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Ende der Debatte um Vaterschaftsurlaub nicht absehbar
Aus HeuteMorgen vom 20.06.2019.
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Debatte um Vaterschaftsurlaub Ein Tag, zwei Wochen oder vier Wochen?

  • Der Bundesrat lehnt den Vaterschaftsurlaub weiter rundweg ab.
  • Der Ständerat wird sich heute in seinem Entscheid zum Thema positionieren – erwartet wird ein Votum für zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub.
  • Doch die Befürworter einer längeren Arbeitspause für Väter wollen ihre Forderung keineswegs aufgeben.

Gerade mal einen Tag frei kriegt ein Vater in der Schweiz bei der Geburt seines Kindes. So ist es im Gesetz geregelt und so soll es auch bleiben, findet der Bundesrat. Es sei besser, die Kinderbetreuungsangebote auszubauen, begründet der Bundesrat sein Nein sowohl zur Initiative «Vaterschaftsurlaub Jetzt», wie auch zum Gegenvorschlag.

Auch die zuständige Ständeratskommission hat sich klar gegen die Initiative ausgesprochen. Sie befürwortet aber ebenso deutlich den Gegenvorschlag mit zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.

«Entwicklungsland Schweiz»

Umstritten sind die Kosten, welche ein längerer Vaterschaftsurlaub verursachen würde. Die Initianten rechnen für vier Wochen Urlaub mit rund 420 Mio. Franken jährlich. Das koste heruntergerechnet einen Arbeitnehmer pro Monat einen Kaffee, sagt Adrian Wüthrich, SP-Nationalrat und Präsident des Initiativkomitees.

Bezahlter Vaterschaftsurlaub in den Nachbarländern

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  • Europäische Union

Viele EU-Staaten gewähren bereits heute Vaterschaftsurlaube zwischen einem Tag und mehreren Wochen. Künftig werden es in der ganzen Union mindestens zwei Wochen sein. Diesen Minimalstandard beschlossen Vertreter der Staaten, der Kommission sowie des EU-Parlaments zu Jahresbeginn. Die Mitgliedsländer müssen nun die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen.

  • Deutschland

Beiden Eltern steht gemeinsam während insgesamt 14 Monaten Elterngeld zu. Diese Zeit können sie frei untereinander aufteilen. Eltern mit höheren Einkommen erhalten 65 Prozent (maximal 1800 Euro), Eltern mit niedrigeren Einkommen bis zu 100 Prozent (mindestens 300 Euro) ihres Nettolohns. Darüber hinaus geniesst jeweils einer der beiden Elternteile während total 22 weiteren Monaten unbezahlter Elternzeit Kündigungsschutz.

  • Österreich

Väter haben Anspruch auf einen Monat unbezahlten Vaterschaftsurlaub, während dem sie einen sogenannten Familienzeitbonus von rund 700 Euro erhalten. Unabhängig von der Betreuungszeit bekommen Familien während 36 Monaten Kinderbetreuungsgeld von pauschal maximal 34 Euro pro Tag, (abhängig von der Bezugsdauer) oder lohnabhängig maximal 66 Euro pro Tag. Bis zum zweiten Geburtstag des Kindes geniesst darüber hinaus jeweils einer der beiden Elternteile während unbezahltem Urlaub Kündigungsschutz.

  • Frankreich

Väter haben Anspruch auf 3 Tage geburtsbedingte Freistellung sowie zusätzlich insgesamt 11 Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub während vier Monaten ab der Geburt. Dieser Anspruch besteht unabhängig vom Bezug des 16-wöchigen Mutterschaftsurlaubs.

  • Italien

Väter haben Anspruch auf 4 Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub während der ersten 5 Tage ab der Geburt sowie auf weitere 3 Tage, falls die Mutter einem Abzug vom Mutterschaftsurlaub zustimmt. Darüber hinaus haben bis zum 8. Geburtstag des Kindes beide Elternteile gemeinsam Anspruch auf total 11 Monate Elternurlaub, während dem sie 30 Prozent ihres Lohnes erhalten.

«Die Schweiz», so erklärt Wüthrich gegenüber SRF, «ist ein Entwicklungsland in puncto Familienpolitik. Die Schweiz macht sehr wenig für die Familien. Ich erinnere daran, die Schweiz ist das einzige Land in Europa, das noch keine gesetzliche Grundlage für einen Vaterschaftsurlaub oder eine Elternzeit kennt.»

Nur vorläufiges Ende der Debatte

Die Arbeitgeberseite rechnet allein beim Gegenvorschlag mit indirekten Kosten von bis zu 900 Mio. Franken. Vor allem für Kleinbetriebe mit drei oder vier Angestellten bringe ein Vaterschaftsurlaub grosse Probleme mit sich, sagt Gewerbeverbandspräsident und SVP-Nationalrat Jean-Francois Rime.

Noch schlimmer sind nach seiner Auffassung aber die durch Ausfälle verursachten Kosten: «Die Kosten sind sicher ein Problem. Aber es ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist, wenn sie einen Mechaniker haben oder einen Spezialisten in einem Betrieb.» Einen Ersatz könne man oft nicht sofort finden, das sei kompliziert.

Der Ständerat wird sich wohl heute für den Gegenvorschlag aussprechen, für zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. Damit aber wollen sich die Initianten nicht zufriedengeben. Wüthrich ist überzeugt, dass ein vierwöchiger Vaterschaftsurlaub beim Volk mehrheitsfähig ist.

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