Es ist eine Geschichte, wie sie nur der Zufall schreiben kann: Vor zwei Jahren stach dem finnischen Pflanzenbiologe Teemu Teeri an einem Bahnhof in Helsinki ein Blumentopf voller Petunien ins Auge. Leuchtend orange Petunien.
Ich habe zu viel gesagt.
Teeri, der auf eine 36-jährige Karriere als Biologe an der Universität von Helsinki zurückblicken kann, erinnerte sich an ein Gentech-Experiment aus den 80er-Jahren. Damals war es deutschen Wissenschaftlern in einem wegweisenden und umstrittenen Versuch gelungen, das Mais-Gen Pelargonidin in Petunien einzupflanzen, das die Blüten der beliebten Balkonblumen leuchtend orange färbte. Es war das erste Mal, dass genveränderte Pflanzen in Deutschland zum Feldversuch zugelassen wurden. Teeri packte sich einen Stängel Petunien in seinen Rucksack.
Weltweite Verbreitung
Als er die Blumen daraufhin in seinem Labor untersuchte, setzte er etwas in Gang, das das Wissenschaftsmagazin Science jetzt als das «Petunien-Massaker» bezeichnet. Teeri entdeckte, dass die Petunien die gleichen Genveränderungen aufwiesen wie diejenigen aus dem deutschen Versuch. Mehr noch: Die ungefährlichen aber genveränderten Petunien waren anscheinend jahrelang weltweit im Umlauf gewesen, ohne dass sie jemandem auffielen. Dabei geht es nicht um eine Kleinigkeit: Alle orangen Petunien weltweit sind betroffen.
Was tun bei genveränderten Blumen im Garten?
Teeris Entdeckung hatte Konsequenzen. Als er sie an einen Bekannten bei der finnischen Gentechnikbehörde meldete, setzte diese prompt acht Petunien-Sorten auf eine Vernichtungs-Liste. Der Verkauf und Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ist in der EU verboten. Schnell zogen andere Länder nach, darunter die USA, Deutschland und seit dem 8. Mai auch die Schweiz. Wie viele Petunien nun vernichtet werden müssen, ist unklar, genaue Zahlen liegen nicht vor. «Science» schätzt die Zahl aber auf tausende.
Spur in die Schweiz
Wie das passieren konnte, weiss niemand so genau. Eine Spur führt aber in die Schweiz: Das niederländische Saatgut-Unternehmen Zaadunie führte in den 90er-Jahren Tests mit den genveränderten Blumen durch. Zaadunie gehörte damals dem Basler Pharmakonzern Sandoz und ist heute ein Teil von Syngenta.
Unglücklich über die Petunien-Vernichtung ist mindestens einer: der Entdecker. Pflanzenbiologe Teeri meint gegenüber «Science»: «Ich habe zu viel gesagt.» Er hätte lieber zuerst eine hypothetische Frage gestellt, um herauszufinden, wie die Behörden mit den genveränderten Petunien umgehen würden und den Tipp dann wohl zurückgehalten.