Gemütlich mit dem Glühwein in der Hand von Stand zu Stand schlendern und an weihnachtlich dekorierten Ständen Geschenke für die Liebsten aussuchen: Das ist voraussichtlich im Advent 2020 nur an wenigen Orten oder unter eingeschränkten Bedingungen möglich. Doch es gibt sie, die Orte und Möglichkeiten.
Zu grosse Risiken und keine Planungssicherheit
Die Organisatorinnen des «Weihnachtsdorfs» auf dem Zürcher Sechseläutenplatz kündeten schon im August an, auf die Durchführung ihres Marktes zu verzichten. Auch aus Respekt vor dem Ungewissen. «Wir haben keinerlei Erfahrung mit Grossanlässen in Zeiten von Corona», sagte damals Mitorganisatorin Katja Weber.
Man müsse sich der Realität beugen, hiess es bald aus Luzern. Es folgten Absagen aus Einsiedeln, St. Gallen oder Bremgarten AG.
Kapitulation aufgrund der Realität.
Die rasant steigenden Corona-Fallzahlen der letzten Tage brachten noch einmal etliche Organisatoren dazu, ihren Anlässen den Stecker zu ziehen. So entschied Schaffhausen diesen Montag, den Weihnachtsmarkt zu streichen. Und auch die Veranstalter des grössten Weihnachtsmarkts in Bern, dem «Sternenmarkt», gaben schliesslich auf.
«Schweren Herzens haben wir dies entschieden, weil die Planungssicherheit nicht gewährleistet ist», sagt Organisator Tom Weingart am Dienstag auf Anfrage von Radio SRF.
Basel will es wagen – mit Schutzkonzept
Als eine der wenigen Ausnahmen will Basel am Weihnachtsmarkt auf dem Barfüsserplatz festhalten. Sabine Horvath vom Standortmarketing Basel sagt auf Anfrage: «Wir haben ein Schutzkonzept und gehen davon aus, dass wir den Weihnachtsmarkt durchführen.» Eine Absage in letzter Minute sei dennoch nicht auszuschliessen.
Den Weihnachtsmarkt durchführen wollen auch die Veranstalter des kleinen Marktes auf dem Zürcher Münsterhof mit 36 Häuschen. «Bei uns hat es genug Platz, wir bleiben dabei», bestätigt eine der Mitorganisatorinnen des Marktes. Die beiden Märkte im Hauptbahnhof Zürich und im Niederdorf stehen hingegen auf der Kippe. «Es steht 50 zu 50», sagt Stephan Dubi vom Verein «Weihnachten Zürich», angesichts der aktuellen Krise. Auch St. Gallen will erst am Donnerstag entscheiden.
Es ist sicher nicht so, dass es keine Weihnachten gibt!
Absagen fallen den Organisatoren sehr schwer, denn die Märkte sind auch ein grosser wirtschaftlicher und touristischer Faktor, «gerade für die Städte», sagt Felix Pal von Schweiz Tourismus. Jedes Jahr ziehen sie Hunderttausende Besucherinnen und Besucher an, füllen die Kassen der Markthändler und die Hotelbetten in den Städten. Deshalb schaffe man an Alternativen. Möglich seien kleinere Märkte oder Märkte mit Schutzkonzept. Pal ist überzeugt: «Es ist sicher nicht so, dass es gar keine Weihnachten geben wird.»
Händler unter Schock
Für die Markthändler hingegen geht es jetzt schon um die Existenz: «Wir stehen unter Schock. Wir dachten, es gebe einen Ausweg, wie wir diesen Markt durchführen können», sagt Nina Tegeltija, Geschäftsführerin von Los and Found, welche einen Marktstand am Sternenmarkt betreibt. Der Markt in Bern, aber auch jener am Bellevue in Zürich seien für sie enorm wichtig. «30 – 40 Prozent unseres Jahresumsatzes machen wir in dieser Zeit», so Tegeltija.
Wir dachten, es gebe einen Ausweg.
Reto Bähler vom Berner Marktverband schätzt, dass rund die Hälfte der Marktfahrer in der Existenz bedroht sind, wenn sie im Dezember gar keine Stände aufstellen dürfen. «Dann stehen wir vor einem riesigen Problem.» In Bern gibt es als Alternative zumindest den Markt auf dem Waisenhausplatz. In Zürich den Markt auf dem Münsterhof. Trotzdem: mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein dürften diese Angebote nicht sein.