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Covid-Impfung in der Waadt Kudelski will seine Mitarbeitenden selber impfen

Mehrere Waadtländer Firmen wollen gegen Corona impfen. Doch der indirekte Druck könnte höher werden als bei der Grippe-Impfung.

Normalerweise sind im Hauptsitz der Firma Kudelski über 650 Mitarbeitende tätig – doch wegen Corona sind die Korridore und viele Büros derzeit leer. Das soll sich, geht es nach Konzernchef André Kudelski, möglichst bald ändern.

Damit es mit der Impfung möglichst rasch voran geht, will er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleich selber impfen lassen – freiwillig: «Wir wollen die Impfung jenen Mitarbeitern anbieten, die es wünschen – und das unter den bestmöglichen Bedingungen: ohne Schlange stehen zu müssen und irgendwohin zu gehen, wo sie sich allenfalls mit Covid anstecken könnten.» Es gehe darum, die Risiken für die Angestellten zu minimieren.

Austausch von Ideen statt von Viren

Aber es geht auch um wirtschaftliche Interessen: Die Firma, spezialisiert auf digitale Verschlüsselung, sei auf Innovation angewiesen und damit auf die Interaktion: «Wir müssen einen möglichst natürlichen Austausch ermöglichen, die Leute müssen zusammen sein können. Die Impfung bietet dafür einen zusätzlichen Schutz», so Kudelski.

Wir wollen die Impfung jenen Mitarbeitern anbieten, die es wünschen – und das unter den bestmöglichen Bedingungen.
Autor: André Kudelski Konzernchef von Kudelski

Darauf hoffen auch andere: Rund 70 – meist grössere – Unternehmen in der Waadt wollen ihre Mitarbeitenden selber impfen lassen, wie eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer CVCI zeigt. Laut Philippe Miauton, dem stellvertretenden Direktor, könnten potenziell bis zu 30'000 Angestellte geimpft werden.

Abklärungen beim Kanton

«Die Unternehmen wollen eine Perspektive, um ihre Aktivitäten wieder hochfahren zu können – ohne die Gefahr von Quarantänen oder einem erneuten Lockdown.» Es gehe darum, möglichst viele Menschen impfen zu können, sobald dies möglich sei, so Miauton. «Das ist auch zum Vorteil des Kantons.» Dort liege der Vorschlag nun auf dem Tisch.

Entscheidend werde dann auch sein, welche Bedingungen der Kanton für mögliche Covid-Impfungen in den Firmen verlange: «Wer genau führt die Impfung durch, braucht es die Präsenz von zusätzlichen Ärzten, wie müssen die Lokalitäten ausgestattet sein – das alles muss noch geklärt werden», erklärt Miauton.

Ein Angebot, kein Druck

Angelehnt ist die Idee an die jährlichen Grippe-Impfungen, die viele grössere Unternehmen seit Jahren machen. Das ist auch der Fall bei Kudelski, wo jeweils eine Ärztin aus der Gemeinde die Impfungen durchführe. Laut Frédéric Corhtay, HR-Chef bei Kudelski, machen in Cheseaux-sur-Lausanne jeweils rund 30 Prozent der Belegschaft von dem Angebot Gebrauch. Um die Teilnahme der Mitarbeitenden an der Covid-Impfung macht er sich keine Sorge: «Die Umfragen auf nationaler Ebene zeigen eine hohe Impfbereitschaft, wir gehen davon aus, dass das für unsere Angestellten nicht anders ist.»

Sollten tatsächlich Mitarbeitende ohne Impfung gewisse Aufgaben nicht wahrnehmen können, müsse man das anschauen, sagt Corhtay. «Es wird in Zukunft bei uns eine Mischung von Home-Office und der Arbeit vor Ort geben. Gewisse Mitarbeiter werden vielleicht weniger reisen, andere mehr.»

Das Ziel der Waadtländer Firmen ist es, eine Impfung zu ermöglichen, nicht sie aufzudrängen.
Autor: Philippe Miauton stv. Direktor der CVCI

Auch Philippe Miauton betont, es sei jedem und jeder Einzelnen überlassen zu entscheiden, ob er oder sie sich impfen lassen wolle. «Das Ziel der Waadtländer Firmen ist es, eine Impfung zu ermöglichen, nicht sie aufzudrängen.»

Zunächst muss der Kanton über den Vorschlag der Firmen befinden. Wie gross der indirekte Druck auf Angestellte wird, ist offen.

Tagesschau vom 30.01.2021, 19.30 Uhr

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