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Mit Software Einbrüche voraussehen und verhindern
Aus Rendez-vous vom 30.10.2017. Bild: Imago
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Die digitale Kristallkugel Verbrechen verhindern, bevor sie passieren

Die Tage werden kürzer, im Schutz der Dämmerung wittern Einbrecher ihre Chance: Eine Software soll voraussagen, wo sie zuschlagen.

  • Jeden Tag wird in der Schweiz eingebrochen: Letztes Jahr 127 Mal pro Tag. Das ist viel, aber immer noch weniger als noch vor fünf Jahren.
  • Einbrüche verhindert hat dabei auch eine Computer-Software. Sie macht täglich eine Voraussage, welche Gebiete in einer Region aktuell besonders einbruchgefährdet sind.
  • Wie das funktioniert, zeigt ein Besuch bei der Stadtpolizei Zürich.

Im Film «Minority Report» von Steven Spielberg verhaftete Cyberpolizist Tom Cruise vor fünfzehn Jahren Straftäter – noch bevor diese ihr Verbrechen begehen. Von Science Fiction ist im Büro von Dominik Balogh auf der Wache der Zürcher Stadtpolizei nichts zu spüren. Dabei kann auch er mit dem Computer in die Zukunft schauen.

«Wir wollen herausfinden, wo die Gefahr gerade hoch ist. In welchem Quartier könnte es zu Einbrüchen kommen?», erklärt Balogh. «Precobs» heisst die deutsche Software, die das kann. Die Zürcher Stadtpolizei setzt sie seit drei Jahren im Kampf gegen Einbrecher ein.

Verbrecherjagen (fast) wie im Kino

Auf dem grossen Flachbildschirm an der Wand zeigt Balogh eine Karte der Stadt Zürich. Mit einem gelben Punkt ist eine Liegenschaft im Zürcher Industriequartier markiert, in die kürzlich eingebrochen wurde. Diese Oberfläche sieht auch der Polizist, der das System im Einsatz bedient. «Rot umrandet ist nun ein Risikogebiet zu sehen. Statistisch betrachtet gibt es eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Folgetaten», erklärt Balogh.

Denn «Precobs» basiert auf der Annahme, dass ein professioneller Einbrecher innert kurzer Zeit mehrmals im gleichen Gebiet zuschlägt, wenn er dort schon einmal erfolgreich in Wohnhaus eingestiegen ist. «Er geht nach einem Muster vor: Er möchte möglichst viele Einbrüche in kurzer Zeit machen», sagt Balogh.

Die «Precobs»-Software sucht nach Mustern in den täglichen Polizeirapporten: Mit welcher Methode ist der Einbrecher eingestiegen? Welches ist seine bevorzugte Tatzeit? Was für Häuser sucht er sich aus?

Macht die Software aufgrund dieser Muster eine Prognose für weitere Einbrüche in einem bestimmten Gebiet, führt die Zürcher Stadtpolizei dort mehr Patrouillen durch – das schreckt laut Dominik Balogh ab: «Wenn mehr Polizisten in einem bestimmten Raum unterwegs sind, steigt in der Wahrnehmung des Einbrechers die Wahrscheinlichkeit, dass er angehalten oder überprüft werden könnte, also dass man ihm auf die Schliche kommt.»

Die Zahl der Einbrüche ist rückläufig

Mehr Verhaftungen gibt es deswegen nicht, aber weniger Einbrüche. Das zeigt die städtische Polizeistatistik: Vor fünf Jahren gab es in der Stadt Zürich noch sechstausend Einbrüche. Letztes Jahr waren es nicht einmal mehr 2500. Ähnlich entwickelten sich auch die Einbruchzahlen in den Kantonen Aargau und Basel-Landschaft, die ebenfalls mit «Precobs» arbeiten.

Natürlich sei die Software nicht der einzige Grund für den Rückgang, so Balogh von der Zürcher Stadtpolizei. Die Polizei habe auch die Prävention verstärkt, und Hausbesitzer würden mehr Sicherheitssysteme installieren.

Aber: In den früheren Einbruch-«Hotspots» der Stadt Zürich sei die Zahl der Einbrüche seit «Precobs» überdurchschnittlich gesunken: «In den vormals hoch belasteten Gebieten scheint es also sehr gut zu funktionieren», sagt Balogh.

Nun prüft die Zürcher Stadtpolizei den Ausbau von «Precobs» – damit die Software künftig auch Taschendiebstähle oder Auto-Einbrüche vorhersagen kann. Science Fiction ist das nicht, sondern moderne Polizeiarbeit im digitalen Zeitalter.

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