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Ein Schaulaufen der SVP-Kandidaten
Aus Echo der Zeit vom 22.10.2022. Bild: Keystone-sda
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Delegiertenversammlung der SVP Ein Schaulaufen der SVP-Kandidaten

Hans-Ueli Vogt mischt das Rennen um die Nachfolge von Bundesrat Maurer auf. Der Zürcher Politik-Rückkehrer könnte zur Gefahr werden für den Kronfavoriten – für den Berner Nationalrat Albert Rösti. Die Delegiertenversammlung der SVP in Luzern war auch ein Schaulaufen der Kandidaten.

Der Kaffee im Pappbecher wird kalt, Hans-Ueli Vogt kommt nicht zum Trinken. Parteifreunde und Journalisten belagern ihn bei seiner Rückkehr in die Parteiwelt «Ich gebe zu, ich war längere Zeit nicht an einer Delegiertenversammlung», so Vogt. «Aber ich bin gerne hierhergekommen, um die Leute zu sehen, mit denen ich eine gemeinsame politische Vergangenheit habe.»

Vergangenheit, weil Vogt eigentlich letztes Jahr der Politik den Rücken gekehrt hat – das Amt als Nationalrat hat ihm nicht behagt. Jetzt will er Bundesrat werden. Der Rechtsprofessor ist ausnehmend höflich, fast scheu: Und das verbindet ihn mit seinem härtesten Konkurrenten Albert Rösti – bezeichnend, wie «nett» sich die beiden Favoriten begrüssen.

Fehlt Vogt die politische Härte?

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Legende: Keystone/URS FLUEELER

«Nett und sensibel sein» ist in der SVP nicht unbedingt ein Trumpf: Die Weltwoche von Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel nennt Vogt den falschen Kandidaten, weil ihm die politische Härte fehle.

«Wenn Härte bedeutet, dass man ein Macker sein muss – Trump, Putin oder Bolsonaro heissen muss – dann verzichte ich gerne auf diese Härte», so Vogt. «Tatsächlich mag man das als Weichheit bezeichnen, dass man auf eine andere Person eingehen und ihr zuhören kann. Aber wir reden hier über den Bundesrat, wo man mit Personen mit anderen politischen Auffassungen zusammenarbeitet.»

Diesen Konter dürften vor allem Parlamentarier aus den anderen Parteien gerne hören.

Auch Albert Rösti ist mit Kritik aus dem rechten Parteiflügel konfrontiert. Er sei ein «Pöstchen-Jäger» wegen seiner vielen Mandate. «Ich habe aus meiner Zeit als Parteipräsident etwas Erfahrung, wenn man angegriffen wird. Wenn einem die Argumente fehlen, muss man böse werden», betont der Berner Nationalrat. Und meistens habe er Argumente für seine Überzeugung für eine freie und sichere Schweiz.

In Luzern zeigt sich ein weiterer Berner Bundesratskandidat: Werner Salzmann. Der Ständerat stemmt sich gegen den Vorwurf, dass er als Sicherheitspolitiker thematisch zu einseitig unterwegs sei. Salzmann antwortet mit einer langen Aufzählung all seiner anderen Aktivitäten – und schliesst: «Ich staune über die Analyse, die gemacht wird. Das wird eigentlich weniger wahrgenommen, wenn man so stark in der Sicherheitspolitik verankert ist.»

Chiesa: Blöchliger war ungeschickt – sie weiss das

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Legende: Keystone/URS FLUEELER

Die grossen Abwesenden heute sind die beiden Zentralschweizer Regierungsräte und Bundesratskandidaten Heinz Tännler und Michèle Blöchliger. Sie gibt aber auch so zu reden: Die einzige Kandidatin für den Bundesrat hat mit einer «ungeschickten» Kommunikation zu ihrer britischen Staatsangehörigkeit Schlagzeilen gemacht.

«Das war nicht geschickt – sie weiss das auch», urteilt Parteipräsident Marco Chiesa. Und Nationalrätin Barbara Steinemann – eine Frauenfördererin in der SVP – sagt: «Sie wird es wahrscheinlich nicht auf das Ticket schaffen und das bedaure ich als SVPlerin.» Aber mit Guy Parmelin habe man in drei, vier, fünf Jahren wieder einen Sitz zu vergeben.

Warten also bis zum nächsten Bundesratsrücktritt. 

Wer aber schafft es jetzt auf den Wahlvorschlag der SVP-Fraktion? Parteipräsident Chiesa bringt heute – überraschend – ein Dreier-Ticket ins Spiel. «Das ist eine Option. Ich schliesse das nicht aus.» Es sei nicht so einfach, mit fünf kompetenten Kandidaten nur zwei auf ein Ticket zu stellen.

Ob Zweier- oder Dreier-Ticket: Bern oder Zürich dürfte am Schluss die ganz grosse Frage sein. Er selbst sei ja Zürcher nur durch biografischen Zufall, sagt Hans-Ueli Vogt in seiner typischen Art: Zürich aber solle im Bundesrat vertreten sein – nicht nur wegen seiner Wirtschaftsmacht. «Kriminalität und Migration – in all diesen Fragen ist der Kanton Zürich ein Vorreiter-Kanton». Er fände es richtig, das einer der sieben Bundesräte diese Lebensverhältnisse kenne.

Maurer: «Qualität der Kandidaten spielt eine Rolle»

«Schön und gut», antwortet Albert Rösti. Es sei aber auch berechtigt, dass die grosse Kantonalpartei Bern einen Anspruch auf einen SVP-Bundesrat hat. Auch wenn Bern mit der Sozialdemokratin Simonetta Sommaruga bereits eine Bundesrätin stellt.

Bleibt das Schlusswort. Es kommt vom zurücktretenden Bundesrat aus Zürich: «Die Qualität der Kandidaten spielt eine Rolle. Es ist ja nachher nicht ein Vertreter eines Kantons, sondern es ist ein Vertreter vom Land. Von mir aus können es auch sieben Tessiner sein – das spielt überhaupt keine Rolle.» Ueli Maurer – in der SVP wird er vielen fehlen.

Echo der Zeit, 22.10.22, 18:00 Uhr

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