Spitäler, Alterszentren oder andere Gesundheitsinstitutionen haben oft Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Stichwort: Fachkräftemangel. Immer wieder greifen die Unternehmen deshalb auf Temporärangestellte zurück. Doch diese sind teuer. Denn die Temporärbüros verlangen hohe Gebühren.
Mit der App «Schichtmatch» will Fiona Häseli aus Sulz AG dem Personalproblem im Gesundheitsbereich entgegenwirken. Die 32-Jährige hat selbst 15 Jahre Erfahrung in der Pflege, sieben Jahre davon als Abteilungsleiterin. «Dabei wurde mir bewusst, wie schwierig es ist, Personal zu finden, um bestimmte Schichten abzudecken.»
App-Entwicklung als Familienprojekt
An einem Abend im Sommer 2024 spricht Fiona Häseli am Familientisch mit ihrer Schwester Jamina und ihrem Vater Urs Häseli über das Problem. Da müsste es doch ein passendes Tool geben, um die bevorzugten Arbeitszeiten der Angestellten mit den offenen Schichten im Betrieb zu matchen, findet die Pflegefachfrau. Sofort beginnen die drei, mögliche Umsetzungen zu diskutieren. So entstand die Idee der App «Schichtmatch».
Nicht einmal ein Jahr später ist das Tool online. «Es funktioniert wie eine Dating-App», erklärt Fiona Häseli. Unternehmen geben an, für welche Schichten sie noch Personal suchen. Gleichzeitig können Stellensuchende ihre präferierten Schichten angeben. Stimmen die Wünsche überein, finden Arbeitgeber und Angestellte zusammen.
Erste Kundschaft arbeitet mit App
Zu den ersten Kunden gehört das Alterszentrum RAS in Ehrendingen. «Wir setzen grosse Hoffnungen in die App», sagt die Leiterin Nicole Da Rin.
Im Ehrendinger Alterszentrum findet man keine Temporärangestellten: «Bei der letzten Offerte eines Temporärbüros hätte mich eine Fachfrau Gesundheit 12'000 Franken gekostet. Die Angestellte selbst hätte nur die Hälfte davon als Lohn erhalten.» Für das Personalbüro hingegen wäre es ein lukratives Geschäft gewesen.
Dennoch hat auch Nicole Da Rin Mühe, genug Personal zu finden. «Teilweise haben wir Stellen ein halbes Jahr lang ausgeschrieben, ohne dass sich jemand bewirbt.» Hier soll die App «Schichtmatch» helfen.
Wie bei Tinder: Entweder es matched oder nicht.
Über Schichtmatch könne sie genau eingeben, für welche Schichten sie jemanden suche. «Wenn mein Team am Wochenende lieber frei hat, dann kann ich in der App nur für Samstag und Sonntag Personal suchen», erklärt Da Rin. «Es ist wie bei Tinder: Entweder es matched oder nicht.»
So könne sie ihrem Team, aber auch den Stellensuchenden gerecht werden. Ausserdem sei die App preislich attraktiv. «Die Jahresgebühr kostet mich etwa so viel, wie wenn ich zwei Stellen inseriere.»
App bald für die gesamte Schweiz
Seit Anfang Mai ist die App nun online. Für das Alterszentrum RAS in Ehrendingen gab es bereits einen ersten «Dating-App-Erfolg»: Kurz nach dem Aufschalten des gesuchten Stellenprofils kam es zum Match.
Für die Initiantin der App Fiona Häseli ein schöner Moment: «Das ist für uns eine wunderschöne Bestätigung, dass das Konzept von Schichtmatch funktioniert.»
Für die App hat Häseli ihren Pflegeberuf für den Moment an den Nagel gehängt. «Aktuell bin ich mit meinem Kind und der App voll ausgelastet. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, werde ich über Schichtmatch eine Stelle suchen, bei der ich hauptsächlich am Wochenende arbeiten kann.»