der Verband santésuisse schreibt: «Bei den Spitälern sind die Umsätze sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich praktisch gleich geblieben wie in der Vorjahresperiode.»

Das könne an Rechnungen für Behandlungen aus den Vorjahren liegen oder an der aufwändigen Behandlung der hospitalisierten Corona-Patientinnen und -Patienten. Abschliessend lässt sich das wohl noch nicht sagen.

Die Umsätze sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich sind praktisch gleich geblieben wie in der Vorjahresperiode.
Autor: santésuisse

Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) will eine Kompensation durch die öffentliche Hand erst dann diskutieren, wenn «datenbasiert unter dem Strich ein Verlust» bleibt.

Treffen soll mehr Klarheit bringen

Heute treffen sich die verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens mit Bundesrat Alain Berset zu einer Aussprache. Mit dabei sind Vertreterinnen und Vertreter von Spitälern, Ärzteschaft, Kantonen und Krankenkassen.

Absage an Forderungen

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Bundesrat Alain Berset erklärte nach dem Treffen, die Spitäler nicht für abgesagte Eingriffe und Behandlungen entschädigen zu wollen. Berset bezweifelte, dass wirklich ein grosser Schaden entstanden ist. Er gehe davon aus, dass die Behandlungen in den Spitälern nachgeholt würden.

Trotz der Absage sprach die Direktorin des Spitalverbandes H+, Anne-Geneviève Bütikofer, von einem konstruktiven Dialog. So habe sich Berset gesprächsbereit gezeigt bei den Mehrkosten, die zum Beispiel für Schutzmassnahmen bei den Spitälern angefallen sind. Die Spitäler müssten die Mehrausgaben genau darlegen, dann könne man über eine Unterstützung diskutieren.

Gesundheitsminister Berset hatte zu coronabezogenen Fragen zur Finanzierung zwar Gesprächsbereitschaft signalisiert, doch auch Zweifel geäussert, ob sich die effektiven Kosten und allfällige Verluste schon beziffern lassen.

Die Beteiligten erhoffen sich vom Treffen, einen Schritt weiterzukommen. Zum Beispiel darüber, wer wofür bis wann verantwortlich ist. Das Bestreben, ungeklärte Fragen gemeinsam zu regeln, eint die sonst so verschiedenen Interessen.

HeuteMorgen, 31.08.2020, 06:00 Uhr

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