Einmal jemanden treffen, der ganz anders denkt als man selbst? 1400 Personen haben den Versuch im Rahmen der Aktion «Die Schweiz spricht» gewagt. Sie diskutierten über kontroverse Themen wie Frauenquoten oder die Kinderadoption für Homosexuelle – und fanden neben Gegensätzen auch unerwartete Gemeinsamkeiten. Drei Gesprächspaare erzählen.
Hans , 57, Unternehmer:
«Bei der Frage der Frauenquote sind wir unterschiedlicher Meinung. Wir sehen beide, dass es ein wichtiges Thema ist. Aber wir haben unterschiedliche Auffassungen, wie man zum Ziel kommt. Das Ziel ist das gleiche, aber der Weg ist ein anderer.»
Sabina , 52, Schriftstellerin & Kommunikationsfachfrau:
«Die Gefahr ist, dass man sich im eigenen Milieu mit Gleichgesinnten bewegt. Nach Abstimmungen ist man dann erstaunt über das Resultat, weil man niemanden mit einer abweichenden Meinung kannte. Darum finde ich es wichtig, dass man solche Gespräche führt.»
Laura , 23, Psychiatriekrankenschwester:
«Es war sehr spannend mit jemandem zu sprechen, mit dem man sonst nicht in Kontakt käme – ausserhalb dieser Blase, in der man sich sonst bewegt. Ich diskutiere in meinem Freundeskreis viel über Politik, aber dort haben die Menschen alle die gleiche Meinung wie ich.»
Simon, 29, Sachbearbeiter Finanzen:
«Reibungen gab es dort, wo die Grenze zwischen konservativ und liberal durchgeht. Zum Beispiel bei der Frage, ob Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen sollen. Aber wir konnten das gütlich ausdiskutieren.»
Larissa , 30, Doktorandin Ingenieurgeologie an der ETH:
«Wir sind beeindruckt, wie wenig unterschiedlich unsere Meinungen sind, wenn man wirklich darüber spricht. Im Grossen und Ganzen haben wir eigentlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.»
Philippe , 30, Mitarbeiter Anwaltsbüro:
«Wenn man mit den Menschen spricht und zuhört, warum sie eine gewisse Meinung haben, und sich dann mit diesen Meinungen mit all ihren Nuancen auseinandersetzt, hat man ein einfacheres und schnelleres Verhältnis zueinander.»