Es dröhnt aus den Lautsprecherboxen – ein rhythmisches Gitarrenriff, wuchtige Drums, dazu der unverkennbare Gesang der Band Krokus.
Bei Pascal Ferrazzini zu Hause in Glattfelden im Zürcher Unterland zeigen die beiden Labelgründer voller Stolz ihre erste Platte: ein Live-Konzert von Krokus am Wacken-Openair 2019.
In der Krise ein Unternehmen gegründet
Weil das offizielle Label der Solothurner Band dieses Live-Konzert nur als CD herausgibt, haben sich Pascal Ferrazzini und Martin Altorfer kurzerhand entschieden, das Live-Konzert als Schallplatte zu veröffentlichen. Möglich ist das, weil die Band die Rechte an diesen Liedern hat. Und so war «Dög Records» geboren. Mitten in der Corona-Krise.
Aus aller Welt kämen Bestellungen über den Webshop rein – nebst vielen Schweizer Fans bestellten vor allem auch viele aus Nordamerika die neue Krokus-Platte. «Aber auch aus Taiwan ist eine Bestellung hereingekommen», sagt Altorfer.
Für die eingefleischten Fans von Krokus hätten sie auch 100 komplett handsignierte Platte im Angebot. «Doch die sind alle schon ausverkauft», ergänzt Ferrazzini. Dass die Vorbestellungen so gut laufen, bedeutet den beiden Vinylfans viel. Schliesslich gehe man mit einer Unternehmensgründung auch immer ein gewisses finanzielles Risiko ein.
Vinyl wird immer wie teurer
Vinylplatten, besser bekannt als Schallplatten, sind Tonträger, die zu grossen Teilen aus Erdölderivaten bestehen. Da der Erdölpreis gegenwärtig durch die Decke geht, würden auch Schallplatten ständig teurer, sagt Ferrazzini. Zudem hätten in den letzten Jahren immer mehr Leute Gefallen an Vinyl gefunden. So seien die Presswerke vollständig ausgelastet. Auch das treibt den Preis in die Höhe.
Doch trotz des hohen Preises: Für die beiden Gründer von «Dög Records» ist Vinyl das einzig Wahre. Denn nicht nur die Tonqualität sei besser und langlebiger als bei anderen Tonträgern, auch bei der Optik biete es Vorteile. Denn die grösseren Schallplatten böten mehr Platz für Unterschriften, zudem könne man die oft aufwändig gestalteten Covers besser geniessen, so Altorfer.
Vom Hardcore-Fan zum Plattenlabel-Gründer
Pascal Ferrazzini erinnert sich, wie er bei Krokus-Konzerten immer zuvorderst gestanden sei. Nach den Konzerten habe er sich als Hardcore-Fan selbstverständlich die Platten von den Bandmitgliedern handsignieren lassen. Auf diese Weise habe man sich kennengelernt.
Als Krokus dann jemanden suchte, um ihre Fanartikel weiterhin zu verkaufen, war Pascal Ferrazzini schnell zur Stelle. So sei dann irgendwann die Idee zum erweiterten Fanshop inklusive eigenem Plattenlabel gekommen. Da sein langjähriger Freund Martin Altorfer ebenso angefressen ist wie er, war das Team schnell komplett.
Ich wünschte, wir hätten schon früher, in unseren 80er- und 90er-Jahren, ein solches Team gehabt. Denn die Jungs wissen, was sie tun, sie jammern nie und sind auch gut im Trinken.
Mit Krokus verbindet die beiden aber nicht nur das Geschäftliche – vielmehr sind sie auch Freunde der Band geworden. Chris von Rohr, hierzulande wohl das bekannteste Bandmitglied, steht in regelmässigem Kontakt mit dem Label. Wenn er über die beiden Labelgründer redet, kommt er ins Schwärmen: «Wir in der Band sind natürlich happy. Du brauchst Rock-Enthusiasten, keine Blockflöten-Gesichter, die immer am Reklamieren sind.»
Bei der einen Platte soll es nicht bleiben
Pläne für die Zukunft haben Pascal Ferrazzini und Martin Altorfer einige. So wollen sie weitere Platten ihrer Lieblingsband herausbringen. Vorerst freuen sie sich aber auf den 11. November. Dann nämlich veröffentlichen sie die erste Platte.
Doch die soll erst der Anfang ihres Bubentraums sein, den sie nun mit fast 50 endlich verwirklichen.