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Drogenhandel im Darknet Ein Schweizer Online-Dealer packt aus

Im Interview mit SRF News erklärt ein Online-Dealer seine illegalen Tätigkeiten. Er beschönigt und verharmlost sie.

«Super Qualität und toller Kundenservice! Das Produkt wurde einen Tag nach Bestellung geliefert.» Eine Kundenbewertung, die so auch auf Amazon stehen könnte, doch sie steht auf «DreamMarket», einem Online-Handelsplatz für alles Illegale. Das bewertete Produkt ist ein Gramm Kokain – «hohe Schweizer Qualität», verspricht der Händler.

Screenshot DreamMarket
Legende: «Alles tip top»: Kundenbewertungen, als ginge es um eine Lieferung Bücher. Screenshot «DreamMarket» / SRF

Schweizer Online-Drogenhändler

Die Seite «DreamMarket» ist nur im sogenannten Darknet abrufbar, einer verschlüsselten und versteckten Version des Internets. Auf dieser Seite werden vor allem Drogen gehandelt. Auch Schweizer Dealer machen mit, wie eine Recherche von SRF im Darknet zeigt. Darauf deuten auch die Namen dieser Händler. Sie heissen «migros», «Ems-Chemist» oder «CH-swiss».

Wir kontaktieren die Dealer, geben uns als Journalisten zu erkennen und wollen ihnen ein paar Fragen stellen. Die meisten schreiben sofort zurück und erklären sich bereit zu einem schriftlichen Interview. Sobald wir jedoch die konkreten Fragen schicken, herrscht Funkstille. Fünf Tage verstreichen, bis einer der Händler tatsächlich anonym Antwort gibt. Auf seinem Anzeigebild prangt ein Schweizer Wappen, wie ein Qualitätssiegel. Der Dealer schreibt auf Englisch, sein Deutsch sei nicht besonders gut.

Darknet-Dealer im Interview (Teil 1)

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SRF News: Was können Sie über sich erzählen?

Darknet-Dealer: Wir sind ganz normale Menschen, die Geschäfte machen. Wir haben gemerkt, dass es hier eine Nachfrage gibt, die wir befriedigen können. Es ist unsere Überzeugung, dass der Kampf gegen Drogen zu mehr Opfern führt als die Drogen selber.

Was genau verkaufen Sie denn genau im Darknet?

Unsere Kunden verlangen nach Stimulierendem. Kokain, Ketamin, Ecstasy und Speed, das wir in einem professionellen Labor produzieren. Wir verkaufen nur Dinge, die Menschen glücklich machen – keine Waffen, keine Pornographie und keine harten Drogen wie Heroin oder andere Opioide.

Beim lesen der Antworten fällt uns auf, dass der Händler ein Bedürfnis hat, seine illegale Tätigkeit zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Die Definition von harten Drogen fasst der Händler gefährlich eng. Kokain zählt er offenbar nicht dazu. Eine Droge, vor der die Stiftung «Sucht Schweiz» warnt, sie mache sehr schnell psychisch abhängig und die bei häufigem Konsum zu schwerwiegenden körperlichen Schäden führt.

Screenshot DreamMarket
Legende: Die meisten Dealer antworten nicht auf die Interviewfragen. Nach anfänglichem Interesse schreiben sie nicht mehr zurück. Screenshot «DreamMarket» / SRF

Exklusiver Club

Die Stiftung «Sucht Schweiz» hat kürzlich eine Studie zu Schweizer Dealern im Darknet publiziert. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter analysierten Daten einer illegalen Handelsplattform, ähnlich dem «DreamMarket», aus einem Zeitraum von eineinhalb Jahren.

Von 2016 bis Mitte 2017 machten Schweizer Dealer einen Umsatz von gut 1.3 Millionen Franken. Obwohl dies verglichen mit dem Strassenhandel wenig ist, lohnt es sich für die Online-Dealer. Das Geld verteilt sich auf eine relativ kleine Anzahl Händler, wie die Studie zeigt. Einige Anbieter verdienten fast 30’000 Franken pro Monat.

Darknet-Dealer im Interview (Teil 2)

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Können Sie vom Geld leben, das sie mit dem Internet-Drogenhandel verdienen?

Ja, man gut leben vom Verkauf übers Darknet. Aber es kommt natürlich drauf an, was für einen Lebensstandard man sich gewohnt ist.

Wie hat sich die Nachfrage in den letzten Jahren verändert?

Wir sind seit vier Jahren im Darknet tätig und merken, das Business wächst. Amazon wurde kürzlich mit einer Trillion bewertet, diesen Online-Hype spüren wir auch im Darknet. Einen Vergleich zum Verkauf auf der Strasse haben wir aber keinen, da wir den herkömmlichen Drogenhandel nie in Betracht gezogen haben.

Weshalb haben Sie sich für diesen Verkaufskanal entschieden?

Wegen dem Geschäft, um ehrlich zu sein. Aber: Wir glauben an den freien Willen. Die Menschen sollen machen können, was sie wollen, solange sie anderen keinen Schaden zufügen.

Wie der Dealer wirklich denkt, ist bei diesem schriftlichen Austausch schwierig zu spüren. Es scheint jedoch, als beschönige er sein Geschäft. Drogenhandel und Gewalt gehen Hand in Hand – besonders beim Kokain. Das zeigt ein Blick dorthin, wo es herkommt. Das weisse Pulver zieht eine rote Blutspur nach sich, vom Anbauland Kolumbien bis zu den Verkaufsmärkten in Europa oder Nordamerika.

Polizist vor Drogenpaketen
Legende: Ein mexikanischer Polizist bewacht rund 60 Kilogramm beschlagnahmtes Kokain Reuters

Der Drogenhandel fordert Menschenleben

In Kolumbien wütete bis vor kurzem ein interner Konflikt zwischen der Regierung und den kommunistischen Farc-Rebellen. Rund 220’000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, die meisten davon Zivilisten. Die Rebellen finanzierten ihren Kampf mit dem Anbau von Kokain.

In Mexiko, Transitland für den Kokaintransport nach Nordamerika, kämpfen Drogenkartelle untereinander und gegen den Staat. Allein im Jahr 2017 sind dabei 21’000 Menschen umgekommen.

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