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Direktzüge nach London Bundesrat Albert Rösti und die Liebe zum Zugfahren

In fünf Stunden mit dem Zug nach London: Bundesrat Rösti und die SBB wollen es möglich machen. Doch das wird teuer.

Der Schweizer Verkehrsminister Albert Rösti kommt ins Schwärmen, wenn er von seiner Zugreise nach London erzählt: Kurz nach sieben Uhr morgens hat er in Bern den Zug bestiegen und trifft pünktlich auf die Minute achteinhalb Stunden später im Zentrum von London ein, im Bahnhof St. Pancras International. «Es war richtig komfortabel; das am Platz servierte Essen vorzüglich.» Einzig das Umsteigen und Warten in Paris sei umständlich gewesen.

Statt achteinhalb Stunden soll die Zugreise künftig noch rund fünf Stunden dauern, ohne Umsteigen in Paris. «Damit werden Züge gegenüber den Flugzeugen wettbewerbsfähig», ist Bundesrat Rösti überzeugt: «Die SBB rechnet damit, dass sich eine direkte Zugverbindung pro Tag in beide Richtungen mit rund 1000 Reisenden rentabel betreiben lässt.»

Neue Züge und Abfertigungsterminals

Nach der Ankunft mit dem Eurostar-Zug aus Paris wird Bundesrat Albert Rösti von Robert Sinclair begrüsst. Er ist Geschäftsführer von London St. Pancras Highspeed – der Eigentümerin der Hoch­geschwindigkeits­strecke zwischen dem Kanaltunnel und dem Zentrum Londons.

Sinclair möchte die Bahnstrecke besser auslasten, um mehr zu verdienen. «Wir haben noch 50 Prozent freie Kapazität auf der Strecke und im Bahnhof», sagt Sinclair – und gibt sich optimistisch: «In zwei bis drei Jahren lässt sich eine internationale Verbindung aufgleisen.»

Rösti ist da etwas vorsichtiger: «Wenn wir’s in fünf Jahren schaffen, können wir zufrieden sein.» Er weiss, dass grössere Investitionen nötig werden – in neues Rollmaterial und in Abfertigungsterminals, was alles Zeit brauche.

Britische Grenzpolizisten in Schweizer Bahnhöfen

Ein grosses Hindernis sind die Grenzkontrollen. Dazu unterzeichnete er mit seiner britischen Amtskollegin Heidi Alexander eine Absichtserklärung. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll Lösungen erarbeiten.

Karte mit Zugstrecke von London nach Zürich über Paris, Basel und Genf.
Legende: Die Direktzüge würden Frankreich auf bestehenden Hochgeschwindigkeitsstrecken durchqueren. SRF

Damit Züge ohne Halt zwischen der Schweiz und London verkehren können, braucht es in Schweizer Bahnhöfen neue, gesicherte Terminals, in denen Sicherheits- und Grenzkontrollen durch britische Grenzpolizisten vorgenommen werden. Dies geschieht bereits heute in anderen europäischen Bahnhöfen, die von Eurostar direkt mit London verbunden sind. Nötig ist dies, weil Grossbritannien ausserhalb der Schengen-Zone liegt.

«Diese Terminals werden einen zweistelligen Millionen-Betrag kosten», schätzt Rösti. Schon 2026 will er dem Bundesrat einen Vorschlag unterbreiten. «Diese Investition wird sich schon nach wenigen Jahren lohnen.»

Ticketpreis entscheidet

Bleibt die Frage, ob viele Reisenden auf den Zug umsteigen würden: «Wenn es gleich viel kostet wie ein Flug, dann gerne», sagt eine Frau mit Kindern am Flughafen Zürich gegenüber SRF. Heute kostet eine Zugfahrt von Zürich nach London und zurück rund viermal mehr als ein Retourflug, den es ab rund 100 Franken gibt.

Rösti bleibt optimistisch: «Eine Zugverbindung nach London transportiert 1000 Reisende – so viele wie fünf Flugzeuge.» Aktuell bestehen täglich 23 Flugverbindungen allein zwischen Zürich und London. Zudem ist für eine Direktverbindung ein Abkommen zwischen der Schweiz, Frankreich und Grossbritannien nötig.

Für diese Zugverbindung seien keine staatlichen Subventionen vorgesehen, sagt das Uvek. Sie müsste durch ein Bahnunternehmen wirtschaftlich betrieben und durch Billettverkäufe finanziert werden. Damit stehe das Vorhaben nicht im Widerspruch zu Sparmassnahmen.

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Tagesschau, 9.5.2025, 19:30 Uhr

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