«Wir alle müssen uns nochmals am Riemen reissen», mahnte Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), zu Beginn des Point de Presse eindringlich.
Die Situation habe sich nicht so entwickelt, wie man sich das seitens des Bundes erhofft hatte. Weil die Corona-Fallzahlen nicht schnell genug gesunken seien, bestehe die Gefahr, dass im Januar zu noch drastischeren Massnahmen gegriffen werden müsse.
Nachdem die Ansteckungszahlen in der zweiten Welle abgenommen hätten, würden sie jetzt wieder steigen, analysierte Mathys die Zahlen. Die wieder steigende Zahl der Neuansteckungen habe sich in den Hospitalisierungen noch nicht niedergeschlagen. «Es ist aber zu erwarten, dass das bald passiert. Der Druck auf das Gesundheitssystem bleibt unglaublich hoch.» Für das Personal werde es kaum Erholungsphasen geben. Doch genau das müsse man verhindern.
Task Force: «Situation hat sich deutlich verschlechtert»
Martin Ackermann, Präsident der Covid-19-Task Force, erläuterte: «Die Sars-Cov-2-Infektionen sind stark angestiegen.» Einzig in der Genfersee-Region konnten die Zahlen reduziert werden. «Der schnelle Rückgang der Zahlen in dieser Region kann mit den Massnahmen begründet werden», so Ackermann. Allerdings liege der Reproduktionswert in sieben Grossregionen der Schweiz bei über 1. Damit könne keine Halbierung der Fallzahlen erreicht werden.
Drei Faktoren würden die Situation erschweren: Die Temperaturen sinken, Menschen halten sich mehr drinnen auf und auch die Festtage kommen näher, wie Ackermann ausführte. Wenn Menschen im Durchschnitt mit sechs statt mit fünf Personen Kontakt hätten, dann steige das Ansteckungsrisiko um 20 Prozent. Zudem seien die Menschen mobiler, was die Kontaktverfolgung über die Kantonsgrenzen hinweg noch erschwere.
Kantonsarzt: «Erleben grösste Krise unserer Generation»
Thomas Steffen, Kantonsarzt von Basel-Stadt und Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, erklärte, was jeder und jede Einzelne tun könne, um die Kurve zu drücken. Es sei nicht einfach, Energie zu finden – es gebe diverse «Energiekiller»:
- Man bemühe sich sehr um die Virusbekämpfung, während andere dies gar nicht täten. Andere träfen sich in Gruppen, während man selbst den eigenen Geburtstag nicht feiere. Das könne frustrierend sein, muss es aber nicht. Denn alle, die sich bemühten, leisteten einen Beitrag, damit das Gesundheitssystem nicht zusammenbreche.
- «Wir sind doch alles Egoisten». Man höre oft, dass die Solidarität der ersten Welle verschwunden sei. Doch die Solidarität sei nun jetzt auch einfach Teil des Alltags geworden – beispielsweise durch das Maskentragen. Es gebe zum Beispiel Facebookgruppen wie «Gärn gscheh - Basel hilft», in der sich Leute gegenseitig unterstützten.
- «Es ist alles so kompliziert und mühsam geworden.» Wenn man das Ziel vor Augen habe, nämlich dem Virus keine Chance zu geben, sich weiterzuverbreiten, werde alles einfacher.
Man dürfe sich von diesen «Energiekillern» nicht zu sehr vereinnahmen lassen, so Steffen. Wichtig sei, sich zu überlegen: «Was ist mein persönlicher Beitrag, damit die Ansteckungsrate sinkt?»