Dreimal reiste der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe durch die Schweiz, zum ersten Mal vor 250 Jahren. Auf dem Dampfschiff Schiller lassen sich diese Reisen nun nachverfolgen.
Das Museum Sasso San Gottardo hat in einer Kajüte eine Sonderausstellung zu Goethes Zeit im Gebiet der heutigen Schweiz eingerichtet. Passagiere und Passagierinnen können sie während der Fahrt über den Vierwaldstättersee besuchen. Sonst stellt das Museum in einer Festung auf dem Gotthardpass aus.
Dreimal zu Fuss auf den Gotthard
Goethe blieb jeweils für mehrere Monate im Land. «Seine Erlebnisse hielt er umfassend fest», sagt Sophie Mauch. Sie ist die Kuratorin der neuen Ausstellung. Goethe führte Tagebuch und machte Zeichnungen der besuchten Orte.
Der Gotthard war der Höhepunkt.
«Anhand der Skizzen können wir noch heute nachvollziehen, wo er welchen Ausblick genoss», sagt Mauch. Der Höhepunkt der Reisen sei jedes Mal der Gotthard gewesen. Dreimal erklomm Goethe den Pass zu Fuss. Er liegt mehr als 2000 Meter über Meer.
Bei seiner dritten Reise 1797 wählte Goethe die Route vom Wallis her über die Furka. «Es war spät im Jahr und es lag schon Schnee», beschreibt Sophie Mauch. Goethe habe Mühe gehabt, einen Bergführer zu finden, der ihn auf den Pass führen wollte. Seine Eindrücke der Bergwelt verarbeitete Goethe später in seinen Texten.
Keine Zeit für Willhelm Tell
Neben dem Gotthard ist auch die Tell-Sage ein Thema in der Ausstellung. «Goethe beschäftigte sich stark mit den Geschichten um Willhelm Tell», sagt Kuratorin Mauch. Auf dem Weg von Nidwalden nach Schwyz lief der Dichter durch die Hohle Gasse. In der Sage erschiesst Tell hier den unbarmherzigen Landvogt Gessler.
Schiller war nie am Vierwaldstättersee.
Goethe habe Material gesammelt für eine eigene Tell-Geschichte, sagt Sophie Mach. Ein paar Jahre nach seinen Reisen erschien auch eine Tell-Geschichte aus deutscher Feder. Allerdings nicht von Goethe. Sein Freund Friederich Schiller schrieb das Theaterstück «Willhelm Tell», das heute noch regelmässig aufgeführt wird.
«Goethe musste sich eingestehen, dass ihm die Zeit fehlt», erklärt Sophie Mauch. Schiller selbst sei nie in der Region um den Vierwaldstättersee gewesen. In seinem «Willhelm Tell» seien die Reiseeindrücke von Goethe eingeflossen. Es passt also gut, dass die Ausstellung zu Goethes Reisen auf dem Dampfschiff mit Namen «Schiller» stattfindet.