Die Bilder machten Schlagzeilen – Adelboden und zahlreiche Skifans waren ausser Rand und Band. Tausende feierten auf den Rängen eine rauschende Party, als hätte es nie eine Pandemie gegeben. Ausländische Skistars wie der Österreicher Manuel Feller wunderten sich: «Die Schweizer gehen einen etwas anderen Weg. Sie versuchen, an einem Wochenende alles zu durchseuchen.»
Am Wochenende schlugen Sachverständige wie Epidemiologe Marcel Salathé vor, Schnelltests abzugeben und tägliches Testen, um die Quarantänepflicht abzuschaffen.
Grundtenor: Massnahmen weiterführen
Derzeit grassiert die Omikron-Variante, die nach bisherigen Erkenntnissen zwar mildere Symptome hervorruft, jedoch als ansteckender gilt. Immer mehr Menschen, in der Schweiz rund zwei Drittel, sind geimpft und geboostert. Stellt sich also die Frage, ob Maskenpflicht, Distanz halten und Impfen noch zwingend nötig sind, wenn Omikron fast ohnehin die ganze Bevölkerung treffen kann.
Wir müssen in dieser Situation verhindern, dass wir zu viele Fälle gleichzeitig haben. Sonst kommt das öffentliche Leben zum Stillstand.
Ein Forscher befürwortet eine vollständige Aufhebung der Massnahmen . 6 Sachverständige sprechen sich dagegen aus. «Es ist wichtig, dass wir die Flinte nicht ins Korn werfen, sondern die Massnahmen weiterführen», sagt Jan Fehr, Infektiologe an der Universität Zürich. «Wir müssen in dieser Situation verhindern, dass wir zu viele Fälle gleichzeitig haben. Sonst kommt das öffentliche Leben zum Stillstand.»
«Nicht auf Durchseuchung hinzielen»
Gegen jegliche Lockerung spricht sich auch Marc Kaufmann aus. Er leitet die «Residenz au lac» in Biel-Bienne, ein Alterszentrum mit 99 Wohnungen und 50 Pflegeplätzen. «Wir wissen noch sehr wenig über Omikron. In unserem Bereich, wo wir Hochrisiko-Kunden haben, kann es nicht sein, auf eine Durchseuchung hinzuzielen», so der Direktor. «Wir müssen die Immunität mit der Impfung erreichen und gleichzeitig die Schutzmassnahmen aufrechterhalten.»
Wir wissen noch sehr wenig über Omikron. In unserem Bereich, wo wir Hochrisiko-Kunden haben, kann es nicht sein, auf eine Durchseuchung hinzuzielen
Auf die Frage von SRF, ob ein Shutdown nötig sei, um Ansteckungen mit Omikron zu verhindern, antwortete eine Fachperson mit Ja, drei halten einen Shutdown nicht für nötig. Drei gaben keine oder keine eindeutige Antwort.
Zudem wollte «10vor10» wissen: Sind Grossveranstaltungen weiterhin vertretbar? Darauf antworteten 4 Expertinnen mit Ja. 2 Fachleute halten solche Events derzeit nicht für angebracht. Eine Anschrift blieb unbeantwortet.
Noch kein Ende der Pandemie in Sicht
Fehr spricht sich ebenfalls gegen Mega-Anlässe aus, weil sie keinen Sinn machten. Allerdings seien Shutdowns nicht die richtige Lösung. Wichtig sei Augenmass: Weder sollte man zu stark einschränken, noch zu schnell öffnen. Die Omikron-Variante schaffe eine neue Situation. «Entscheidend wird sein, dass wir gut geschützt sind, wenn die Welle kommt. Wichtig ist die Impfung oder dass wir genesen sind. Ganz besonders zählt der Booster, damit wir die Zeit, in der Omikron nun so häufig auftritt, unbeschadet überstehen können.» Ein Ende der Pandemie scheint noch nicht in Sicht.