Noch in diesem Jahr soll für die ganze Schweiz das Impfbüchlein digital werden. So wäre dann für alle klar, welche Impfungen noch schützen und welche aufgefrischt werden müssen. Die technischen Grundlagen sind da, um die Impfdaten als Teil des Elektronischen Patientendossiers (EPD) digital abzulegen und zu verwalten.
Datenrettung im Gang
Die Anbieterinnen haben bis Ende Jahr Zeit, den elektronischen Impfausweis einzubauen. Bisher habe noch keine Stammgemeinschaft den elektronischen Impfausweis implementiert, schreibt die zuständige Stelle eHealthSuisse.
Gleichzeitig läuft der Rettungsversuch von über fünf Millionen Impfdaten all jener, die das Projekt «MeineImpfungen» genutzt hatten. Es war das erste landesweite elektronische Impfbüchlein, das aber wegen schwerwiegender Sicherheitsmängel gestoppt wurde. Bis im Herbst sollen die Impfdaten gerettet sein. Sie liessen sich dann digital übertragen – etwa in ein elektronisches Patientendossier.
Kanton Bern will mit VacMe eigene Wege gehen
Auch der Kanton Bern möchte seinen Impfdatenschatz bewahren. Denn fast neun von zehn Einwohnerinnen und Einwohnern buchten während der Pandemie ihre Covid-Impftermine online über das Portal VacMe. Damit waren die Impfungen dokumentiert – etwa für das Zertifikat.
VacMe sei eine Lösung für den Kanton Bern und momentan eine rein bernische Applikation, erklärt Johannes Martz von der Gesundheitsdirektion. Dies schliesse aber nicht aus, dass sich andere Kantone dafür interessierten.
Bei VacMe ging es bisher primär um die Logistik rund um die Impfung, wie etwa die Terminreservation und die Verfolgung von Impfstoffen. Auch die Affenpocken-Impfungen wurden über diese Plattform abgewickelt, und seit neuestem die Zeckenimpfung.
Martz hält es für möglich, dass das weitverbreitete gelbe Impfbüchlein mit VacMe einen elektronischen Nachfolger erhält. Nach Angaben des Kantons Bern müsste es möglich sein, die Impfdaten dereinst ins elektronische Patientendossier zu übertragen – als PDF-Datei.
Interoperabilität mit Patientendossier zwingend
Allerdings brächte das keinen digitalen Nutzen, denn eine PDF-Ablage ist kein elektronisches Impfbüchlein. Erst mit den entsprechenden technischen Grundlagen des landesweiten Projekts gelingt das Abgleichen mit neuen Impf-Daten, samt Übersicht, welche Impfung gemacht und welche erneuert werden müsste.
Entsprechend betont auch die Konferenz der Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren «GDK», dass die elektronischen Systeme mit dem Impfmodul im Elektronischen Patientendossier kompatibel sein müssen und dasselbe Austauschformat verwendet werden muss.
Der Kanton Bern tut also gut daran, seine Anwendung so anzupassen, dass sie sich mit der schweizweiten Lösung kompatibel ist. Sonst bringt sie den Nutzerinnen und Nutzern wenig. Der Datenschatz ginge verloren, und die Liste von kantonalen digitalen Projekten, die isoliert bleiben und scheitern, würde länger.