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Umstellung auf Digitalradio Vor- und Nachteile eines früheren Abschaltens von UKW

Schon Mitte 2022 könnte Schluss sein mit der UKW-Übertragung. Was würde das für Radio und Publikum bedeuten?

Wer Radio hören will, hat drei Möglichkeiten: den guten alten UKW-Empfang, Streamen übers Internet und das Digitalradio DAB+. Je ein Drittel der Radionutzung entfällt auf diese drei Verbreitungswege. 18 Prozent der Bevölkerung hören Radio nur über UKW.

Interesse am früheren Umstellen auf DAB+

Die althergebrachte, analoge Ultra-Kurzwellen-Technologie stösst schon lange an ihre Grenzen. Die neuen digitalen Verbreitungswege bieten mehr Sendervielfalt. Deshalb will die Radiobranche in der Schweiz UKW durch DAB+ ersetzen – bis spätestens Ende 2024, so lautet der gemeinsame Plan.

Doch nun, so schreibt die SonntagsZeitung, könnte es schneller gehen: UKW könnte möglicherweise schon Mitte 2022 abgestellt werden, wenn sich die Branche gemeinsam auf dieses Abschaltdatum einigen könnte. Entscheide seien noch nicht gefallen, betonen die Privatradios als auch die SRG.

Radiomoderatoren im Studio
Legende: Droht Publikumsverlust beim Abschalten von UKW? Fest steht: Zwei Sendernetze zu betreiben, ist teuer. Keystone

Doch es gebe ein Interesse, früher als geplant abzustellen: Die Radiobranche müsste dann nicht länger zwei parallele, teure Sendernetze aufrechterhalten.

Und sie müsste nicht mehr investieren, um alte UKW-Masten betriebstauglich zu halten. Sondern könnte das Geld in den Aufbau des neuen Netzes stecken.

Noch einige Hindernisse beim Umstieg

Gegen ein rascheres Umstellen spricht die Angst, Radiohörerinnen und -hörer zu verlieren, wenn man UKW abstellt, bevor genügend Leute auf digitalen Empfang umgestellt haben. «Ein Teil der Bevölkerung wird sich ein neues Gerät anschaffen müssen», sagt Manuel Kollbrunner, Forschungsleiter bei der gemeinsamen Arbeitsgruppe von SRG und Privatradios, die die Umstellung vorantreibt.

Denn noch gibt es etliche Hindernisse beim Umstieg auf Digitalradio, zum Beispiel beim Radiohören im Auto. Noch nicht einmal ein Drittel aller Autos in der Schweiz haben ein DAB+-Gerät eingebaut. Anderseits sind mittlerweile neun von zehn Neuwagen mit DAB+ ausgerüstet. Auch der Empfang von DAB+ ist noch nicht optimal – etwa in den Strassentunnels. Anderseits wird auch hier daran gearbeitet, das Netz aufzurüsten.

Schliesslich spielt auch der Preis eine Rolle – ein neues DAB+-Gerät kostet schnell ein paar hundert Franken. Deshalb hören viele Menschen Radio übers Internet, weil sie so kein neues Gerät kaufen müssen. Ein Dilemma also: Stellt man die UKW zu früh ab, dann verliert man Publikum; wartet man zu lange, dann warten auch die Menschen, bis sie sich dann doch noch zum Kauf eines digitalen Empfangsgeräts entschliessen.

Bisher hat in Europa erst Norwegen diesbezügliche Erfahrungen gemacht. Norwegen stellte Ende 2017 die UKW ab. Daraufhin ging die Radionutzung deutlich zurück. Inzwischen aber hat sie sich wieder auf das Niveau vor der UKW-Abschaltung eingepegelt. Fazit: Erst mit der Zeit kauften sich die Leute neue Geräte und gewöhnten sich an die neue Art der Radionutzung.

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