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Covid-19-Infektionen Können wir das viele Händewaschen sein lassen?

Der Bundesrat überraschte gestern mit seinem Lockerungsplan. Restaurantterassen und Fitnesszentren dürfen wieder geöffnet werden – trotz steigender Fallzahlen.

Umso wichtiger sind laut Gesundheitsminister Alain Berset in den kommenden Wochen die Hygienemassnahmen und Schutzkonzepte, damit die Pandemie nicht wieder ausser Kontrolle gerät. Händewaschen bleibe weiterhin ein Thema, sagte Berset.

Doch wie wichtig ist das Händewaschen wirklich? Wie gross ist der Anteil der Schmierinfektionen in der Corona-Pandemie?

Video
Alain Berset: «Hygiene der Hände bleibt wichtig»
Aus News-Clip vom 14.04.2021.
abspielen. Laufzeit 52 Sekunden.

Nachdem sich Ende Februar 2020 abgezeichnet hatte, dass sich das Coronavirus auch in der Schweiz ausbreiten wird, lancierte das BAG eine breit angelegte Aufklärungskampagne mit Plakaten. Hände waschen und desinfizieren war damals eine der wichtigsten Schutzmassnahmen.

Die Frage, wie gross die Übertragung des Coronavirus über Oberflächen geschieht, war zu Beginn der Pandemie klar. Viren könnten lange an der Oberfläche überleben, und deshalb sei es wichtig, die Hände häufig zu waschen und die Oberflächen zu desinfizieren.

Der deutsche Virologe Christian Drosten erklärte aber bereits im Mai 2020, dass nur etwa 10 Prozent der Übertragungen durch Schmierinfektionen geschehe. Es erscheine ihm deshalb «total übertrieben», wie oft auf das Händewaschen und Desinfizieren von Oberflächen hingewiesen werde.

Risiko kleiner als 1:10'000

Ein kürzlich veröffentlichter Artikel der «New York Times» , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenbestätigt diese Haltung und geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention CDC hätten ihre Richtlinien für die Oberflächenreinigung aktualisiert und festgestellt, dass das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken, wenn man eine kontaminierte Oberfläche berührt, weniger als 1:10'000 beträgt.

«Endlich», sagte Linsey Marr, eine Expertin für luftübertragene Viren an der Virginia Tech. «Es gibt wirklich keinen Beweis dafür, dass jemand jemals Covid-19 durch das Berühren einer kontaminierten Oberfläche bekommen hat.»

«Liftknopf nicht mit Ellbogen bedienen»

Die Gefahr, sich über Oberflächen mit dem Coronavirus anzustecken, ist äusserst gering, sagt auch Hugo Sax, ehemaliger Leiter der Spitalhygiene im Universitätsspital Zürich. «Man braucht den Liftknopf also nicht unbedingt mit dem Ellenbogen zu bedienen oder sich zwischen jedem Türöffnen die Hände waschen gehen.»

Auch Daniel Theis von der SRF-Wissenschaftredaktion bestätigt: «Bereits Anfang Februar gab es Studien, die nahe legten, dass von Oberflächen praktisch keine Gefahr einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 ausgeht.»

Das obengenannte Risiko von 1:10'000 sage aber nicht aus über die Gefahr in ganz bestimmten Situationen, sagt Sax: «Wenn in einer Familie jemand angesteckt ist, und man dann häufig gemeinsam genutzte Oberflächen anfasst – oder sich gar die Hand schütteln würde, kann die Übertragungswahrscheinlichkeit plötzlich wesentlich höher sein.»

Braucht es die Händehygiene noch?

In einem aber sind sich die Experten einig: Die Händehygiene braucht es unbedingt. Zwar nicht direkt in Zusammenhang mit Covid-19, aber: «Die generelle Händehygiene ist bisher zu sehr vernachlässigt worden, vor allem in Risikosituation wie dem Spital, nicht nur gegen Coronaviren, sondern auch gegen multi-resistente Bakterien», sagt Sax.

Auch Theis unterstützt die Händehygiene: «Es gibt eine Reihe von Viren und andere Krankheitserreger, die sich über sogenannte Schmierinfektionen sehr gut übertragen. Etwa Noroviren, die für starkes Erbrechen und Durchfall sorgen und in Heimen regelmässig Todesfälle verursachen, oder etwa auch Herpes-Viren.»

Man dürfe die Händehygiene aber nicht überbewerten, sagt Theis: «Wir dürfen uns wieder etwas entspannen und müssen nicht 20-Mal am Tag die Hände waschen und sie auch noch dauernd desinfizieren. Einige Male am Tag reicht.»

SRF 1, 14.4.2021, 16:30 Uhr

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