- Seit Juli ermitteln im Kanton Aargau Mitarbeitende von Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei gemeinsam gegen Geschäftsleute.
- Es geht um mutmasslichen Covid-Kreditbetrug in Millionenhöhe. Bisher wurden rund 50 Fälle erledigt.
- Der Aufwand für die Ermittlungen ist gross, wie die Aargauer Behörden an einer Medienkonferenz ausführten. Es wurde zusätzliches Personal eingestellt.
Am Standort der Kriminalpolizei in Buchs bei Aarau suchen Staatsanwältinnen und Polizeibeamte gemeinsam in riesigen Datenbergen nach Beweisen für Betrug. Nach Firmen, die zu Unrecht Covid-Hilfsgelder beantragt und auch erhalten haben.
In der Pandemie haben Bund und Kantone der Wirtschaft unkomplizierte Hilfe versprochen: Kredite, Erwerbsersatz für Selbständige, Kurzarbeitsentschädigungen, kantonale Härtefallgelder. Einige Firmenbesitzer haben davon zu Unrecht profitiert und sich zum Beispiel private Anschaffungen finanziert.
Es geht um Millionen, die vielleicht schon verloren sind
Bisher laufen allein im Kanton Aargau zirka 230 Verfahren, heisst es beim Aargauer Innendepartement. Dabei geht es um mutmassliche 25 Millionen Franken, welche Firmen zu Unrecht erhalten hätten. Etwa ein Viertel dieser Fälle sei abgeschlossen.
Ob der Staat das Geld wieder vollständig eintreiben kann, ist allerdings offen, heisst es bei der Kantonalen Staatsanwaltschaft. Gelder, die noch nicht ausgegeben worden sind, würden «gesperrt oder umgehend sichergestellt».
In der ganzen Schweiz sind aktuell knapp 1800 Strafanzeigen wegen Covid-Kreditbetrugs hängig. Das zeigen die Zahlen des Eidgenössischen Finanzdepartements (Stand Ende August). Die mutmassliche Deliktsumme beläuft sich dabei auf gut 216 Millionen Franken.
Nachgewiesen wurde bisher Kreditbetrug im Umfang von gut 42 Millionen Franken. Diese Daten sind allerdings mit etwas Vorsicht zu geniessen, da verschiedene Statistiken geführt werden. Missbräuchlich verwendete Hilfsgelder von Kantonen sind darin beispielsweise nicht enthalten.
Grosser Aufwand für die Ermittlungsteams
Allein der Kanton Aargau geht von rund 400 Betrugsverdachtsfällen aus. Diese sollen bis in drei Jahren geklärt werden. «Die schnelle Bearbeitung der Betrugsverfahren ist wichtig, um die Glaubwürdigkeit unseres Rechtsstaats gegenüber den vielen ehrlichen Hilfebeziehenden zu bewahren», wird der zuständige Regierungsrat Dieter Egli (SP) in einer Mitteilung zitiert. Das Aargauer Parlament hat aus diesem Grund sechs zusätzliche Stellen bewilligt für die Aufklärung dieser Fälle.
Es geht um die Glaubwürdigkeit unseres Rechtsstaats.
Denn der Aufwand sei gross, betonten die Behörden am Freitag. Verdachtsmeldungen kommen von Banken, Konkursämtern oder Bürgschaftsgenossenschaften. Anschliessend müssen spezialisierte Wirtschaftsermittlerinnen die umfangreichen Daten der Firmen auswerten, zum Beispiel Umsatzzahlen.
Wenn sich der Betrugsverdacht erhärtet, werden die angeschuldigten Personen in Buchs einvernommen, und schliesslich gibt es – je nach Deliktsumme – eine Anklage. Die Firmenbesitzer können nicht nur wegen Betrugs, sondern auch wegen Urkundenfälschungen oder Geldwäscherei oder Konkursdelikten angeklagt werden.
Die Behörden lassen sich den Kampf gegen Covid-Betrug also etwas kosten. Ob die Rechnung für den Staat unter dem Strich auch finanziell aufgeht, scheint zumindest fraglich.