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Studienleiter Thomas Milic: Eigeninteressen und patriotische Gefühle ausschlaggebend
Aus Tagesschau vom 26.07.2018.
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Studie zur Abstimmung Darum sagten Schweizer Ja zu Netzsperren und Nein zum Vollgeld

Das Wichtigste in Kürze

  • Das neue Geldspielgesetz ist von Wählern in allen Altersgruppen klar angenommen worden. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Bundes.
  • Anhänger aller grossen Parteien stimmten der Vorlage zu.
  • Die Stimmenden waren der Ansicht, dass nur mit dem neuen Gesetz genügend Gelder aus dem Geldspiel in die AHV und die Kultur fliessen würden. Drohende Netzsperren haben sie nicht abgeschreckt.
  • Die Vollgeld-Initiative wurde je nach politischer Ausrichtung sehr unterschiedlich bewertet.

72,9 Prozent der Stimmbürger haben am 10. Juni das neue Bundesgesetz über Geldspiele angenommen. Dieses möchte einheimische Casinos vor ausländischer Konkurrenz schützen und gleichzeitig die Finanzierung von Kultur und Sport über Geldspiele sichern. Eine Studie des Projektes Voto im Auftrag des Bundes zeigt nun, welche Wählergruppen das Gesetz durchgebracht haben.

Junge folgen nicht den Jungparteien

Zur Abstimmung kam es, da die Jungparteien erfolgreich das Referendum ergriffen hatten. Die Voto-Studie zeigt jedoch, dass es im Stimmverhalten zwischen den Altersgruppen nur kleine Unterschiede gab.

Legende:
Resultate der Abstimmung um das Geldspielgesetz nach Altersgruppen Obwohl sich die Jungparteien besonders stark gegen die Gesetzesänderung eingesetzt hatten, war auch die Zustimmung bei den jüngsten Wählern für die Vorlage sehr hoch. Die grösste Ablehnung fand der Gesetzesentwurf bei den 30- bis 39-Jährigen. Voto

Von den 18- bis 29-Jährigen nahmen fast drei Viertel die Vorlage an. Ihr Stimmverhalten unterschied sich kaum von demjenigen der älteren Semester. Auf die stärkste Ablehnung stiess der Gesetzesentwurf bei den 30- bis 39-Jährigen – doch auch von ihnen sprachen sich 61 Prozent für das Gesetz aus.

Breite Unterstützung von links bis rechts

Auch die Parteizugehörigkeit hatte bei dieser Abstimmung keinen grossen Effekt. Die Anhänger der Bundesratsparteien und der Grünen stimmten der Vorlage mit grosser Mehrheit zu. Auch die Parteilosen und die Wähler der Kleinparteien waren klar auf Seite des Bundesrates. Einzig bei der GLP wurde es eher knapp: nur 54 Prozent der Grünliberalen stellten sich hinter das Gesetz.

Legende:
Resultate nach Parteien FDP, die Grünen und die GLP empfahlen ihren Wählern, die Vorlage abzulehnen. Damit stiessen sie bei der Basis aber nicht auf offene Ohren. Einzig bei Anhängern der Grünliberalen kam es am Abstimmungssonntag zu einem knappen Ausgang. Voto

SP und CVP hatten ein Ja empfohlen, die SVP gab Stimmfreigabe. FDP, Grüne, GLP sowie alle grossen Jungparteien ausser der JCVP hatten dazu geraten, die Vorlage abzulehnen. Die Jungparteien konnten also – bis auf die JCVP – weder bei ihren jungen Wählern, noch innerhalb ihrer Mutterparteien mit ihren Anliegen punkten.

Wunsch nach stärkerer Regulierung

Besonders stark störten sich die Jungparteien an den angedrohten Netzsperren. Die Webseiten von ausländischen Geldspielanbietern werden nun in der Schweiz gesperrt – für die Gegner der Vorlage ein gefährlicher Präzedenzfall in der Internetzensur.

Die meisten Wähler teilten diese Sorge nicht. Das Argument verfing kaum. Nur etwas mehr als jeder Dritte stimmte ihm zu. Bedeutend besser kamen die Argumente der Befürworter an. Die Stimmenden waren klar der Meinung, dass Geldspiele wegen des Suchtrisikos stärkere Regulierungen verlangen. Auch die Meinung, dass nur das neue Gesetz Erträge für die AHV, die Kultur und den Sport aus dem Geldspiel garantieren könne, teilte mehr als jeder dritte Wähler.

Auswahl der Pro- und Kontra-Argumente in der Geldspielgesetz-Debatte

Argument
Dafür
DagegenWeiss nicht
«Wegen der Gefahr der Spielsucht ist das Geldspiel nicht ein normales Gut wie Schuhe und Kleider. Darum muss es auch stärker reguliert werden als andere Güter.»
83143
«Nur das neue Gesetz garantiert, dass die Erträge aus dem Geldspiel weiterhin der AHV und gemeinnützigen Zwecken wie Kultur und Sport zufliessen.»
77194
«Die inländische Casino-Lobby hat dieses Gesetz durchgesetzt, um unliebsame Konkurrenz vom Markt auszuschliessen.»
603011
«Die Netzsperre für Geldspiele ist ein gefährlicher Präzedenzfall und kann schnell zu weiterer Zensur in den Bereichen Musik, Film oder sogar Information führen.»
38558
Wegen Rundungsdifferenzen kann die Summe von 100 Prozent abweichen

Ebenfalls zur Abstimmung stand am 10. Juni die Vollgeld-Initiative. Sie hatte eine grundlegende Umstellung der Geldschöpfung in der Schweiz gefordert. Auch hier kam es zu einem klaren Ausgang – in die andere Richtung: 75,7 Prozent der Stimmbürger lehnten die Initiative ab.

Keine Experimente wagen

Bei dieser Vorlage zeigten sich klare Unterschiede im politischen Spektrum. Die Vollgeld-Initiative überzeugte mehr als die Hälfte der Wähler der Grünen. Bei den Bundesratsparteien erlitt die Initiative jedoch Schiffbruch, am klarsten bei der FDP: Nur jeder zehnte ihrer Wähler stimmte Ja.

Legende:
Resultate der Vollgeld-Initiative nach Parteien Während mehr als die Hälfte der Grünen-Anhänger sich hinter die Initiative stellten, konnte sich nur einer von zehn FDP-Sympathisanten für das Anliegen begeistern. Voto

Die Gegner der Vorlage hatten im Vorfeld argumentiert, dass es sich bei der Vollgeld-Initiative um ein Experiment handle, dessen Ausgang kaum absehbar sei. Dieses Argument hat schlussendlich auch die Stimmbürger überzeugt: Jeder dritte stimmte der Aussage zu, dass eine Vollgeldreform «ein sehr riskantes Experiment» sei.

Die Voto-Studie

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Die Studie ist ein gemeinsames Projekt von Fors, dem Zentrum für Demokratie Aarau ZDA und dem Befragungsinstitut Link. Sie wird im Auftrag des Bundes erhoben.

Für die Studie wurden zwischen dem 12. Juni und dem 29. Juni 1509 Stimmberechtigte per Telefoninterview befragt. Der Fehlerbereich beträgt +/- 2,4 Prozentpunkte.

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