Der Kaffee im Pappbecher wird kalt, Hans-Ueli Vogt kommt nicht zum Trinken. Parteifreunde und Journalisten belagern ihn bei seiner Rückkehr in die Parteiwelt «Ich gebe zu, ich war längere Zeit nicht an einer Delegiertenversammlung», so Vogt. «Aber ich bin gerne hierhergekommen, um die Leute zu sehen, mit denen ich eine gemeinsame politische Vergangenheit habe.»
Vergangenheit, weil Vogt eigentlich letztes Jahr der Politik den Rücken gekehrt hat – das Amt als Nationalrat hat ihm nicht behagt. Jetzt will er Bundesrat werden. Der Rechtsprofessor ist ausnehmend höflich, fast scheu: Und das verbindet ihn mit seinem härtesten Konkurrenten Albert Rösti – bezeichnend, wie «nett» sich die beiden Favoriten begrüssen.
Auch Albert Rösti ist mit Kritik aus dem rechten Parteiflügel konfrontiert. Er sei ein «Pöstchen-Jäger» wegen seiner vielen Mandate. «Ich habe aus meiner Zeit als Parteipräsident etwas Erfahrung, wenn man angegriffen wird. Wenn einem die Argumente fehlen, muss man böse werden», betont der Berner Nationalrat. Und meistens habe er Argumente für seine Überzeugung für eine freie und sichere Schweiz.
In Luzern zeigt sich ein weiterer Berner Bundesratskandidat: Werner Salzmann. Der Ständerat stemmt sich gegen den Vorwurf, dass er als Sicherheitspolitiker thematisch zu einseitig unterwegs sei. Salzmann antwortet mit einer langen Aufzählung all seiner anderen Aktivitäten – und schliesst: «Ich staune über die Analyse, die gemacht wird. Das wird eigentlich weniger wahrgenommen, wenn man so stark in der Sicherheitspolitik verankert ist.»
Wer aber schafft es jetzt auf den Wahlvorschlag der SVP-Fraktion? Parteipräsident Chiesa bringt heute – überraschend – ein Dreier-Ticket ins Spiel. «Das ist eine Option. Ich schliesse das nicht aus.» Es sei nicht so einfach, mit fünf kompetenten Kandidaten nur zwei auf ein Ticket zu stellen.
Ob Zweier- oder Dreier-Ticket: Bern oder Zürich dürfte am Schluss die ganz grosse Frage sein. Er selbst sei ja Zürcher nur durch biografischen Zufall, sagt Hans-Ueli Vogt in seiner typischen Art: Zürich aber solle im Bundesrat vertreten sein – nicht nur wegen seiner Wirtschaftsmacht. «Kriminalität und Migration – in all diesen Fragen ist der Kanton Zürich ein Vorreiter-Kanton». Er fände es richtig, das einer der sieben Bundesräte diese Lebensverhältnisse kenne.
Maurer: «Qualität der Kandidaten spielt eine Rolle»
«Schön und gut», antwortet Albert Rösti. Es sei aber auch berechtigt, dass die grosse Kantonalpartei Bern einen Anspruch auf einen SVP-Bundesrat hat. Auch wenn Bern mit der Sozialdemokratin Simonetta Sommaruga bereits eine Bundesrätin stellt.
Bleibt das Schlusswort. Es kommt vom zurücktretenden Bundesrat aus Zürich: «Die Qualität der Kandidaten spielt eine Rolle. Es ist ja nachher nicht ein Vertreter eines Kantons, sondern es ist ein Vertreter vom Land. Von mir aus können es auch sieben Tessiner sein – das spielt überhaupt keine Rolle.» Ueli Maurer – in der SVP wird er vielen fehlen.