Für knapp 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen an Winterthurer Schulen ist Deutsch nicht die Muttersprache. Einige von ihnen benötigen darum zusätzliche Unterstützung, um die Sprache zu lernen und dem Schulunterricht besser folgen zu können. Die Stadt Winterthur will dieses Problem nun mit einer grossen Stellenaufstockung angehen. Das Programm «Deutsch als Zweitsprache DAZ» soll gleich zehn zusätzliche Stellen erhalten.
Frühe Deutschförderung schon im Kindergarten
Winterthurs Schulvorsteher Jürg Altwegg bestätigt die Recherchen des Regionaljournals Zürich Schaffhausen. «Wir wollen gerade im Kindergartenalter mehr unterstützen. Dort soll spezifisch gefördert werden, damit wir dies später weniger tun müssen.» Konkret: Wenn die Kinder schon im Kindergarten besser Deutsch sprechen, brauchen sie den Zusatzunterricht allenfalls in der Mittel- oder Oberstufe nicht mehr.
Neu umfasst der Unterricht «Deutsch als Zweitsprache» in Winterthur rund 68 Vollzeitstellen. Diese schlagen mit insgesamt 11.6 Millionen Franken zu Buche, das sind 3 Millionen mehr als im Jahr zuvor und so viel wie noch nie.
Wir wollen gerade im Kindergartenalter mehr unterstützen. Dort soll spezifisch gefördert werden, damit wir dies später weniger tun müssen.
Altwegg betont, dass die frühe Deutschförderung unter anderem aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation ausgebaut werden muss. «Es kommen nicht nur Geflüchtete aus der Ukraine in der Schweiz und somit in Winterthur an. Und diese sollen so schnell wie möglich Deutsch lernen, damit sie dem Regelunterricht folgen können. Darauf bereiten wir uns vor.»
Auch in Zürich ist die DAZ-Nachfrage gross
Nicht nur Winterthur ist mit der Herausforderung konfrontiert, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen zu unterstützen. Auch die Stadt Zürich hat das DAZ-Angebot in den letzten zwei Jahren um über zehn Prozent erhöht. Vorgesehen sind für das nächste Schuljahr insgesamt rund 200 Stellen. Das bestätigt Schulvorsteher Filippo Leutenegger. Kostenpunkt: 22 Millionen Franken.
Leutenegger sagt: «Die Stadt Zürich hat einen erhöhten Bedarf.» Dies habe mit steigenden Schülerzahlen zu tun und nicht nur mit der Zuwanderung. Aktuell liegt der Anteil der fremdsprachigen Schülerinnen und Schüler in Zürich bei 37 Prozent. Nicht alle benötigen aber DAZ-Unterricht, so Leutenegger. Und: Auch Kinder mit Deutsch als Muttersprache würden das Angebot nutzen.
Gesucht: Lehrpersonen für die frühe Deutschförderung
Eine Herausforderung für beide Städte stellt die Suche nach Lehrerinnen und Lehrern dar. Es sei nicht einfach, geeignetes Personal zu finden, sagt Winterthurs Schulvorsteher Jürg Altwegg. Und Filippo Leutenegger betont, dass sich der Lehrermangel auch beim DAZ-Unterricht zeige. «Wir haben einen Mangel, diesen konnten wir bislang aber beheben mit Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern, die nachher eine Lehrpersonenausbildung machen.»