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DAB+-Kampagne Kommerzielle Werbung auf einer Webseite des Bundes

Das Bakom ist Partnerschaften mit Migros und Pure eingegangen. Transparenz gegenüber Konsumenten? Fehlanzeige.

Gerade ging wieder eine Welle von DAB+Spots durch TV und Radio. Unter dem Titel «Radio zieht um» soll die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht werden, dass die analoge Übertragung von Radio über UKW bis spätestens 2024 abgeschaltet wird und Radio nur noch digital mit einem DAB+-Gerät empfangbar ist.

Ein Hörer des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» surft auf die eigens dafür eingerichtete Internetseite dabplus.ch, vom Bundesamt für Kommunikation Bakom.

Kommerzielle Werbung auf einer Seite des Bundes?

Beim Herunterscrollen stösst er auf die Kategorie «Partner». Und darunter gross die Logos von Elektronikhändler Melectronics und Digitec Galaxus (beide gehören zur Migros Gruppe) und vom Gerätehersteller Pure.

Mit einem Klick ist man auf den entsprechenden Seiten. «Das ist für mich Bauernfängerei», ärgert sich der «Espresso»-Hörer, «da wird einem ein Produkt aufgeschwatzt, welches vielleicht gar nicht das beste ist.» Und er stellt sich die Frage, ob es überhaupt erlaubt sei, dass der Bund auf seiner Internetseite Werbung macht: «War dieses Engagement für Bewerber ausgeschrieben? Und wer profitiert hier wie von diesem Deal?», will er wissen.

Rechtlich in Ordnung, es fehlt aber an Transparenz

Eine Internetseite des Bundes, welche Werbung schaltet? Ein «Gschmäckle» hat die ganze Sache schon. Aber, rechtlich ist das in Ordnung. Reto Inglin ist Anwalt für Kommunikationsrecht: «Das Bakom darf zur Förderung von neuen Verbreitungstechnologien mit Dritten zusammenarbeiten, das ist im Radio und Fernsehgesetz so vorgesehen.» Allerdings sollte dann auch für Aussenstehende ersichtlich sein, wie diese Zusammenarbeit erfolgt, welche Leistungen diese Partner zu erbringen haben und welche Vorteile diese daraus ziehen, ergänzt Inglin. Und diese Transparenz fehlt gänzlich auf dabplus.ch.

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Legende: Mit einem einfachen Klick auf den roten Button, gerät man sofort auf die Seite des Partners. Screenshot

Bakom nimmt das «Espresso»-Feedback zur Kenntnis

Das Bundesamt schreibt, diese Partnerschaften seien im Zusammenhang mit der ersten DAB+-Kampagne zustande gekommen, welche bereits Mitte 2019 ausgelaufen sei, nach zwei Jahren. Und es schreibt: «Die Kampagne zog bedeutende Vorteile aus diesen Kooperationen. So wurden von den drei Firmen DAB+-Geräte im Wert von ca. 160'000 Franken zur Verfügung gestellt, die in der Kampagne eingesetzt wurden, z.B. als Wettbewerbspreise. Ausserdem erbrachten die Partner Geldleistungen von insgesamt 180'000 Franken, die für zusätzliche Massnahmen in die Kampagne investiert wurden.»

Die Grösse der Unternehmen und die Qualität der Produkte seien ausschlaggebend gewesen, dass man diese Firmen für eine Partnerschaft angefragt habe. Auch Coop mit seinen Anbietern Fust und Interdiscount seien angegangen worden, hätte aber kein Interesse gezeigt. Eine neue Kampagne für DAB+ werde im Lauf des nächsten Jahres gestartet. Und das Bakom schreibt: «Im Hinblick auf die neue Kampagne nehmen wir Ihr Feedback zur Kenntnis.»

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