Mit 62 Metern Höhe war das Hochhaus von Roland Rohn nach seiner Fertigstellung 1960 lange ein Wahrzeichen der Roche am Hauptsitz in Basel. Heute jedoch ist dieser Bau 52 kaum mehr zu sehen. Daneben stehen die höchsten Gebäude der Schweiz: die 205 und 178 Meter hohen Türme von Herzog & de Meuron sowie neue Laborgebäude mit bis zu 114 Metern Höhe.
Mit der Konzentration der Arbeitsplätze auf diesem Areal und dem angestrebten weiteren Wachstum steht der Bau 52 im Weg. Auch die veraltete Energiezentrale liegt darunter im Boden.
Doch nun gibt es Widerstand gegen den Bebauungsplan, der den Abriss im Zuge der nächsten Entwicklungsschritte gegen den Rhein hin erlauben soll. Geplant ist auch ein Park sowie bei Bedarf ein dritter Turm.
Meist hat die Pharmabranche, der Basel viel Wohlstand verdankt, lokalpolitisch ein leichtes Spiel. Diesmal jedoch will eine knappe Mehrheit der Bau- und Raumplanungskommission (BRK) des Grossen Rates den Bebauungsplan ändern: Sie will nicht nur den Park öffentlich machen, sondern auch den Bau 52 erhalten.
Die rotgrüne Kommissionsmehrheit widerspricht dem Konzern: Das alte Hochhaus könne man gut à jour bringen punkto Isolation, Schadstoffe und Erdbebenschutz. So sei es auch künftig für Büros verwendbar.
Zudem habe der Bebauungsplan für die beiden Türme den Erhalt von Bau 52 wegen seines kulturhistorischen Werts festgeschrieben. Inzwischen läuft für den Erhalt auch eine Petition aus Architekturkreisen, die bisher 600 Personen unterschrieben haben.
Das Gebäude ist unbestritten schutzwürdig.
«Das Gebäude gilt als kleiner Bruder des UNO-Hauptsitzes in New York. Es ist unbestritten schutzwürdig», sagt SP-Grossrätin Salome Bessenich, die der BRK angehört. Gerade weil Bau 52 direkt neben einem Turm steht, trägt dies laut BRK-Mehrheit zur Denkmalqualität bei, weil so der Quantensprung in der Baugeschichte ins Auge steche.
Eine mitte-bürgerliche Kommissionsminderheit teilt die Ansicht der Basler Regierung, dass trotz der baukulturellen Qualitäten der Aufwand für eine Sanierung dem Konzern nicht zuzumuten sei. Man müsste den alten Betonbau quasi skelettieren, und mit all den Ertüchtigungen würde sein Denkmalwert weitgehend zerstört.
Roche ist irritiert über die Kritik nach sechs Jahren Arbeit am neuen Bebauungsplan. «Wir werden unsere Klimaziele nicht erreichen können, wenn wir diesen Bau nicht abbrechen können», sagt der operative Standortleiter Jan Leibundgut. Und es wäre ein Wettbewerbsnachteil, wenn die Bedingungen in Basel schlechter würden.
Der Basler Wirtschaftsdirektor Kaspar Sutter (SP) hält die Änderungswünsche der Kommission für standortpolitisch riskant, wie er in einem Zeitungsinterview sagte. Inzwischen hält er sich aus der emotional aufgeladenen Diskussion heraus.
Die lokalen Zeitungen unterstützen die Roche-Position. Sie verweisen auf die Bedeutung und die Verdienste des Konzerns für den Stadtkanton und den grossen Druck auf die Pharmabranche durch US-Präsident Donald Trump. So schwingt die Frage mit, ob und wie weit man der Roche dreinreden darf.
Es wäre ein schlechtes Signal, Roche zu viele Steine in den Weg zu legen.
Kommissionspräsident Michael Hug (LDP) mahnt zu Zurückhaltung: «Es wäre ein schlechtes Signal, Roche zu viele Steine in den Weg zu legen, weil der Konzern auch sehr vieles vorbildlich umsetzt, etwa in der Ökologie, Kultur oder sozialen Verantwortung.»
Ob der Bau 52 geschützt wird, diskutiert das Basler Parlament am 15. Oktober. Eine Prognose ist schwierig; die Mehrheiten sind knapp.