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Organistin Nadia Bacchetta: «Eine riesengrosse Ehre, die mich langsam immer nervöser macht»
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 04.05.2023. Bild: zvg: Anita Gerster/Kandis Fotografie
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Der Auftritt ihres Lebens Solothurner Organistin spielt Tango auf der Orgel im Vatikan

Vor Tausenden Gästen und Papst Franziskus hat die Organistin Nadia Bacchetta am 5. Mai am «Sacco die Roma» den Auftritt ihres Lebens. Die Solothurnerin begleitet an der Orgel im Petersdom eine Messe zu Ehren der Schweizergarde. Wie es dazu kam und was der Auftritt für die 44-Jährige bedeutet.

Eine überglückliche Fügung sei das gewesen, lacht Nadia Bacchetta, als sie erzählt, wie sie und ihr Kollege Sven Angelo Mindeci zum speziellen Auftritt an einer päpstlichen Messe im Vatikan gekommen sind. Eine Rolle hat aber auch gespielt, dass Bacchetta und Mindeci mit Orgel und Akkordeon Musik spielen, die man bei einem Orgelkonzert nicht erwarten würde.

Messe im prunkvollen Petersdom
Legende: Im prunkvollen Petersdom wird die Solothurnerin Nadia Bacchetta im Rahmen einer Messe zur Vereidigung der neuen Schweizergardisten die Orgel spielen. Keystone/Karl Mathis

Das Duo hat vor einiger Zeit ein privates Konzert gespielt, wo aber auch ein leitender Organisator des «Sacco die Roma» anwesend war, einer grossen feierlichen Zeremonie zu Ehren der Schweizergarde im Vatikan. Der vatikanische Vertreter sei von den Tango-Stücken begeistert gewesen, die Bacchetta auf der Orgel spielt. Und weil Papst Franziskus aus Argentinien stamme, dem Mutterland des Tangos, war klar: Das passt zur Zeremonie in Rom.

Nach einigen mündlichen und schriftlichen Absprachen war der Auftritt im Vatikan bestätigt, so wie das auch bei anderen Auftritten abläuft. Dass es aber doch ein speziellerer Auftritt ist, das wurde Nadia Bacchetta kürzlich wieder bewusst: «Letzte Woche flatterte eine wunderschöne Einladungskarte direkt aus dem Vatikan zu uns.»

Sacco di Roma – Tragödie und Triumph der Schweizergarde

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Am 6. Mai des Jahres 1527 wurde Rom von über 20'000 feindlichen Söldnern überfallen und in den Wochen danach geplündert und verwüstet («sacco» ist ein veralteter italienischer Ausdruck für Plünderung). Die Söldner standen im Dienst von Kaiser Karl V. Allerdings waren sie lange nicht entlohnt worden und als ihr Anführer starb, stürmten sie auf eigene Faust die Stadt Rom.

Im Zuge der Plünderungen drangen die Söldner auch in den Vatikan ein. Die 189 Schweizergardisten versuchten, den Papst und den Heiligen Stuhl zu schützen, doch gegen die zahlenmässig übermächtigen Gegner hatten sie kaum eine Chance. Bei der Verteidigung starben 147 von 189 Schweizergardisten.

Den restlichen 42 Mann gelang es aber in letzter Minute Papst Klemens VII. und sich selber durch einen Geheimgang in die Engelsburg in Sicherheit zu bringen und so den Papst vor dem wohl sicheren Tod zu retten. Nach mehrwöchiger Belagerung der Engelsburg kapitulierte der Papst und musste Rom in der Folge verlassen.

Die katholische Kirche und die Schweizergarde gedenken jährlich den dramatischen Ereignissen am Sacco di Roma. Immer am 6. Mai werden die neuen Rekruten der Schweizergarde in einer feierlichen Zeremonie vereidigt, wobei immer auch ein Schweizer Kanton Gastkanton ist. Im Jahr 2023 ist dies der Kanton Aargau.

So kam es, dass Bacchetta, die sonst in der reformierten Stadtkirche Solothurn Orgel spielt, nun eine grosse päpstliche Messe im Petersdom musikalisch begleitet. Eine Messe, bei der feierlich die neuen Rekruten der Schweizergarde vereidigt werden und der rund 3000 Gläubige und Gäste beiwohnen.

Reformierte Organistin spielt am katholischsten aller Orte

Wenige Tage vor dem Auftritt pendelt Bacchettas Gemütslage zwischen Vorfreude und Nervosität, wie sie gegenüber SRF sagt: «Es ist eine riesengrosse Ehre und ich bin ich doch ziemlich angespannt, ob dann alles richtig klappt.»

Es ist eine Ehre und ich bin ich doch ziemlich angespannt.
Autor: Nadia Bacchetta Solothurner Organisitin

Sie hoffe, dass sie dann den Moment richtig geniessen kann und dass die Musik den Gardisten und Gästen gefällt. Sie sei zufrieden, wenn die Musik dem Moment noch einen speziellen Glanz verleiht.

Frau vor grosser schwerer Messingtür
Legende: Nadia Bacchetta vor dem Eingang der Stadtkirche Solothurn. zvg: Anita Gerster/Kandis Fotografie

Eine grosse Umstellung für die Organistin ist neben den anderen Instrumenten und dem viel grösseren Rahmen, dass sie normalerweise reformierte Gottesdienste begleitet. Nun tritt die 44-Jährige im Vatikan auf, im Zentrum des Katholizismus. «Tatsächlich sind die Abläufe in katholischen Messen sehr komplex, aber wir sind gut vorbereitet», sagt Bacchetta.

Heavy Metal, Tango oder Chansons auf der Orgel

Bei aller Liebe zur klassischen Orgelmusik versucht Nadia Bacchetta auch immer wieder, Orgel in anderen Musikrichtungen einzubauen. «Die Orgel ist ein sehr vielfältiges Instrument und repräsentiert eigentlich ein ganzes Orchester», sagt die Solothurnerin. Sie sei gerne kreativ mit all diesen Möglichkeiten und probiere gerne Dinge aus.

Unter anderem hat Bacchetta schon Heavy-Metal-Stücke auf der Orgel oder Chansons gespielt und aktuell beschäftigt sie sich mit Filmmusik. «Ich liebe es, das Publikum immer wieder mit Orgelmusik zu überraschen, die vielleicht etwas mehr den aktuellen Hörgewohnheiten entspricht.»

Diese Kreativität macht sich nun mit dem Auftritt ihres Lebens im Vatikan bezahlt. Immerhin waren es die auf der Orgel gespielten Tango-Stücke, die einen Vertreter des Vatikans dazu gebracht haben, die Solothurner Organistin zur päpstlichen Messe nach Rom einzuladen.

SRF 1, Regionaljournal Aargau Solothurn, 03.05.2023, 12:03 Uhr;

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