«Super Qualität und toller Kundenservice! Das Produkt wurde einen Tag nach Bestellung geliefert.» Eine Kundenbewertung, die so auch auf Amazon stehen könnte, doch sie steht auf «DreamMarket», einem Online-Handelsplatz für alles Illegale. Das bewertete Produkt ist ein Gramm Kokain – «hohe Schweizer Qualität», verspricht der Händler.
Schweizer Online-Drogenhändler
Die Seite «DreamMarket» ist nur im sogenannten Darknet abrufbar, einer verschlüsselten und versteckten Version des Internets. Auf dieser Seite werden vor allem Drogen gehandelt. Auch Schweizer Dealer machen mit, wie eine Recherche von SRF im Darknet zeigt. Darauf deuten auch die Namen dieser Händler. Sie heissen «migros», «Ems-Chemist» oder «CH-swiss».
Wir kontaktieren die Dealer, geben uns als Journalisten zu erkennen und wollen ihnen ein paar Fragen stellen. Die meisten schreiben sofort zurück und erklären sich bereit zu einem schriftlichen Interview. Sobald wir jedoch die konkreten Fragen schicken, herrscht Funkstille. Fünf Tage verstreichen, bis einer der Händler tatsächlich anonym Antwort gibt. Auf seinem Anzeigebild prangt ein Schweizer Wappen, wie ein Qualitätssiegel. Der Dealer schreibt auf Englisch, sein Deutsch sei nicht besonders gut.
Beim lesen der Antworten fällt uns auf, dass der Händler ein Bedürfnis hat, seine illegale Tätigkeit zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Die Definition von harten Drogen fasst der Händler gefährlich eng. Kokain zählt er offenbar nicht dazu. Eine Droge, vor der die Stiftung «Sucht Schweiz» warnt, sie mache sehr schnell psychisch abhängig und die bei häufigem Konsum zu schwerwiegenden körperlichen Schäden führt.
Exklusiver Club
Die Stiftung «Sucht Schweiz» hat kürzlich eine Studie zu Schweizer Dealern im Darknet publiziert. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter analysierten Daten einer illegalen Handelsplattform, ähnlich dem «DreamMarket», aus einem Zeitraum von eineinhalb Jahren.
Von 2016 bis Mitte 2017 machten Schweizer Dealer einen Umsatz von gut 1.3 Millionen Franken. Obwohl dies verglichen mit dem Strassenhandel wenig ist, lohnt es sich für die Online-Dealer. Das Geld verteilt sich auf eine relativ kleine Anzahl Händler, wie die Studie zeigt. Einige Anbieter verdienten fast 30’000 Franken pro Monat.
Wie der Dealer wirklich denkt, ist bei diesem schriftlichen Austausch schwierig zu spüren. Es scheint jedoch, als beschönige er sein Geschäft. Drogenhandel und Gewalt gehen Hand in Hand – besonders beim Kokain. Das zeigt ein Blick dorthin, wo es herkommt. Das weisse Pulver zieht eine rote Blutspur nach sich, vom Anbauland Kolumbien bis zu den Verkaufsmärkten in Europa oder Nordamerika.
Der Drogenhandel fordert Menschenleben
In Kolumbien wütete bis vor kurzem ein interner Konflikt zwischen der Regierung und den kommunistischen Farc-Rebellen. Rund 220’000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, die meisten davon Zivilisten. Die Rebellen finanzierten ihren Kampf mit dem Anbau von Kokain.
In Mexiko, Transitland für den Kokaintransport nach Nordamerika, kämpfen Drogenkartelle untereinander und gegen den Staat. Allein im Jahr 2017 sind dabei 21’000 Menschen umgekommen.